337 Orte vom Gesetz betroffen – ein Überblick
Berner Gemeinde geht jetzt gegen Zweitwohnungen vor – obwohl Vorschrift nicht greift

In Tourismusorten in den Begen wie Davos gibt es zum Teil mehr Zweit- als Erstwohnungen. In einer Gemeinde im Berner Oberland greift das Zweitwohnungsgesetz zwar noch nicht – trotzdem geht die Gemeinde nun gegen Ferienhäuser vor.
Publiziert: 25.06.2025 um 18:07 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2025 um 23:41 Uhr
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Die Gemeinde Guttannen im Berner Oberland will verhindern, dass der Anteil Zweitwohnungen weiter steigt.
Foto: Keystone

Darum gehts

  • Guttannen verbietet neue Zweitwohnungen und Umnutzung von Erstwohnungen für zwei Jahre.
  • Gemeindepräsident will Verkauf von Erstwohnungen als teure Zweitwohnungen verhindern.
  • 337 Schweizer Gemeinden haben Zweitwohnungsanteil von 20 Prozent oder mehr.
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.

Die Gemeinde Guttannen BE greift durch: Bald dürfen dort für zwei Jahre keine Erstwohnungen mehr zu Zweitwohnungen umgenutzt werden. Auch neue Zweitwohnungen dürfen nicht mehr gebaut werden, wie die «Berner Zeitung» schreibt. Derzeit läuft eine 30-tägige Frist für Einsprachen. 

Der Anteil Zweitwohnungen in Guttannen liegt bei 15,1 Prozent. Das zeigen aktuelle Zahlen des Bundesamts für Raumplanung (ARE). Gemäss dem Zweitwohnungsgesetz müsste die Gemeinde also noch nicht aktiv werden. Dieses greift erst ab einem Anteil Zweitwohnungen von 20 Prozent.

Doch der Gemeindepräsident Werner Schläppi hat die Nase voll von Erstwohnungsbesitzern, die ihr Wohneigentum teuer weiterverkaufen. «Für Zweitwohnungen findet man viel einfacher einen Käufer, und es ist auch lukrativer», so Schläppi gegenüber der Tamedia-Zeitung. 

Auch andere Gemeinden im Berner Oberland wie Brienz oder Bönigen sind gegen Zweitwohnungen aktiv geworden. Dadurch wollen die Gemeinden dem Trend, Wohnungen über Airbnb zu vermieten, entgegenwirken. In Guttannen sei Airbnb aber nicht das Problem, wie Schläppi betont. 

Bergige Touristenorte besonders betroffen

Blickt man auf das Wohnungsinventar des ARE ist deutlich zu sehen: Die Gemeinde Guttannen ist von Ortschaften umzingelt, die bereits dem Zweitwohnungsgesetz unterliegen. 

Dieses verbietet generell den Bau neuer Zweitwohnungen in Gemeinden, bei denen deren Anteil 20 Prozent oder mehr beträgt. Schweizweit sind 337 Gemeinden betroffen – vor allem im Berner Oberland, Wallis und Graubünden. Im südlichen Tessin sind Zweitwohnungen ebenfalls beliebt, zeigen Zahlen vom März 2025.

Gerade in Tourismusregionen in den Bergen bringt das den Immobilienmarkt aus dem Lot: Weil es kaum ein neues Angebot an Feriendomizilen gibt, explodieren die Preise. Entsprechend geht die Preisschere zwischen Erst- und Zweitwohnungen immer weiter auf.

Nicht zuletzt wegen Wohnsitz-Tricksereien: Bewohner geben ihr Feriendomizil als Erstwohnung an, obwohl es de facto eine Zweitwohnung ist. In Davos GR und in Pontresina GR mit einem Zweitwohnungsanteil von jeweils knapp 60 Prozent bekämpft man den Bschiss nun.

In Davos gebe es «viele, viele Verdachtsfälle», sagte Valérie Favre Accola (52), Vorsteherin des Davoser Hochbauamts, laut der «Südostschweiz» an einer kürzlichen Sitzung des Lokalparlaments. Deshalb führt die Stadt nun verschärft Kontrollen mit Besuchen vor Ort durch. Die Devise: Wer schummelt, riskiert eine Anzeige. In Pontresina setzt die Gemeinde auf Selbstdeklaration mittels Fragebögen.

Von solchen Massnahmen sind die Einheimischen aber nicht immer Fan. Die Gemeinde Sils Maria GR wollte Anfang Jahr mit einem weiteren Gesetz dafür sorgen, dass vorhandene Wohnungen für Einheimische im Dorf erhalten bleiben. Doch der Vorschlag wurde gemäss der «NZZ» an der Gemeindeversammlung abgeschmettert, bevor es konkret wurde. Der Anteil Zweitwohnungen liegt bei knapp 72 Prozent. 

Ausnahme am Bodensee

Auch im Norden der Schweiz fallen einzelne Gemeinden unter das Zweitwohnungsgesetz: Eine Ausnahme findet sich in Mammern im Kanton Thurgau. Die Gemeinde im Mittelland hat einen Zweitwohnungsanteil von 23,5 Prozent. 

Viele Städter aus der Region kauften sich früher Land am Bodensee und bauten Ferienhäuser. Viele sind auch heute noch Zweitwohnungen, wie SRF schreibt. 

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