Es ist, als würde er ewig fliegen. Schon zum elften Mal ist Simon Ammann in Oberstdorf an einer WM dabei. Auch 2005 sprang der damals 23-Jährige mit, als die Nordisch-WM letztmals in Oberstdorf durchgeführt wurde.
Die Erinnerung daran sind nicht gerade goldig. Die Ränge 44 und 27 schauten für den Toggenburger raus. Nach Rang 44 auf der Normalschanze kämpfte er gegen die Tränen, monierte die unfairen Bedingungen. SonntagsBlick titelte: «Simi wie Anfänger im ‹Häfeli-Stil›». Gemeint war die Landung, die Ammann total verhauen hatte. «Unser Doppel-Olympiasieger landete im ‹Häfeli-Stil› wie ein Anfänger. Ob Windlotterie oder nicht – ein Doppel-Olympiasieger muss mit einem Telemark (Ausfallschritt) landen.»
Wieder ein Problem mit der Landung
Mittlerweile ist Ammann 39 Jahre alt, sogar Doppel-Doppel-Olympiasieger und Weltmeister. Doch das Problem mit der Landung besteht auch heute noch. Oder wieder.
Mit einer sogenannten Kachel oder eben «Häfeli-Landung» hat es zwar nichts zu tun. Ammann macht einen Telemark – also einen Ausfallschritt – und vermeidet so zwei Haltungspunkte Abzug. Doch so richtig stilsicher ist die Landung nicht mehr. Das zeigt sich auch in der Qualifikation an der WM, wo er bei den Noten fünf bis sechs Punkte auf die Spitzenplätze verliert.
«Entscheidet zwischen Top sechs oder weiter hinten»
«Man darf nicht in der Haltung sechs oder acht Punkte wegschmeissen, sonst ist man weg», meint Trainer Ronny Hornschuh insbesondere bezüglich Springen von der Normalschanze am Samstag. «Bei Simon hängt es davon ab, wie seine Landung aussieht. Das entscheidet zwischen den Top sechs oder weiter hinten.»
Auch Disziplinenchef Berni Schödler sagt: «Auf der Normalschanze werden viele in den gleichen Weitenbereich springen. Aber die Landungen müssen stimmen. Dort hat es viele, die es momentan besser machen.»
Schon nur das Ausstrecken der Arme auf die Seite würde helfen, «damit die Landung optisch ansprechender daherkommt», so Hornschuh. Doch seit seinem fürchterlichen Sturz 2015 in Bischofshofen läuft bei Ammann gedanklich zu viel ab, je näher an die Landung kommt. Nur so lässt sich erklären, wie schwer er sich mit dem letzten Flugdrittel noch immer tut.
In der ersten Flugphase stimmt vieles
Immerhin: Oben stimmt wieder Vieles. Ammann hat wieder ein stabiles Flugsystem und zeigt seine Fliegerqualitäten – auch wenn es in der Quali nicht recht klappt. Und er fühlt sich körperlich bereit. Nicht selbstverständlich wenn man bedenkt, dass bis in den Januar hinein gar nichts ging bei ihm.
«Ich war zwar noch etwas krank, was mich Substanz gekostet hat. Aber vorher waren meine Werte bei 99 Prozent meiner Leistungsfähigkeit», freut sich Ammann. Heisst: Er ist fit und noch bereit für Grosstaten.
Sein Ziel sind die Top 10. Und so wie er sich momentan präsentiert, könnte das auch aufgehen. Für Ammann geht es darum, seine WM-Bilanz in Oberstdorf zu verbessern – trotz Landungsproblem.