Das vergangene Wochenende wird die fünfköpfige Familie Neuenschwander aus Orpund BE nicht mehr vergessen. «Irgendwie ist das alles surreal», gesteht Vater Sascha Neuenschwander (50) gegenüber Blick. Gemeinsam verfolgen sie gespannt den NHL-Draft. Goalie-Talent Elijah Neuenschwander (18) gilt als grosse Schweizer Draft-Hoffnung, hatte er doch im Vorfeld mit über 20 NHL-Organisationen Kontakt. Und in der 4. Runde, so um 21 Uhr Schweizer Zeit, ist es so weit: Die Anaheim Ducks ziehen den U20-Nati-Goalie.
Es dauert nicht lange, bis sich die Ducks melden. Zunächst sehen sie davon ab, Neuenschwander für das am Montag beginnende Development Camp einfliegen zu lassen. Das sei zu stressig. Doch kurz später melden sie sich erneut – sie würden Elijah trotzdem gerne schon jetzt sehen und einen Flug organisieren. Um Mitternacht steht dieser dann: Von Zürich aus geht es am Sonntag um 8 Uhr via Frankfurt nach Los Angeles. 11 Stunden nach dem NHL-Draft sitzt der Fribourg-Goalie, der auf Leihbasis für Chur in der Swiss League spielt, bereits im Flugzeug und bricht zu seinem NHL-Abenteuer auf.
Anaheim könnte ein gutes Los sein
Nach den verrücktesten Stunden seiner noch jungen Karriere wird sich der ältere Bruder von Biel-Stürmer Jonah Neuenschwander (16), der letzte Saison mit seiner National-League-Premiere als 15-Jähriger für Furore sorgte, ab Montag im südkalifornischen Irvine auf dem Eis zeigen. Elijah Neuenschwander ist einer von fünf jungen Goalies, die eingeladen worden sind. Höher eingeschätzt wird nur der Italiener Damian Clara (20), der von Anaheim 2024 in der zweiten Runde gedraftet wurde, letzte Saison für Färjestad (Sd) und Kärpät Oulu (Fi) spielte, bereits mit 17 in der italienischen Nati debütierte und nächste Saison beim Farmteam von San Diego in der AHL vorgesehen ist.
Anaheim könnte für Neuenschwander hinsichtlich seiner NHL-Träume ein gutes Los sein. «Es gibt dort Raum für junge Goalies», findet sein Agent Sven Helfenstein (42). Denn es gibt bei den Ducks keinen Stargoalie, der mit einem Langzeitvertrag die anderen Keeper blockiert wie bei anderen NHL-Organisationen. Die langjährige Nummer 1 John Gibson (31) wurde am Wochenende im Rahmen eines Trades an Detroit abgegeben. Doch das ist Zukunftsmusik. Vorerst ist für Neuenschwander, der am Sonntag wieder zurück in der Schweiz sein soll, geplant, dass er nächste Saison für Chur in der Swiss League spielt. «Und in den nächsten Jahren hart weiterarbeitet», wie es Helfenstein ausdrückt.