Warum er auf vier Rädern wohnt
Schweizer Biathlon-Profi lebt im Camper statt in Wohnung

Dajan Danuser pflegt im Schweizer Wintersport wohl den ungewöhnlichsten Lebensstil. Selbst jetzt im Winter wohnt der Weltcupstarter in seinem Büssli – die kleinste Bibliothek von Lenzerheide inklusive.
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Foto: Sven Thomann
Biathlon-Profi Dajan Danuser lebt im Camper

Darum gehts

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Praktisch die gesamte Schweizer Biathlon-Elite hat sich im letzten Jahrzehnt um die Biathlon-Arena Lenzerheide eingenistet. Die einen haben Wohnungen bezogen, andere taten sich für eine Wohngemeinschaft zusammen – und Sebastian Stalder (27) kaufte sich in Alvaneu Bad gar ein altes Haus und renovierte es. Dajan Danuser (29) ist nun aber besonders erfinderisch geworden. Der Weltcupstarter aus Bad Ragaz SG hat seine eigenen vier Wände auf vier Rändern. Er haust seit diesem Jahr in einem Camper und ist damit auch teamintern eine kleine Attraktion.

Biathlet Danuser lebt in einem Camper
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Eine Tour durch sein Daheim:Biathlet Danuser lebt in einem Camper

Als Danuser an einem freien Nachmittag für Blick die Türen zu seinem fahrbaren Daheim öffnet, schaut prompt auch Schiesstrainer Andreas Kuppelwieser vorbei. Der Südtiroler will sich einen kurzen Augenschein nicht nehmen lassen und verschwindet wenig später wieder mit den Worten: «Coole Sache.»

Weil Teamkollege Sebastian Stalder mit seiner Freundin zusammenzog, musste sich Danuser eine neue Lösung suchen.
Foto: Sven Thomann

Danuser pflichtet bei: «Es macht mir unglaublichen Spass – für den Moment passt es wunderbar für mich.» Er gibt zu verstehen, dass er schon länger gewusst habe, dass sich seine Wohnsituation irgendwann ändern würde. Danuser durfte zunächst bei Teamkollege Stalder wohnen, ehe dieser mit seiner Freundin zusammenzog und er seinen Platz wieder räumen musste. Was sollte er also tun? Danuser schmunzelt und sagt: «Irgendwann fand mein Vater: ‹Warum wohnst du eigentlich nicht in einem Bus?› Denn er selbst hatte auch schon lange den Traum, mal so einen Camper zu besitzen. Also entschieden wir uns gemeinsam für diese Variante.»

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Dajan Danuser hat in seinem Heim auf vier Rädern auch einen Herd.
Foto: Sven Thomann

Der Deal: Der Sohnemann darf das Jahr über im rund sechs Meter langen Gefährt wohnen, dafür gehört dieses wiederum für Ferien oder Kurztrips den Eltern. Das würde sich zeitlich ganz gut ergänzen, sagt der B-Kader-Athlet, weil er während der Sommervorbereitung ohnehin jeweils eine Woche pro Monat im Trainingslager mit Swiss-Ski weilt, bei dem Kost und Logis inbegriffen sind.

Daneben habe er mittlerweile herausgefunden, wie es sich als ständig «Reisender» lebt. Ein netter Unterstützer seines Projekts lässt ihn unweit der Biathlon-Arena auf einem Parkplatz gratis übernachten. Tagsüber verschiebt er wiederum zur Arena. Und wenn im Sommer nicht gerade Stützpunktwoche in Lenzerheide war, ging er auch mal auf eigene Achse los: «Ich habe eine Pässe-Tour gemacht und mein Training vor Ort eingebaut. Gotthard, Nufenen, San Bernardino, das war toll.»

Im hinteren Teil des Busses ist alles fein säuberlich verstaut.
Foto: Sven Thomann

Doch funktioniert das Camperleben überhaupt als Profi, der ständig Wäsche und Material braucht? Nun, um Platz zu sparen und auf die grossen Taschen verzichten zu können, ist im Bus eine eigens konstruierte Halterung für die Skier und Stöcke angebracht. Hinzu kommen zahlreiche Boxen für Schuhe, Jacken oder Rollskis. Kurzum: Danusers Daheim erinnert nicht an einen bunten Hippie-Bus, sondern an ein durchorganisiertes Wohnmobil, in dem er äusserst ordentlich lebt. «Das muss man auch, wenn man sich für diesen Weg entscheidet», betont er, «es ist in gewisser Hinsicht auch eine Art Lebensschule für mich».

Danusers Schlafplatz: Unter ihm sein Sport-Material, neben ihm Kühlschrank und Bad, ober ihm der Sternenhimmel.
Foto: Sven Thomann

Die Wäsche hingegen könne schon mal zur Herausforderung werden, gibt er zu. Eine Lösung finde sich allerdings immer: «Entweder wasche ich bei den Eltern, bei denen ich auch immer noch offiziell angemeldet bin, oder bei Teamkollegen.» Muss er etwas trocknen, tut er dies mithilfe der Heizung im kleinen, eigenen Bad.

Gekocht wird auf den zwei Herdplatten. Und auch die «kleinste Bibliothek von Lenzerheide», wie er sie nennt, darf nicht fehlen. Sie befindet sich an der Seitenwand zur Mini-Küche und umfasst gerade einmal drei Bücher. Danuser lacht. Es gehe hierbei eben darum, das Literaturangebot von Zeit zu Zeit auszutauschen.

Die kleine Bücherecke ist im Küchenschrank untergebracht.
Foto: Marco Pescio

Ein wenig Respekt hat er vor krassen Minustemperaturen im Winter. Oft ist er ohnehin mit dem Team unterwegs, doch schläft er mal im Büssli, dürfte die Autobatterie für drei bis vier Nächte am Stück reichen, meint er. Nächte, in denen er womöglich von einer Olympiateilnahme träumen wird.

Die Ausgangslage hierfür ist anspruchsvoll, zumal mit Niklas Hartweg (25), Joscha Burkhalter (29) und Stalder drei Athleten im Normalfall klar vor ihm stehen. Der vierte Startplatz ist aber noch offen. Danuser, der zum Saisonauftakt an den Weltcup in Östersund (Sd) mitdurfte, kämpft hierbei vor allem gegen Jeremy Finello (33) und James Pacal (22). 

Er sagt zu seinem Olympia-Ziel: «Es ist machbar und gleichzeitig sehr schwierig.» Aber wetten, dass Danuser im Falle einer Olympiateilnahme zu gegebener Zeit mal eine «Hausparty» fürs Team schmeissen würde?

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