Darum gehts
- Bahnfans wollen ausgemusterten Pendelzug SOB RBDe 566 NPZ kaufen und weiterbetreiben
- Zug soll für Sonderfahrten wie Hochzeiten und Geburtstage umgebaut werden
- 30'000 Franken sollen durch Crowdfunding gesammelt werden, 8000 Franken fehlen noch
Ein Stück Schweizer Bahn-Geschichte soll nicht einfach so auf dem Abstellgleis enden und irgendwann verschrottet werden. Lokführer Michel Huber – er arbeitet seit 8 Jahren bei der Südostbahn – und ein Dutzend Gleichgesinnte wollen den ausgemusterten Pendelzug SOB RBDe 566 NPZ – besser bekannt als «March-Trämli» – kaufen. Und nach einem Umbau für Sonderfahrten weiterbetreiben. Dafür läuft ein Crowdfunding. Bis Ende November wollen die Bahnfans 30’000 Franken sammeln, rund 8000 Franken fehlen noch.
Zwölf Jahre lang war der Zug mit Baujahr 1995 zwischen Siebnen/Wangen und Ziegelbrücke unterwegs, bis er im Oktober 2025 ausser Dienst gestellt wurde. Für Huber ist er mehr als nur ein Verkehrsmittel. «Diese Züge erzählen eine Geschichte», sagt er dem «Tages-Anzeiger». Sie seien ein Stück Schweizer Identität, mit 90er-Jahre-Charme, den man nicht ersetzen könne.
Huber trauert seinem Lieblingszug nach. «45 Grad im Führerstand, das Fenster offen, der Lärm war wie ein dröhnender Klangteppich aus Motoren, Lüftern und Vibrationen. Das war Sommer im NPZ. Das gehörte dazu wie die kalten Bedienelemente im Winter, wenn die Tischheizung nicht eingeschaltet war», schreibt er auf der Homepage der SOB. «Der NPZ war kein Fahrzeug, das man einfach so fährt. Man hat ihn geführt, mit Fuss, Hand, Gefühl. Bremsen, Beschleunigen, Probleme lösen: alles manuell. Kein Display, kein Komfort. Dafür echtes Handwerk.»
11'000 Franken für Wartung
Der zweiteilige Zug mit 120 Sitzplätzen soll künftig für Hochzeiten, Geburtstage oder Vereinsreisen rollen. Im Gepäckabteil ist eine Bar geplant, die Originalsitze und Polsterungen bleiben aber erhalten. Die kultige Atmosphäre der 90er-Jahre soll bewahrt werden. Der Zug fährt bis zu 140 km/h schnell. Und sollten so auch im dicht getakteten Schweizer Fahrplan einen Platz finden.
Doch der Betrieb des Zuges geht ins Geld: 11’000 Franken gehen jährlich allein für Wartung und Unterbringung drauf. Sollte die Finanzierung klappen, wird der Zug gereinigt, geprüft und im Frühling 2026 wieder auf die Schienen gesetzt.
Dampffahrt auf die Skipiste
Huber und seine Crew sind nicht die einzigen Bahnfans im Land. Schweizweit kümmern sich Hunderte Freiwillige in ihrer Freizeit um alte Lokomotiven und Rollmaterial. Bekanntestes Beispiel ist der Dampfbahn-Verein Zürcher Oberland. Er stellt beim Bahnhof Bauma ZH Dutzende Wagen und Lokomotiven aus. Und organisiert regelmässig Fahrten mit dem restaurierten Rollmaterial. Höhepunkt der bevorstehenden Wintersaison sind Extrafahrten für Skifahrerinnen und Skifahrer zum Skilift Bäretswil ZH.
Erst im Sommer hat der Verein – ebenfalls mit Spenden – zwei alte Rangierloks der SBB gekauft. Emma und Sara – so heissen die beiden Loks – sind die letzten beiden Maschinen vom Typ Em 3/3, die bei den SBB als Rangierloks im Einsatz standen. Gebaut wurden sie in den Sechzigerjahren in der Schweizerischen Lokomotiv- und Maschinenfabrik in Winterthur ZH. 41 gingen an die SBB, eine an die Sihltal-Zürich-Uetliberg-Bahn. Sie sollen für den Rangierdienst im Bahnhof Bauma und für Fahrten nach Hinwil ZH eingesetzt werden.