Hans Aregger spricht über sein Hauptanliegen
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Krach mit Gewerkschaften:Hans Aregger spricht über sein Hauptanliegen

Bauunternehmer Hans Aregger warnt vor Lohndumping und Schwarzarbeit
«Ohne Vertrag drohen auf dem Bau Zustände wie in Osteuropa»

Kommt es auf dem Bau noch zu einem Last-Minute-Deal? Die Gewerkschaften und der Baumeisterverband verhandeln am Freitag erneut über einen neuen Landesmantelvertrag. Bleibt eine Einigung aus, könnte es knüppeldick kommen.
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Bauunternehmer Hans Aregger warnt vor einem vertragslosen Zustand.
Foto: Raphaël Dupain

Darum gehts

  • Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und Baumeisterverband stocken – vertragsloser Zustand droht
  • Bauunternehmer warnt vor Schwarzarbeit und Lohndumping ohne Gesamtarbeitsvertrag
  • Durchschnittslohn auf dem Bau liegt laut SBV bei 6261 Franken
  • Löhne sind die grosse Knacknuss in den Verhandlungen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Hans Aregger (64) ist sich an Lärm gewöhnt: Sein Bauunternehmen, die Aregger AG mit Sitz in Buttisholz LU, macht neben Hoch- und Tiefbau vor allem Gebäuderückbau. Riesige, bis zu 300 Tonnen schwere Hightech-Bagger reissen die Gebäude ab – präzis von der Spitze bis hinab aufs Fundament.

Aktuell wird es aber auch Aregger zu laut: In den Verhandlungen zwischen Gewerkschaften und dem Schweizerischen Baumeisterverband (SBV) rumpelt es gewaltig. Sie können sich seit Monaten nicht auf einen neuen Gesamtarbeitsvertrag im Bauhauptgewerbe einigen. Heute Freitag startet die nächste Verhandlungsrunde.

«Die Gewerkschaften beharren auf ihren Maximalforderungen. So droht uns im nächsten Jahr ein vertragsloser Zustand», sagt Aregger beim Treffen mit Blick auf dem Werkhof seines Firmengeländes.

Angst vor Lohndumping durch unseriöse Firmen

Einen vertragslosen Zustand wünsche sich kein seriöser Arbeitgeber. «Dann drohen auf dem Bau Zustände wie in Osteuropa: Schwarzarbeit, Lohndumping und schlechte Arbeitsbedingungen. Die unseriösen Firmen werden das ausnutzen», so Aregger, der im Vorstand des Baumeisterverbands Luzern ist.

Der SBV hat eine Petition lanciert, um eine allfällige vertragslose Zeit zu verhindern. Gut zu wissen: Büezer mit bestehenden Arbeitsverträgen müssten eine Änderungskündigung erhalten, sonst bleiben die bisherigen Vertragsbedingungen bestehen. Bei Neuanstellungen droht jedoch eine Verschlechterung.

Sind die Arbeitsbedingungen besser oder schlechter geworden?

Beide Lager schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu: Die Gegenseite verhindere mit zusätzlichen Forderungen einen Vertragsabschluss, poltern SBV und Unia unisono. Der SBV kippt diese Woche zusätzliches Öl ins Feuer und klagt wegen Verletzung der Friedenspflicht. Die Unia demonstriert Gelassenheit: Die Protesttage im Herbst seien angekündigt gewesen. Nico Lutz (54), Bausektor-Chef der Unia, stellt zudem grosse Streiks für 2026 in Aussicht, falls man bis Ende Jahr keine Einigung findet.

Der grösste Streitpunkt am Verhandlungstisch sind derzeit die Löhne. «Wir haben attraktive Arbeitsbedingungen und hohe Löhne», sagt Aregger dazu. Gemäss SBV liegt der Durchschnittslohn auf dem Bau derzeit bei 6261 Franken.

Der Unternehmer ist überzeugt, dass sich die Arbeitsbedingungen in den letzten Jahren verbessert haben. «Klar ist die Arbeit auf dem Bau hart. Aber heute muss niemand mehr einen 50 Kilogramm schweren Zementsack herumschleppen. Zudem geben die Firmen guten Arbeitskräften individuelle Lohnerhöhungen.»

Unia kritisiert sinkende Reallöhne

Nico Lutz kontert diese Darstellung: «Der Bau boomt, der Druck für die Arbeiterinnen und Arbeiter ist gestiegen.» Gleichzeitig seien die Reallöhne auf dem Bau in den letzten fünf Jahren gesunken, wenn man die steigenden Krankenkassenprämien einbezieht. Gehe es nach dem SBV, solle es so weitergehen, sagt Lutz. «Die Baumeister fordern einen Vertrag mit sechs Jahren Laufzeit. Doch mit ihrem Angebot würden die Bauarbeiter in diesem Zeitraum real an Lohn verlieren.»

Lutz ist Verhandlungsführer der Unia und wirft dem SBV gar ein Buebetrickli vor. «Bei der Reisezeit ist die Regelung derzeit illegal, weil ein Teil der Reise nicht entschädigt wird. Hier soll es nun eine Verbesserung geben, doch der SBV rechnet diese Vergütung beim Teuerungsausgleich dazu. So sinken die Reallöhne, wenn man die Krankenkassenprämien berücksichtigt.»

Besteht trotzdem Hoffnung auf eine Einigung?

Aregger hält dagegen: Ohne Gewinne könnten sich die Baufirmen nicht weiterentwickeln. Der Termindruck vonseiten der Auftraggeber sei gross. Deshalb würde er sich mehr Flexibilität wünschen, damit die Firmen besser auf die schwankende Auftragslage sowie Schlechtwetter- und Hitzetage reagieren können. «Dabei schauen wir aber natürlich zu unseren Arbeiterinnen und Arbeitern. Ich werde auch in einem vertragslosen Zustand im nächsten Jahr hohe Löhne bezahlen», kündigt Aregger an.

Trotz aller Differenzen gab es in den bisherigen Verhandlungen in einigen Positionen eine Annäherung, die Hoffnung auf eine Einigung heute Freitag macht.


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