Darum gehts
- Michelle Gloor kämpft nach Operation um Olympia-Teilnahme
- Trotz Rückschlag: Bobfahrerin trainiert wieder voll in Lillehammer
- Sechs Tage nach Eingriff aus Spital, drei Wochen später leichtes Training
Als Blick Michelle Gloor (24) im August traf, war sie voller Energie. Die Bob-Anschieberin hatte nach einer schweren Zeit wieder in Tritt gefunden – nach Operation, Chemotherapie und Monaten der Reha war sie zurück im Training, fokussiert auf ihr grosses Ziel: Olympia 2026. Damals sagte sie: «Ich fühle mich so gut wie am Tag vor der Erkrankung.» Gloor war wieder auf dem Weg nach oben, die Kraft, der Wille, die Lebensfreude – alles war zurück.
Doch nur wenige Wochen später kam der Rückschlag. Im Sommer spürte sie plötzlich eine Verhärtung im Bauch. «Ich dachte, ich gehe das einfach mal zeigen – sicherheitshalber», erzählt sie in einem weiteren Gespräch mit Blick. Was als Routinekontrolle begann, wurde zur ernüchternden Nachricht: Im MRI und CT zeigte sich, dass erneut etwas nicht stimmte. «Das Resultat war leider nicht so gut. Dann war klar, dass ich nochmals operiert werden muss.»
Ende August wurde Gloor im Kantonsspital Aarau erneut am Bauch operiert. «Die Operation dauerte knapp drei Stunden», sagt sie ruhig – so, wie es nur jemand kann, der schon einmal durch die Hölle gegangen ist.
Drei Wochen nach der Operation wieder im Training
Von Schonzeit keine Spur: Sechs Tage nach dem Eingriff durfte Gloor das Spital verlassen, halb so lange wie nach der ersten Krebs-OP. Nach drei Wochen startete sie wieder mit leichtem Training. «Ich konnte mich sehr rasch erholen», sagt sie. Beine, Arme, ein bisschen Bewegung, alles ausser dem Rumpf und der Bauchregion. Vier Wochen später stemmte sie bereits wieder Gewichte. «Seit einer Woche kann ich wieder voll trainieren.»
Jetzt absolviert sie im Trainingslager in Lillehammer (Nor), wo die besten Teams der Welt ihre ersten Fahrten der Saison absolvieren. «Es läuft echt gut. Diese Woche hatte ich meine erste Bobfahrt seit der Operation – ohne Schmerzen», erzählt sie mit einem Lächeln. «Ich habe zwar ein paar Kilo verloren, aber beim Anschieben war die Zeit überraschend gut. Das zeigt mir: Es ist noch alles möglich.»
Olympia bleibt das grosse Ziel – trotz Rückschlag
Im November und Dezember stehen für Gloor zwei Weltcup-Rennen an, in Innsbruck und Lillehammer. «Ich werde wohl als Ersatz mitgehen. Aber das reicht fürs Erste. Ich bin wieder dabei.» Der Rückschlag kam zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt, doch an Aufgeben denkt sie keine Sekunde. «Es ist jetzt sicher schwieriger geworden, aber unmöglich ist es nicht.»
Ihre Kette mit den olympischen Ringen trägt sie weiterhin jeden Tag. «Sie erinnert mich daran, wofür ich kämpfe.» Der Rückschlag habe sie zwar kurz verunsichert, aber nicht gebremst. «Ich versuche, das Positive zu sehen. Ich bin wieder auf der Bahn – das ist, was zählt.» Während in Lillehammer Nebel und Matsch den Eiskanal umhüllen, kämpft Michelle Gloor um ihren Platz bei Olympia in Cortina.