100-Stunden-Woche und 70'000 Franken Jahreslohn
Irre Stellenausschreibung auf Linkedin sorgt für Aufsehen

Das Tech-Start-up Forgis im Raum Zürich sucht gerade nach Fachkräften. Dafür wirbt die Firma auf Linkedin. Und schreibt Stellen aus, bei denen bis zu 100 Stunden Arbeit pro Woche gefordert sind. Entlöhnung: 70'000 Franken Jahreslohn – also keine 6000 Franken pro Monat.
Publiziert: 19:55 Uhr
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Aktualisiert: vor 17 Minuten
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Ein absurdes Jobinserat auf Linkedin sorgt für Furore.
Foto: Getty Images

Darum gehts

  • Zürcher Tech-Start-up sucht Mitarbeiter, mit extremen Arbeitsbedingungen und hohen Anforderungen
  • Firma bietet Aktienwerte und bezahlte Unterkunft in einem Hacker-Haus als Benefits
  • Über 100 Bewerbungen sind bereits eingegangen
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Nathalie BennRedaktorin Wirtschaft

Der Fachkräftemangel bereitet vielen hiesigen Unternehmen immer mehr Kopfzerbrechen. Mit Massnahmen wie flexibleren Arbeitszeiten oder besserem Lohn schrauben Betriebe deshalb an den Arbeitsbedingungen, um qualifiziertes Personal anzulocken.

Anders das frisch gegründete Tech-Start-up «Forgis» mit Sitz in Schlieren ZH: Auf der Plattform Linkedin sucht die Firma nach Verstärkung. Konkret braucht es neue Mitarbeiter im Marketing und HR, so soll unter anderem der Job des Marketing-Chefs neu besetzt werden. Seit vier Tagen sind die Stellen auf der Plattform ausgeschrieben. 

Bis zu 100 Stunden Arbeit pro Woche – für 70'000 Franken

Doch statt mit den Vorzügen eines Start-ups – flache Hierarchien oder viel Flexibilität – zu locken, heisst es im Stellenbeschrieb: Jahresgehalt von 70’000 Franken, bei einer Arbeitswoche von 80 bis 100 Stunden – «ein paar Sonntage frei» sind netterweise inklusive. Wer sich hier bewirbt, dem dürfte klar sein: Eine gesunde Work-Life-Balance ist offenbar nicht vorgesehen.

Gefordert wird nicht wenig: ein «Master of Science» einer «Spitzenuniversität, zum Beispiel der ETH, von Oxford oder Cambridge». Umso absurder: Laut der Plattform sind in dieser kurzen Zeit bereits über 100 Bewerbungen eingegangen. 

Führungskraft muss vielleicht in WG wohnen

Dafür erhalten Angestellte Aktienwerte «mit bis zu einem Prozent des Unternehmens». Je nachdem, wie erfolgreich die Firma mal wird, kann sich das am Schluss durchaus rentieren. Auch die Unterkunft wird bezahlt: Wohnen können sie in Büronähe in einem sogenannten «Hacker-Haus» in Schlieren ZH. 

Wie genau die Wohnsituation aussieht, wird nicht erwähnt. Bei sogenannten Hacker-Häusern handelt es sich jedoch oft um Wohngemeinschaften, wo gleichgesinnte Tech-Begeisterte unter einem Dach zusammenleben. Das Konzept kennt man vor allem aus den USA. 

«Wir sind keine Familie»

Andere Unternehmen brüsten sich derweil gerne mit familiären Werten. Bei Forgis heisst es aber klipp und klar: «Wir sind keine Familie. Wir sind Kameraden auf einer Mission, die intern ‹Coopetition› betreiben. Wir lassen einander nie im Stich, sondern unterstützen uns gegenseitig und treiben uns durch ständigen, gesunden Wettbewerb an.» Ergebnisse zählen, nicht Reports. Man sei «für den grossen Wurf» da – nicht zum Kuscheln.

Auch wem Planungssicherheit wichtig ist, der wird hier wohl nicht glücklich: In der einen Woche arbeite man vielleicht an einer Sache. In der nächsten Woche macht das Unternehmen möglicherweise eine Drehung um 180 Grad. So steht es im Stellenbeschrieb.

Bei wem die Affinität für die Tech- und Gründerwelt aber an erster Stelle kommt, ist vielleicht bereit, den hohen Preis zu zahlen. Oder wie es Forgis ausdrückt: «Wenn dir das zusagt, willkommen dort, wo du hingehörst!»


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