Tipps vom Profi
Wie du aus der Schuldenfalle herauskommst

Mehr als 400'000 Menschen in der Schweiz sind von Schulden betroffen – und nur die wenigsten sprechen offen darüber. Blick hat bei Caritas nachgefragt.
Publiziert: 01.04.2025 um 17:24 Uhr
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Aktualisiert: 01.04.2025 um 22:37 Uhr
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Eren hat Schulden und ist damit nicht allein.
Foto: Qendresa Llugiqi

Darum gehts

  • Durchschnittlich haben Betroffene 60'000 Franken Schulden
  • Frühzeitige professionelle Hilfe und Budgetplanung sind entscheidend
  • Kontaktaufnahme zu Gläubigern, um Lösung zu finden
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sandra MeierJournalistin News

Eren* (25) hat 40'000 Franken Schulden. Der gelernte Hauswart ist kein Einzelfall. Über 414'000 Personen in der Schweiz stecken in der Schuldenfalle – 6000 mehr als noch im Vorjahr. Wer seine Schulden nicht mehr tilgt, gerät in eine Abwärtsspirale. Die Folgen: Verzicht, Armut, soziale Ausgrenzung. Was du dagegen tun kannst.

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Sofort Hilfe holen

«Das Allerwichtigste ist, sich frühzeitig professionelle Hilfe zu holen», sagt Caritas-Mediensprecher Niels Jost zu Blick. Viele Betroffene häufen ihre Schulden über Jahre an. Konkret: Fast die Hälfte (49 Prozent) sind über fünf Jahre verschuldet. Zu diesem Zeitpunkt hat das Minus bereits ein schwindelerregendes Ausmass erreicht. Durchschnittlich über 60'000 Franken, wie Zahlen des Dachverbands Schuldenberatung Schweiz zeigen.

«Betroffene kommen mit ganzen Säcken von Briefen in die Beratung, die sie nie aufgemacht haben.» Jost spricht von einem Leiden vieler Betroffener: Sie wissen zwar, dass sie Schulden haben, verschliessen aber die Augen vor dem Ausmass. «Alleine ist das oft nicht zu bewerkstelligen.»

Hast du Schulden? Bei Caritas oder regionalen Fachstellen in deinem Wohnkanton findest du kostenlos Hilfe.  

  • Achte darauf, dass die Schuldenberatung Mitglied des Dachverbands Schuldenberatung Schweiz ist. Dies garantiert die Professionalität der Organisation.
  • Finger weg von unseriösen Finanzsanierern: Sie versprechen schnelle und einfache Lösungen, verlangen dann aber Gebühren, ohne etwas zu machen.
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Ordnung schaffen

  • Alle Schulden auflisten – mit Gläubigern, Beträgen, Zinsen und Fälligkeiten.
  • Budgetplan erstellen – so siehst du, wie viel Geld übrig bleibt und welche Fixkosten anfallen.
  • Verträge prüfen – gibt es Abos oder Mitgliedschaften, die du kündigen kannst?
  • Mahnungen ernst nehmen und bei der ersten Betreibung Hilfe holen.
  • Neue Schulden vermeiden – keine Ratenkäufe oder Leasingverträge abschliessen.

Hier findst du Vorlagen, um einen Budgetplan zu erstellen – passend zu deiner familiären und finanziellen Situation. 

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Kontakt zu Gläubigern aufnehmen?

In gewissen Fällen macht eine Schuldensanierung laut Caritas-Mediensprecher Niels Jost Sinn. Dabei wird mit Gläubigern vereinbart, wie viel zurückgezahlt wird oder ob ein Schuldenerlass möglich ist. Doch Vorsicht: Dafür braucht es oft ein finanzielles Polster, damit Gläubiger sich auf einen Deal einlassen. Caritas rät, nur mit Unterstützung einer Beratungsstelle Kontakt zu Gläubigern aufzunehmen.

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Scham ablegen

Schulden lösen Ohnmacht und Scham aus – beides hält viele davon ab, Hilfe zu suchen. Caritas empfiehlt, die eigenen Sorgen und Probleme mit dem Umfeld zu teilen: «Die Tabuisierung des Themas Geld schadet allen.»

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Macht ein Privatkonkurs Sinn?

Eine Insolvenzerklärung sollte die allerletzte Option sein. Der Privatkonkurs kann in Einzelfällen Sinn machen, wenn unter anderem folgende Punkte erfüllt sind:

  • Deine Schulden sind so hoch, dass eine Rückzahlung selbst mit Raten unrealistisch ist.
  • Du hast kein pfändbares Einkommen oder Vermögen.
  • Ständige Betreibungen und Pfändungen belasten dein Leben stark.

Aber Achtung: Die Schulden bleiben bestehen und können später eingefordert werden, wenn du wieder zu Geld kommst. Der Privatkonkurs bietet laut Jost lediglich eine «Verschnaufpause». Hol dir deshalb zuerst professionelle Hilfe, bevor du diesen Schritt in Betracht ziehst.

* Name geändert 

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