«Gebe einer Verkäuferin auch kein Trinkgeld»
1:44
Zahlterminals ärgern Kunden:«Gebe einer Verkäuferin auch kein Trinkgeld»

Bevormundung am Bezahlgerät
Trinkgeld-Trick macht Schweizer hässig

Schweizer schätzen Freiwilligkeit beim Trinkgeld. Vorgeschlagene Prozentzahlen an Bezahlterminals werden sehr negativ bewertet. Die Studie zeigt: Je mehr Druck, desto weniger Gefallen finden Gäste am Trinkgeldgeben.
Publiziert: 07:38 Uhr
|
Aktualisiert: 11:00 Uhr
Teilen
Anhören
Kommentieren
1/5
Schweizerinnen und Schweizer sind meist grosszügig, wenn es ums Trinkgeld geht.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Nur 5,4 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer geben nie Trinkgeld
  • Schweizer geben gerne Trinkgeld, bevorzugen Bargeld und schätzen Freiwilligkeit
  • Digitale Bezahlmethoden mit vorgeschlagenen Prozentzahlen werden negativ bewertet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
RMS_Portrait_AUTOR_928.JPG
Christian KolbeRedaktor Wirtschaft

Die gute Nachricht für das Servicepersonal vorneweg: In der Beiz sind Schweizerinnen und Schweizer immer noch sehr spendabel, wenn es darum geht, Trinkgeld zu geben. Nur gerade 5,4 Prozent gehören zu den Oberknausern, die dem Personal nie einen Zustupf geben – egal wie gut der Service war. Der grosse Rest hat immer mal wieder ein offenes Portemonnaie für die Angestellten in der Gastrobranche, bei knapp zwei Dritteln gehört das Trinkgeld beim Besuch in der Beiz mehr oder weniger dazu. 

Das zeigt die jüngste Trinkgeldstudie, welche die ZHAW in Winterthur im Auftrag der Bank Cler durchgeführt hat. Überraschend: Wenn Trinkgeld, dann am liebsten in Bar, auch wenn die digitalen Bezahlmittel immer weiter auf dem Vormarsch sind. 

Und selbst die Jungen geben wieder etwas häufiger Trinkgeld als in den letzten Jahren, etwa weil sich die eigenen finanziellen Verhältnisse verbessert haben oder die Wertschätzung für das Servicepersonal gestiegen ist: «Das Ergebnis macht deutlich, dass die Zurückhaltung der jüngeren Generation beim Trinkgeld oft mit ihren finanziellen Möglichkeiten zusammenhängt und nicht auf ein anderes Verständnis von Serviceentlohnung oder Wertschätzung», so Cler-CEO Samuel Meyer (44). 

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Immer mehr Bevormundung

Doch es gibt ein grosses Aber: Das Trinkgeldgeben muss freiwillig sein, wird es von einem Bezahlterminal oder gar vom Personal eingefordert, schmeckt das den meisten überhaupt nicht. Grosszügigkeit ja, Bevormundung nein. Auch im digitalen Zeitalter ist es drei Viertel der Gäste in Restaurants am liebsten, das Personal nennt den Gesamtbetrag, der Gast schlägt das Trinkgeld obendrauf und dieser wird ins Bezahlgerät eingetippt – transparent und freiwillig. 

Die Krux: Genau diese Bevormundung breitet sich immer mehr aus. Die von den Terminals vorgeschlagenen Prozentzahlen mit der Option «kein Trinkgeld» oder «überspringen» fallen grossmehrheitlich durch, wie die Umfrage zeigt: 62 Prozent der Befragten bewerten diese negativ, vor allem, weil sie das Trinkgeld nicht in Prozent bestimmen wollen oder sich durch die Vorschläge bevormundet fühlen. «Je aktiver die Gäste auf die Möglichkeit zur Trinkgeldgabe hingewiesen oder gar dazu aufgefordert wird, desto weniger Gefallen finden sie daran», so das Fazit der Studie. 

Die Trinkgeldkultur ist in der Schweiz nach wie vor sehr ausgeprägt, das hat sich trotz steigender Preise in den letzten Jahren nicht geändert. Wichtig ist aber auch, dass der gesamte Bezahlprozess vom Gast her gedacht wird – und nicht über einen Prozess, der für die Terminalbetreiber als der richtige erscheint!

Youtube-Star schenkt Kellnerin Auto als Trinkgeld
1:00
Video hat 55 Millionen Klicks:Youtube-Star schenkt Kellnerin Auto als Trinkgeld
Teilen
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?
Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.