Bührle-Komplex
Historiker fordern unabhängige Forschung

Emil G. Bührle war Hitlers Waffenhändler in Zürich. Ehemalige Mitglieder der Bergier-Kommission fordern, Bührles Kunstwerke sollten von unabhängigen Experten untersucht werden.
Publiziert: 11:37 Uhr
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Das Kunsthaus Zürich zeigt Bilder der Bührle-Stiftung.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Bergier-Kommission kritisiert Einigung zur Bührle-Sammlung im Kunsthaus Zürich
  • Experten fordern unabhängige Provenienzforschung und Beteiligung der Bührle-Stiftung an Kosten
  • 92-jähriger Holocaust-Überlebender Saul Friedländer unter den Unterzeichnern der Erklärung
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Die Bergier-Kommission hat 2002 einen Bericht zur Rolle der Schweiz im Zweiten Weltkrieg vorgelegt. 23 Jahre später kritisieren ehemalige Mitglieder und Mitarbeiter die Einigung der Zürcher Kunstgesellschaft mit der Bührle-Stiftung. «Wir sind überrascht, dass die Provenienzforschung erneut nicht unabhängig weitergeführt werden soll», schreiben die Historiker in einer Erklärung, die Blick vorliegt. Die Verantwortlichen haben sich kürzlich darauf verständigt, in den nächsten fünf Jahren auf Kosten des Steuerzahlers zu untersuchen, ob es sich bei den Leihgaben der Bührle-Stiftung um Raub- und Fluchtkunst handelt. Allerdings soll die Forschung vom Kunsthaus Zürich betrieben werden und nicht von einer dritten, unabhängigen Stelle.

Die ehemaligen Mitglieder der Bergier-Kommission favorisieren hingegen ein «unabhängiges Gremium, das die Provenienzforschung und die geplanten Ausstellungen begleitet». Auch fordern die Experten, dass die komplette Sammlung Bührle durchleuchtet werden solle – und nicht nur die Werke, die im Kunsthaus zu sehen sind. Auch solle sich die Bührle-Stiftung an den Kosten der Forschung beteiligen – schliesslich erfahre die Sammlung durch das öffentliche Zeigen eine Wertsteigerung. «Es kann nicht sein, dass die öffentliche Hand, welche die Kosten für das Ausstellen und Aufbewahren der Sammlung trägt, nun auch deren Erforschung alleine finanzieren soll», schreiben die Historiker. 

Zu den Unterzeichnern der Erklärung gehören Starhistoriker Saul Friedländer (92), der als Kind den Holocaust überlebt hat, sowie weitere Historiker wie Georg Kreis (81), Jacques Picard (73) und Jakob Tanner (74). Im Gespräch mit Blick kritisiert Picard das Schweigen der Bührle-Erben. Picard: «Der Bergier-Kommission wurde einst mitgeteilt, Bührle habe kein Archiv. Das hat sich als unwahr erwiesen. Wenn die Erben weiterhin schweigen, setzen sie die Lüge fort.»

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