Darum gehts
- Novartis-Aktien steigen wieder, bleiben aber unter dem Allzeithoch von 107 Franken
- Generikakonkurrenz und politischer Druck auf Medikamentenpreise belasten das Unternehmen
- 48 Prozent der Analysten empfehlen Halten, 30 Prozent Kaufen und 22 Prozent Verkaufen
Seit den letzten Oktobertagen verspüren die Novartis-Aktien so etwas wie einen Anflug von goldenem Herbst: Sie sind wieder gestiegen und haben die 100-Franken-Marke erneut passiert. Auf Monatssicht bleibt ein Rückstand von etwas über 5 Prozent auf das Allzeithoch bei fast 107 Franken.
Dabei muss selbst dieser Rekordstand nicht das maximal Erreichbare gewesen sein. Beispielsweise hat der zuständige Analyst der US-Bank Morgan Stanley (MS), Thibault Boutherin, seine Einschätzung im Jahresverlauf sukzessive angehoben – auf aktuell «Overweight» und 110 Franken von «Equal-Weight» und 100 Franken im August beziehungsweise «Underweight» und 91 Franken im Februar.
Die jüngste Aufwärtskorrektur durch den Experten folgte just auf den Drittquartalsbericht. Das Umsatzwachstum lag über dem Konsens, die Gewinnzahlen blieben hingegen unter den Erwartungen. Die Ziele wurden bestätigt, aber nicht wie in den Vorquartalen angehoben. Die Anleger verkauften, sodass die Aktien allein am Berichtstag um 4 Prozent fielen.
Dieser Artikel wurde erstmals auf Cash.ch publiziert. Weitere spannende Artikel findest du auf www.cash.ch.
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Auch die Generikakonkurrenz hat eingesetzt, wie das Beispiel von Entresto, dem umsatzstärksten Novartis-Medikament, zeigt. Die Verkäufe stiegen zwar, aber nur noch um 1 Prozent, nach einem 26-prozentigen Plus im dritten Quartal 2024. Es sei anzunehmen, dass die Umsätze von Entresto sowie den Mitteln Promacta und Tasigna «recht schnell zurückgehen werden», schrieb Vontobel-Analyst Stefan Schneider in seiner Notiz zum Quartalsergebnis.
Probleme bereitet auch das politische Umfeld, speziell in den USA. Der amerikanische Präsident Donald Trump hat nicht nur mit seiner Zollpolitik Unsicherheit ausgelöst, sondern auch Druck auf die Medikamentenpreise aufgesetzt. Er will, dass die amerikanische Bevölkerung für Arzneien nicht mehr bezahlt als die Leute in anderen Industrienationen. Die Hersteller würden die Preise in Märkten ausserhalb der USA tief halten und dieses Vorgehen durch «enorm hohe Preise in den Vereinigten Staaten» subventionieren, so der US-Staatschef.
«Good News» innerhalb des Onkologie-Portfolios
Derweil ist der Austausch zwischen der US-Regierung und der Novartis-Spitze in Gang. Man sei seit Jahresbeginn in Gesprächen, sagte Novartis-CEO Vasant Narasimhan kürzlich in einem Analysten-Call. In den wöchentlich stattfindenden Treffen würden bestmögliche Lösungen gesucht.
Als Morgan Stanleys Experte, Thibault Boutherin, Novartis vor kurzem auf «Overweight» von «Equalweight» hochstufte, zeichnete er auch mit seinen Ausführungen ein durchaus positives Bild. Das Umsatzwachstum des Konzerns werde nächstes Jahr zwar nur mässig ausfallen, sich ab 2027 aber beschleunigen. Zudem sei der jüngste Ausverkauf der Aktie «nicht voll verdient», da das Pharmaunternehmen aus Basel seinen Produktmix verbessert habe. Etwa werde die Markteinführung von Rhapsido im Jahr 2026 ein wichtiger Faktor für die Geschäfts- und Aktienpreisentwicklung sein. Rhapsido ist ein Mittel gegen chronische Hauterkrankungen, es wurde diesen Herbst von der US-Arzneimittelbehörde zugelassen; Schätzungen sehen einen jährlichen Umsatz von bis zu 1,7 Milliarden Dollar.
