Darum gehts
- Das denkmalgeschützte Walliser Grand Hotel Glacier du Rhône muss saniert werden
- Der Umbau kostet deutlich mehr als geplant, auch die Eröffnung verschiebt sich
- Das Hotel in Gletsch VS reiht sich in viele weitere staatlich finanzierte Bauprojekte ein, bei denen die Kosten explodiert sind
Im Wallis soll das historische Grand Hotel Glacier du Rhône in Gletsch saniert werden. 1857 am Furkapass erbaut, gehört es zu den wichtigsten Berghotels der Schweizer Alpen. Es beherbergte bereits illustre Gäste wie Queen Victoria von England.
Nur: Das Traditionshaus, das sich mittlerweile im Kantonsbesitz befindet, ist stark in die Jahre gekommen. 2022 verkündete das zuständige Walliser Kantonsdepartement deshalb Sanierungspläne. Die bisherigen 55 Zimmer sollen um 30 weitere ergänzt werden, die preislich im Mittel- bis Luxussegment liegen sollen. Neben Ausflüglern und Touristinnen will das Hotel künftig auch Geschäftsleute anziehen, indem es Platz für Seminare und Veranstaltungen zum Thema Nachhaltigkeit bietet.
Umbau kostet 14,3 statt 9 Millionen Franken
Ein denkmalgeschütztes Gebäude umzubauen, geht ins Geld. Im Fall vom Grand Hotel Glacier du Rhône mehr, als anfangs gedacht, wie der «Walliser Bote» berichtet. So gingen die Verantwortlichen im Frühjahr 2025 von Kosten von insgesamt 12,5 Millionen Franken aus – was bereits gut 40 Prozent über dem ursprünglich vorgesehenen Budget lag.
Jetzt kommen weitere Zusatzkosten von knapp zwei Millionen Franken hinzu. Rita Wagner (58), stellvertretende Kantonsarchitektin, bestätigt gegenüber der Zeitung: «Es ist richtig, dass es einige Überraschungen gegeben hat. Die heutige Kostenkontrolle für das Hotel beläuft sich auf rund 14,3 Millionen Franken.» Mittlerweile kostet die Sanierung also über 50 Prozent mehr als geplant. «Aufgrund der Budgetsituation des Kantons werden die Bauarbeiten etwas verzögert», sagt Wagner weiter. Eigentlich sollte das Hotel 2026 wiedereröffnet werden. Jetzt ist dies frühestens 2027 der Fall.
Finanziert wird das Vorhaben in Gletsch über den kantonalen Figi-Fonds und somit vom Steuerzahler. Im Vergleich zu anderen Schweizer Bauprojekten aus der Vergangenheit sind Zusatzkosten von gut fünf Millionen Franken aber relativ harmlos. Blick kennt weitere Beispiele, in denen deutlich mehr Steuergelder in ambitionierte Baupläne flossen als ursprünglich vorgesehen.
Luxusschulhaus Zürich-Leutschenbach
Das futuristisch anmutende Zürcher Schulhaus Leutschenbach gilt als architektonisches Aushängeschild und hat bereits mehrere Architekturpreise abgeräumt. Der Bau im Zürcher Stadtteil Oerlikon kostete 64 Millionen Franken. Allerdings stellte sich nach der Eröffnung heraus, dass es für den Unterricht unpraktisch war. 4,27 Millionen mussten für nachträgliche Korrekturen investiert werden.
Zürcher Rathausbrücke
Die Rathausbrücke in der Zürcher Innenstadt muss ersetzt werden. Dafür haben die Zürcher Stimmberechtigten vergangenen November Kosten von 58 Millionen Franken gutgeheissen. Jetzt soll der Neubau 19 Millionen mehr kosten – wegen «unvorhersehbarer Kostensteigerungen», wie der Stadtrat Ende August verkündete.
Campus Weyermannshaus in Bern
Auch ein neuer Campus der Berner Fachhochschule wird deutlich teurer als geplant. Die Anlage Weyermannshaus sollte ursprünglich 384 Millionen Franken kosten. Mittlerweile ist das Budget um 44 Millionen Franken gewachsen.
Bauprojekte im Kanton Luzern
Der Kanton Luzern verschätzte sich gleich um über eine halbe Milliarde Franken. 700 Millionen waren für fünf Bauprojekte vorgesehen. Vier davon – darunter ebenfalls ein Campus, ein Verwaltungs- und ein Sicherheitsgebäude – wurden aber massiv teurer. Jetzt sind insgesamt 1,3 Milliarden Franken veranschlagt.
5 Sportzentrum Oerlikon in Zürich
Auch die Kosten für das geplante Sportzentrum in Oerlikon in Zürich schossen massiv in die Höhe. Die Stadt Zürich erhöhte ihre anfängliche Schätzung von 175 Millionen Franken prompt auf 210 Millionen. Zuletzt bewilligte der Zürcher Gemeinderat einen Kredit von 373 Millionen Franken. Das Nachrichtenportal Tsüri.ch rechnet vor: Mit dem Geld könnte man jedem Zürcher ein halbes Jahr lang ein Fitnessabo in einem Billigcenter spendieren.
Lötschbergtunnel
Auch bei der Sanierung des alten Lötschbergtunnels explodierten die Kosten: Statt 105 Millionen mussten rund 180 Millionen Franken investiert werden.
7 Bahnhof Stadelhofen in Zürich
2019 ging der Bund davon aus, dass für den Ausbau des Bahnhof Stadelhofens – der zum Projekt AS2035 der SBB gehört – Kosten von 900 Millionen Franken anfallen werden. Die aktuellste Prognose: 300 Millionen Franken mehr als kommuniziert – mindestens. Gleichzeitig verschiebt sich die Eröffnung um Jahre nach hinten.
Eisstadion in Thun
Die geplante Sanierung der Eissportanlagen in Thun BE haben sich ebenfalls massiv verteuert – noch bevor die Arbeiten überhaupt gestartet sind. Statt 19,7 Millionen wurden die Gesamtkosten nun mit 28,5 Millionen Franken veranschlagt.