Der Alpstein zieht Wanderer und Ruhesuchende aus der halben Schweiz und dem nahen Deutschland an. An schönen Tagen kann es deshalb schon einmal voll werden rund um den Säntis. Wanderer und Biker stehen sich dann auf den Füssen herum. Das fängt bei der Parkplatzsuche im Tal an und hört beim Bestellen im Berggasthaus auf. Entsprechend streng sind die Regeln.
Und doch: Immer wieder steht das beeindruckende Massiv in der Ostschweiz in den Schlagzeilen. Zuletzt wegen des Angebots einer St. Galler Firma, die Übernachtungen in der Felswand über dem bekannten Restaurant Aescher anbietet. Oder wegen eines 28-jährigen Basejumpers, der sich oberhalb der Bergbeiz in die Tiefe gestürzt hat und an den staunenden Gästen vorbeigesegelt ist. Und sich und den verrückten Sprung in den sozialen Medien gefeiert hat.
«50 Leute – Rambazamba!»
Jetzt sorgt eine Gruppe von Holländern für Aufregung unter den einheimischen Berggängern. Fotos, die sie beim Campen zeigen, seien in einer Facebook-Gruppe aufgetaucht, wie die «Appenzeller Zeitung» berichtet. Ihre Zelte stehen am Ufer des Fählensees auf 1447 Metern über Meer. Teilweise stehen die jungen Männer nackt im kalten Bergsee.
«Vor zehn Jahren war am Morgen mal ein Biwak zu sehen, das aber bei Tagesanbruch wieder weg war», schreibt ein erfahrener Wanderer auf Facebook. «Heute Morgen waren es 22 (!) Zelte und etwa 50 Leute – Rambazamba.» Auf dem Weg nach Brülisau AI runter seien ihm noch viel mehr Wanderer mit Campingausrüstung entgegengekommen. «Das kann doch nicht sein. Verkommt der Alpstein zu einem riesigen Campingplatz?», fragt er. In der Gruppe wird sein Post heiss diskutiert und über 80-mal kommentiert.
«Gratis mache ich das nicht mehr»
Wildcampieren ist im Alpstein untersagt. Die Holländer haben ihre Zelte aber auf einer Wiese von Älpler Sepp Inauen aufgeschlagen. Und das ist nicht verboten, wenn man ihn fragt. «Es wird immer extremer», sagt er der «Appenzeller Zeitung». Vier Nächte seien sie geblieben. Es sei eine christliche Organisation, so Inauen. «Aber keine Sekte», betont er. Sogar Holz für ein Feuer hätten sie gewollt. Er brauche das aber zum Käsen.
Älpler Inauen nimmt von den Touristen 12 Franken pro Nacht und Person. Auch von der niederländischen Bibelgruppe. Werbung macht er keine für sein Angebot. Doch gratis mache er das nicht mehr. «Da bleibt auch mal eine Büchse liegen, und sie kommen mit ihren Gaskochern oder bauen Feuerstellen.» Man müsse aufpassen, mehr gehe nicht.
Das sieht man auch beim Kanton Innerrhoden so. Derzeit wird eine gesetzliche Grundlage ausgearbeitet. Sie kommt allerdings frühestens 2028 vors Volk. So lange bleibt das Zelten mit der Erlaubnis von Grundeigentümern oder Sennen weiterhin gestattet.