Positiv entwickelt sich auch Scemblix, ein Mittel gegen Leukämie. Es hat wohl lediglich 358 Millionen Dollar zum Drittquartalsumsatz von 13,9 Milliarden Dollar beigetragen. Die Verkäufe stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um 97 Prozent. Im dritten Quartal 2024 hatten sie um 72 Prozent angezogen. Folglich hat sich das Umsatzwachstum von Scemblix beschleunigt. Novartis zählt die Arznei zu seinen «entscheidenden Wachstumstreibern».
Für die Deutsche Bank gehört das Medikament zu den «Good News» innerhalb des Onkologie-Portfolios. Und der Mix in der Onkologie sei von hoher Qualität und ein Silberstreif. Letztlich stuft der zuständige Analyst Novartis mit «Buy» ein, das Kursziel sieht er bei 120 Franken. Gemessen daran steht Anlegern ein 18-prozentiger Kursgewinn in Aussicht.
Auch Arzneien wie Kisqali gegen Krebs und Kesimpta gegen Multiple Sklerose sind gefragt und gehören zu den umsatzstärksten Novartis-Marken. Im dritten Quartal legte Kisqali um 69 Prozent zu, Kesimpta zog um 46 Prozent an. Die Verkäufe beider Medikamente lagen über den Erwartungen. Die UBS spricht von zukünftigen Wachstumstreibern und sieht Novartis weiterhin als ein «solides, qualitativ hochwertiges, innovatives Pharmaunternehmen». Das Rating lautet «Neutral», das Kursziel beträgt 102 Franken.
Die Generikakonkurrenz belastet
Unterdessen hat sich der Einfluss von Nachahmerprodukten leicht verstärkt. In den ersten neun Monaten des Jahres drückte die Generikakonkurrenz den Umsatz um 3 Prozentpunkte. Von Januar bis September 2024 waren es noch 2 Prozentpunkte. Hier ortet die britische Bank Barclays auch ein zukünftiges Wachstumsproblem für das Unternehmen. Die zuständigen Analysten sind denn auch anhaltend pessimistisch. Sie hatten die Abdeckung Ende September mit einem «Underweight»-Rating aufgenommen, das Preisziel bei 90 Franken angesetzt und diese Einschätzung seither nicht mehr verändert.
Wie geht es den Schweizer Firmen? Was läuft an der Wall Street? Und wie entwickelt sich der Goldpreis? Wir halten dich über die neusten Entwicklungen an den Märkten auf dem Laufenden – hier im Liveticker.
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Laut Finanzchef Harry Kirsch wird das kommende Jahr zweigeteilt sein. Das erste Halbjahr werde aufgrund des Generika-Einflusses gedämpft ausfallen. Für das zweite Semester erwartet Kirsch ein Erstarken, wie er an einer Analystenkonferenz vor wenigen Tagen schilderte. Mit einem konkreten Bild für das kommende Jahr können die Anleger im Februar rechnen. Das Management berichtet dann über das vierte Quartal sowie das Gesamtjahr 2025 und stellt die Prognose für den Umsatz und das operative Ergebnis 2026 vor.
Der grobe Ausblick, den Kirsch schon gegeben hat, passt zum Expertentenor, der Investoren das Halten der Novartis-Valoren empfiehlt - der Anteil «Hold»-Ratings liegt bei 48 Prozent, «Buy» 30 Prozent und «Sell» 22 Prozent. Demnach muss nicht verkaufen, wer die Aktie schon besitzt. Und wer sie noch nicht besitzt, kann beobachten und gegebenenfalls später einsteigen. Wer in der Zwischenzeit nach Alternativen innerhalb des Sektors sucht, findet sie womöglich in AstraZeneca, Roche and Sanofi. Die UBS bevorzugt sie zumindest kurzfristig; für diese drei Pharmawerte gibt auch der Grossteil der anderen Analysten Kaufempfehlungen ab.
Dieser Artikel dient ausschliesslich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Die dargestellten Meinungen und Einschätzungen beruhen auf sorgfältiger Recherche, können jedoch nicht die individuelle Prüfung und Beratung durch Fachleute ersetzen. Börsenentwicklungen sind von vielen Faktoren abhängig und nicht vorhersehbar. Investitionen in Aktien, Kryptowährungen und andere Finanzprodukte bergen Risiken, einschliesslich des möglichen Verlusts des eingesetzten Kapitals.
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