Potenziell giftige Stoffe im Boden gefunden – Gelände muss saniert werden
Neues Ungemach beim Bau des Campus Bern

Der geplante Campus Bern steht vor neuen Herausforderungen. Im Boden des Bauplatzes wurden PFAS-Belastungen entdeckt, was eine Sanierung erforderlich macht. Die Auswirkungen auf Zeitplan und Kosten des ohnehin schon teurer gewordenen Projekts sind noch unklar.
Publiziert: 12:31 Uhr
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Aktualisiert: 14:59 Uhr
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Der Campus Bern ist das Leuchtturmprojekt des Berner Bildungswesens. Doch es gibt Probleme. (Visualisierung)
Foto: wulf architekten, STUDIOPEZ, Aron Lorincz Atelier

Darum gehts

  • Campus Bern: Leuchtturmprojekt mit Problemen und steigenden Kosten
  • PFAS-Belastung im Boden entdeckt, Sanierung erforderlich
  • Gesamtkosten belaufen sich schon jetzt auf 428,1 Millionen Franken
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Martin MeulReporter News

Der Campus Bern ist ein Leuchtturmprojekt der Berner Bildungslandschaft. Auf dem Areal Weyermannshaus-Ost soll ein neuer Hochschulstandort für die Berner Fachhochschule (BFH) entstehen. Doch das Grossprojekt verursacht Probleme. Wie so oft kämpft der Kanton mit steigenden Kosten. Und Blick-Recherchen zeigen nun: Es könnte noch schlimmer kommen.

Der Boden auf dem Bauplatz ist belastet. Mit PFAS – Chemikalien, die potenziell gefährlich sind, die aber sicher wegmüssen. Die Folgen für die Bauzeit und die Kosten: unklar.

Eine heftige Kostenexplosion

Der Campus Bern soll rund 30 bisher verstreute Standorte zusammenführen und die Departemente Gesundheit, Soziale Arbeit, Wirtschaft sowie Teile der Hochschule der Künste und die zentralen Dienste unter einem Dach vereinen. Doch das Projekt scheint unter keinem guten Stern zu stehen. Bereits vor dem Spatenstich im Dezember 2024 musste der Grosse Rat des Kantons Bern einen Zusatzkredit von 44,2 Millionen Franken bewilligen – eine Erhöhung von über 12 Prozent gegenüber dem ursprünglichen Kostenrahmen von 351,7 Millionen. Die Gesamtkosten belaufen sich nun auf 428,1 Millionen Franken. Der Bund übernimmt zwar 81 Millionen, doch die Mehrkosten belasten den Kanton erheblich.

Die Gründe für die Mehrkosten: Die Baupreise sind nach Corona durch die Decke gegangen – Material wurde teurer, vieles war schwer zu bekommen. Dazu kommt, dass das Gelände kompliziert ist. Es liegt direkt an der Bahnlinie, was besondere bauliche Lösungen nötig macht. Zum Beispiel im Bereich des Schallschutzes. 

PFAS im Boden

Jetzt kommt noch ein weiteres Problem hinzu. Im Boden wurden PFAS entdeckt. Dabei handelt es sich um eine problematische Gruppe von Chemikalien, die in vielen Alltagsprodukten wie wasserabweisender Kleidung oder Antihaft-Pfannen stecken. Sie sind dafür bekannt, dass sie sich kaum abbauen und sehr lange in der Umwelt und im Körper bleiben. 

Die Berner Bau- und Verkehrsdirektion (BVD) von Regierungsrat Christoph Neuhaus (59, SVP) bestätigt diese Information auf Anfrage von Blick. «Auf dem Grundstück der SBB, auf dem der Campus Bern errichtet werden soll, wurden Anfang 2025 PFAS-Belastungen im Untergrund nachgewiesen. Die Befunde der danach durchgeführten Untersuchungen haben ergeben, dass der Standort saniert werden muss», heisst es. Diese Sanierung läuft bereits, wie Blick weiss. Belastetes Aushubmaterial wird teilweise auch ausserkantonal saniert und entsorgt. Warum die Belastung erst nach Baubeginn entdeckt wurde, lässt die BVD offen. 

PFAS – die ewigen Chemikalien

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind Chemikalien, die in vielen alltäglichen Produkten wie Outdoor-Kleidung, Antihaftpfannen und Brandschutzschaum vorkommen. Das Problem mit PFAS ist, dass sie sehr stabil sind und sich weder in der Umwelt noch im menschlichen Körper abbauen. PFAS, die deshalb auch «Ewigkeitschemikalien» genannt werden, reichern sich an und können gesundheitliche Probleme wie eine Beeinträchtigung des Immunsystems, der Leber und der Hormone verursachen. Langfristiger Kontakt mit PFAS kann sogar das Risiko für Krebs, Schilddrüsenerkrankungen und Fruchtbarkeitsprobleme erhöhen. Die Entsorgung von PFAS-belastetem Boden ist schwierig und teuer, weil diese Stoffe nur schwer entfernt werden können. PFAS-belasteter Boden muss in speziellen Deponien entsorgt werden, die für solche Materialien geeignet sind.

PFAS (per- und polyfluorierte Alkylsubstanzen) sind Chemikalien, die in vielen alltäglichen Produkten wie Outdoor-Kleidung, Antihaftpfannen und Brandschutzschaum vorkommen. Das Problem mit PFAS ist, dass sie sehr stabil sind und sich weder in der Umwelt noch im menschlichen Körper abbauen. PFAS, die deshalb auch «Ewigkeitschemikalien» genannt werden, reichern sich an und können gesundheitliche Probleme wie eine Beeinträchtigung des Immunsystems, der Leber und der Hormone verursachen. Langfristiger Kontakt mit PFAS kann sogar das Risiko für Krebs, Schilddrüsenerkrankungen und Fruchtbarkeitsprobleme erhöhen. Die Entsorgung von PFAS-belastetem Boden ist schwierig und teuer, weil diese Stoffe nur schwer entfernt werden können. PFAS-belasteter Boden muss in speziellen Deponien entsorgt werden, die für solche Materialien geeignet sind.

Für den Bau des Campus, der eigentlich 2028 fertig sein sollte, ist das eine schlechte Nachricht. Das BVD schreibt: «Das wird Auswirkungen auf den Bauablauf des Campus Bern haben. Aktuell klären die betroffenen Bauherrschaften und die Grundeigentümerin das weitere Vorgehen. Erst danach können wir gesicherte Aussagen zu den Konsequenzen treffen.» Von der Belastung gehe aber keine akute Gefahr für Umwelt und Bevölkerung aus, so das BVD weiter.

Offen bleibt die Frage, was das Ganze für die ohnehin schon happig gestiegenen Kosten bedeutet. Die BVD erklärt lediglich: «Die Finanzierung für die Sanierung läuft unabhängig von den Realisierungskosten für den Campus Bern.» Man wolle die Öffentlichkeit in Kürze detailliert informieren. 

Auch bei der zuständigen Kommission des Berner Grossen Rates hält man sich vorerst noch bedeckt. Kommissionspräsident Casimir von Arx (GLP) sagt zu Blick: «Christoph Neuhaus hat mich als Kommissionspräsident zeitnah über die PFAS-Entdeckung in Kenntnis gesetzt.» Die Kommission werde an ihrer nächsten ordentlichen Sitzung über die laufenden Abklärungen und die neusten Erkenntnisse orientiert. 

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