Darum gehts
- Bauarbeiter fordern kürzere Arbeitstage und bessere Arbeitsbedingungen auf Baustellen
- Stress und Termindruck nehmen zu, erfahrene Arbeiter verlassen den Beruf
- Zahl der Maurerlehrlinge hat sich in den letzten 15 Jahren halbiert
Kranführer Zeqir Binakaj (58) macht wie mehrere Hunderttausend Bauarbeiterinnen und Bauarbeiter im Land eine Riesenbüez. «Der Stress und der Termindruck für uns auf dem Bau nehmen immer mehr zu», sagt er zu Blick. «Viele erfahrene Büezer haben genug und verlassen den Beruf», führt er aus. Die Folge: Teams werden kleiner, und als Ersatz kommen häufig Temporärangestellte mit wenig Erfahrung hinzu.
«Die Arbeit auf dem Bau muss attraktiver werden, damit wieder mehr Junge eine Ausbildung machen», fordert Binakaj. Deshalb wird er am Samstag an der Bau-Demo in Zürich dabei sein.
Binakaj arbeitet seit 37 Jahren auf dem Bau und ist stolz auf seinen Job. Doch seine Arbeitstage haben es in sich. Er steht morgens um 5.15 Uhr auf, damit er rechtzeitig bei der Sammelstelle bei seinem Arbeitgeber ankommt. Von dort dauert die Fahrt auf die Baustelle mehr als eine Stunde. Am Abend kommt er zwischen 18.15 und 18.30 Uhr bei seiner Familie im Zürcher Oberland an.
Das fordern die Büezer
Die Reisezeit von der Firma zur Baustelle wird nicht vollständig entschädigt, gilt nicht als Arbeitszeit. «Unsere Tage müssen kürzer werden, und die Znünipause gehört bezahlt», fordert Binakaj. Das wollen auch die Gewerkschaften. So soll die Reisezeit von der Firma auf die Baustelle vollständig bezahlt und als Arbeitszeit angerechnet werden. Die Samstagsarbeit soll eingeschränkt werden.
Die Unia fordert zudem eine «anständige Lohnerhöhung». Im Bauhauptgewerbe stehen in diesem Jahr wieder hitzige Verhandlungen an: Zwischen Juli und Oktober verhandeln der Schweizerische Baumeisterverband mit den Gewerkschaften über den neuen Landesmantelvertrag.
«Branche fährt in eine Krise»
«Die Baubranche fährt mit voller Geschwindigkeit in eine Krise hinein», sagt Chris Kelley (37), Co-Leiter Bau bei der Gewerkschaft Unia. So ist die Zahl der Büezerinnen und Büezer in den letzten zehn Jahren leicht gesunken, während das Bauvolumen stark gewachsen ist.
Job und Privatleben seien kaum unter einen Hut zu bringen, was viele Büezer aus dem erlernten Beruf flüchten lasse. «In den letzten fünfzehn Jahren hat sich bei den Maurern die Zahl der Lehrlinge halbiert. Zudem wechseln zehn Prozent von ihnen innerhalb von fünf Jahren nach ihrer Ausbildung in eine andere Branche», sagt Kelley. Gemäss Baumeisterstatistik fehlt bis 2040 jeder dritte Maurer.
Das sagt der Baumeisterverband
Beim Baumeisterverband heisst es auf Anfrage, dass man die Verhandlungen nicht in der Öffentlichkeit führt. Man wünscht sich jedoch einen Vertrag, der aus «klaren und einfacheren Regelungen» besteht. Das aktuelle Vertragswerk mit über 150 Seiten sei kompliziert, unübersichtlich und starr.
«Festhalten wollen wir: Die Baumeister anerkennen gute Leistungen. Das Bauhauptgewerbe bezahlt die höchsten gewerblichen Löhne Europas», schreibt der Verband. So würden bereits Ungelernte ab dem ersten Tag über 5000 Franken pro Monat verdienen. Ein ausgelernter Maurer erhalte im Schnitt 6000 Franken pro Monat.
«Seit 2019 sind die Löhne um 7,5 Prozent gestiegen, womit das Bauhauptgewerbe die Kaufkraft weit mehr gestärkt hat als die Schweizer Wirtschaft allgemein. Die Kaufkraft haben wir somit erhalten und sogar übertroffen», so der Verband.