Mit diesem Winner schafft Riedi die Sensation
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Zürcher ringt Cerundolo nieder:Riedi gelingt die Sensation

Kondi-Coach Linder machte Riedi nach zwei Knie-OPs wieder stark
«Leandro hat eine Monsterleistung vollbracht»

Leandro Riedi wächst an den US Open über sich hinaus und steht als Qualifikant sensationell in Runde drei. Dabei traf ihn erst Anfang Jahr der zweite OP-Hammer innert kurzer Zeit. Konditionstrainer Beni Linder begleitete ihn durch die emotionale Rehaphase.
Publiziert: 10:58 Uhr
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Welch ein Comeback: Leandro Riedi dreht sein Zweitrundenspiel hochspektakulär.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Leandro Riedi kämpft sich in die dritte Runde der US Open
  • Riedi überwindet Knie-OP und Meniskus-Innenriss vor Grand-Slam-Höhenflug
  • Er baute während der Reha fünf Kilo Muskelmasse auf
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marco PescioReporter Sport

Die Schweizer Männer sind im Vormarsch: Nach Jérôme Kym (22) schreibt auch Leandro Riedi (23) ein US-Open-Märchen. Auch er kämpft sich in Flushing Meadows in die dritte Runde. Und wie. Nach 0:2-Satzrückstand dreht er die Partie gegen die Weltnummer 19 Francisco Cerundolo (27) tatsächlich noch – und holt im allerersten Hauptfeld-Fünfsätzer seiner Karriere den Sieg. Die Quali miteinbezogen ist es sein fünfter Erfolg in Serie in New York.

Riedi, der 2020 Junioren-Finalgegner von Dominic Stricker (23) in Roland Garros war (2:6, 4:6), kann diesen Sommer endlich zeigen, was in ihm steckt. Schon in Wimbledon spielte er sich durch die Quali und schaffte so seine Grand-Slam-Premiere. Mit anderen Worten: Der Zürcher darf gerade das Tennis-Leben führen, von dem er schon lange träumt.

Vor wenigen Monaten sah sein Alltag jedoch komplett anders aus. Von der funkelnden Grand-Slam-Welt war da noch keine Spur. Im Januar befindet er sich gerade auf gutem Weg zurück, nachdem er sich letzten September einer Knie-OP wegen eines Knochenabrisses unterziehen musste. Doch kurz nachdem er wieder mit ein paar Tenniseinheiten beginnen durfte, wirft ihn eine blöde Bewegung im Training wieder zurück. Er verdreht sich das Knie, erleidet einen Meniskus-Innenriss und muss wieder in eine neue Reha. «Das war mental einfach nur brutal», sagt er später gegenüber Blick, «da ging ich drei Wochen wirklich unten durch und habe auch Aufmunterungsversuche kaum ertragen.»

«Es gab viele Tiefen in jener Zeit»

Einer, der ihn in jener schwierigen Zeit fast täglich begleitet, ist Beni Linder, Kondi-Coach bei Swiss Tennis. Ihm sowie dem Magglinger Physiotherapeut Stephan Meyer und Federer-Arzt Roland Biedert sei er «sehr dankbar», nun in New York stehen zu dürfen, meinte Riedi bereits nach seinem Erstrundenerfolg bei SRF: «Dank ihnen bin ich hier und fühle mich wieder gut.» Linder spricht auf Blick-Nachfrage derweil von einer «Monsterleistung, die Leandro vollbracht hat», angesichts der emotionalen Achterbahnfahrt in der doppelten Reha.

Linder erinnert sich: «Schon nach der ersten OP war es schwierig. Er lief an Krücken, musste sich im Fitnessraum von Gerät zu Gerät schleppen, durfte nicht Autofahren – und als dann der Unfall im Training passierte, war das natürlich eine riesige Enttäuschung.» Riedi rang lang mit dem herben Dämpfer. «Es gab viele Tiefen in jener Zeit», so Linder, «doch wir haben versucht, Lele zu unterstützen und sagten ihm, dass die Reha sowieso gemacht werden müsse, auch ohne Spitzensport-Hintergrund – das half ihm».

Nun, Riedi kämpfte sich durch, verbrachte viel Zeit in den Gym-Kellern von Biel und Magglingen und baute nebenbei fünf Kilo Muskelmasse auf. Leandro sei «ein Tier» geworden, hiess es in der Tennis-Bubble. Im Mai gab er sein Comeback. Und jetzt steht er dank des Protected Rankings bereits wieder im ganz grossen Rampenlicht.

Linder ist stolz

Linder ist insbesondere deshalb beeindruckt, weil Riedis Trainingsprozess im Grunde genommen noch gar nicht abgeschlossen ist. Die langen, auf Fünfsätzer ausgelegten Sessions würden für den Mann aus Bassersdorf eigentlich noch anstehen. «Darum sass ich beim Match gegen Cerundolo schon ein wenig auf Nadeln», gibt Linder zu, «umso froher bin ich, dass es so wunderbar geklappt hat». Linder mahnt, es würde im Herbst noch mehr Arbeit warten, zumal der Aufbau noch abgeschlossen werden sollte. Vor den Australian Open im Januar dürfte hierfür genug Zeit gefunden werden.

Vorerst aber gehe es ans Geniessen des New Yorker Höhenflugs, so Linder: «Ich bin vor allem stolz darauf, wie er sich präsentiert und wie weit er nach den Rückschlägen in seiner Persönlichkeit bereits ist. Ich bin glücklich, wie viel Freude er im ersten Hauptrundenmatch hatte. Und wie viel Durchhaltewillen er im zweiten zeigte.»

Und jetzt? Folgt am Samstag Runde drei und der Pole Kamil Majchrzak (29, ATP 76). Es geht ums Achtelfinalticket, was angesichts der dunklen Reha-Zeit, die noch nicht so lange her ist, wie ein Traum klingen muss.

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