Darum gehts
Es sind Sätze, die niemand unter den rund 65’000 Teilnehmenden am Eidgenössischen Turnfest so lesen wollte. Doch die Organisatoren des Mega-Breitensport-Events in Lausanne müssen eingestehen, dass ihre Ranglisten Fehler enthalten – und diese auch nicht mehr korrigiert werden können.
Blick liegt eine E-Mail der ETF-Macher an betroffene Vereine vor. «Wir haben die Rangliste nach bestem Wissen und Gewissen erstellt und sind überzeugt, dass die Medaillenplätze gerecht vergeben wurden. Dennoch wissen wir auch, dass einzelne Resultate auf den Sprint-Anlagen durch Prozessfehler nicht der sportlichen Realität entsprechen.»
«Rangliste gilt in ihrer aktuellen Form als final»
Nach dem Schlamassel am ersten Wettkampfwochenende mit dem Verpflegungsengpass rund ums Stadion Pontaise kommen erneut organisatorische Mängel ans Tageslicht.
Einige Turnerinnen und Turner müssen damit leben, dass sie beim nur alle sechs Jahre stattfindenden Eidgenössischen mit falschen Angaben in den Ranglisten verewigt sind. Das OK gibt zu: «Trotz sorgfältiger Prüfung und Korrektur bleiben Fehler bestehen – Fehler, die wir nur allzu gerne rückgängig machen würden. Doch das ist uns leider nicht mehr möglich. Daher gilt die Rangliste in ihrer aktuellen Form als final.»
Die Gesamtwettkampfleitung des STV teilt gegenüber Blick mit: «Nach aktuellem Stand sind rund 140 von insgesamt etwa 4000 Teilnehmenden betroffen. Die betroffenen Personen und Vereine wurden am Mittwoch direkt von uns kontaktiert und über die Situation informiert.» Die technischen Probleme mit der Zeitmessung im Sprint traten gemäss STV nur am allerersten Festtag (Donnerstag, 12. Juni) bei zwei Wettkämpfen auf: im Leichtathletik-Einzel und im Turnwettkampf.
Die Medaillenränge sind nicht betroffen
Der STV übernimmt die Verantwortung für den Vorfall und betont: Die Medaillenränge sind nicht betroffen. «In einigen Fällen war eine nachträgliche Korrektur aufgrund der fehlerhaften Zeitmessung allerdings aber nicht exakt möglich, was wir sehr bedauern.»
Dass am ersten Wochenende der Ablauf chaotisch war, spürten die Teilnehmenden auch am Zeitplan. Blick weiss von Sportlerinnen, die drei Stunden auf ihren Einsatz warten mussten.
Ärger gab es nebst der Zeitmesspanne auch bei falsch eingetragenen Noten. Blick-Wirtschafts-Redaktor Robin Wegmüller nahm als Mitglied des STV Bettwiesen aus dem Kanton Thurgau am ersten ETF-Wochenende im dreiteiligen Turnwettkampf teil, bei ihm gab es zunächst Irritationen um eine Note. Er schildert: «Mir hat das ETF bei der Basketball-Disziplin eine falsche Note eingetragen. Anstatt eine 8.13 stand da eine 3.00. Da fühlte ich mich schon ein wenig ‹verarscht›. Wir haben per E-Mail interveniert. Zwar haben wir keine Antwort bekommen, diese Woche hat das ETF die Note aber korrigiert.»
Dieses nachträgliche Glück haben aber nicht alle. Während falsche Noten korrigiert sind, bleiben einige falsche Zeiten als Fakt stehen.
Natürlich: Dass beim Mammut-Anlass mit zehntausenden Teilnehmenden und mit über die ganze Stadt verteilten Wettkämpfen in 22 Sportarten nicht alles wie am Schnürchen abläuft, ist allen in der Turn-Familie klar. Und noch haben die Lausanner Zeit, an den harzigen Prozessen zu feilen – das Turnfest dauert noch bis Sonntag an.