Darum gehts
- Banken prüfen Tragbarkeit im Alter genauer
- Einkommen sinkt nach Pension um 50 bis 60 Prozent
- Mehr Eigenmittel verbessern Chancen für ältere Hauskäufer
Der Traum vom Eigenheim ist für viele Schweizer zur Utopie geworden. Den jungen Familien fehlt das nötige Ersparte, um die horrenden Immobilienpreise zu bezahlen. Im Alter hat man zwar mehr Geld auf der Seite, dafür schauen die Banken beim Einkommen genauer hin, wenn es um die Finanzierung eines Eigenheims geht.
Reto M.* (54) hat das vor kurzem am eigenen Leib erfahren. Er wollte in der Ostschweiz ein Eigenheim für sich und seine Familie kaufen. Mit seinem Einkommen und Vermögen erfüllte er die Tragbarkeitsregeln der Bank. Trotzdem erhielt er mehrere Absagen von Finanzhäusern. «Das hat mich überrascht», sagt M. zu Blick. «Ich hatte das Gefühl, die Banken waren bei mir viel strenger als bei jüngeren Hauskäufern.»
Voraussetzungen ändern sich
M. liegt mit seinem Gefühl nicht falsch. Banken schauen bei der Vergabe von Hypotheken bei Käufern ab 50 Jahren genauer hin. Der Grund: «Bankberater haben die Auflage, bei Käufern ab einem bestimmten Alter die langfristige Tragbarkeit genauer zu prüfen», sagt Adrian Wenger (53), Hypothekenexperte beim VZ Vermögenszentrum.
Sobald die Pension am Horizont auftauche, müssen Finanzinstitute beurteilen, wie das Einkommen der Eigentümer im Rentenalter aussehe. «Meist sinkt es nach der Pension um die Hälfte bis zu 60 Prozent», sagt Wenger. Die Folge: Eigenheimbesitzer erfüllen nach der Pension die Tragbarkeitsrechnung für ihre Hypothek nicht mehr.
Mit dieser prüfen Bankberater, ob die laufenden Kosten einer Hypothek nicht mehr als ein Drittel des Bruttoeinkommens betragen. Sie rechnen dafür mit einem kalkulatorischen Zinssatz von 5 Prozent. Dazu kommen Amortisation und Nebenkosten in der Höhe von je 1 Prozent des Immobilienwerts.
Wer spart, ist im Vorteil
Aus Sicht der Banken ist das Alter beim Hauskauf ein entscheidender Faktor – zu Recht. Nicht nur, weil sie damit rechnen müssen, dass ältere Käufer nach der Pension deutlich weniger Einkommen haben. Bei jüngeren Käufern können sie zudem davon ausgehen, dass ihr Einkommen in den kommenden Jahren tendenziell steigen wird.
Wer also im Alter zwischen 50 und 65 Jahren ein Haus kaufen will, sollte deshalb besonders gut vorbereitet in das Gespräch mit der Bank gehen. Denn auch wenn das Einkommen mit der Rente sinkt, können Hauskäufer mit einem soliden Sparplan und etwas mehr Eigenmittel gute Argumente liefern.
«Hauseigentümer sollten beispielsweise unbedingt aufzeigen, dass sie bis zur Pensionierung Einzahlungen in ein Säule-3a-Konto machen», sagt Wenger. Wer so im Alter viel Geld angespart hat, könnte damit im Pensionierungsalter die Hypothek zurückzahlen. Denn die Zielbelehnung liegt in jungen Jahren bei 80 Prozent des Immobilienwerts. Im Alter sollte sie jedoch nicht mehr als 65 Prozent betragen. Eine weitere Möglichkeit sind freiwillige Einzahlungen in die Pensionskasse. Dank der höheren Altersrente lassen sich die Hypothekenzinsen besser tragen.
Mehr Eigenmittel im Alter
So oder so gilt: Wer mehr Eigenmittel einschiessen kann, steht besser da. «So kann man im Alter das tiefere Einkommen kompensieren», sagt Wenger. Wer also spart, hat bei der Hausfinanzierung auch im Alter noch gute Chancen. Wer nicht spart, für den wird der Eigenheimkauf im Alter schwierig.
M. konnte sich seinen Traum vom Eigenheim dann doch noch erfüllen. Auch bei ihm hat es zuletzt geklappt, weil er mehr als das Minimum an Eigenkapital einschiessen konnte.
* Name geändert