Von wegen trauriger Winter
Schweizerinnen holen ohne Gut-Behrami mehr Punkte

Trotz Gut-Behramis Ausfall zeigen Schweizer Skifahrerinnen starke Leistungen. Camille Rast glänzt mit Top-5-Platzierungen, während der Nachwuchs im Europacup überzeugt. Der Speed-Auftakt in St. Moritz wird nun zum Härtetest.
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Lara Gut-Behrami war jahrelang die beste Schweizer Skifahrerin. Nun fällt sie für den ganzen Winter aus. Wird das Frauen-Team komplett zerbrechen?
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Schweizer Skifahrerinnen zeigen starke Leistungen trotz Gut-Behramis Ausfall
  • Camille Rast erzielt beeindruckende Ergebnisse mit Top-5-Platzierungen
  • Schweizerinnen holen durchschnittlich 71 Punkte pro Rennen ohne Gut-Behrami
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Nach der Hiobsbotschaft um Lara Gut-Behramis Saison-Aus war für viele klar: Jetzt saufen die Schweizerinnen komplett ab! Und: Ohne sie geht gar nichts! Schliesslich: Das wird ein trauriger Winter!

SRF-Experte Didier Plaschy (52) gehörte nicht zu den Schwarzmalern. «Die anderen im Team bekommen jetzt mehr Luft», sagte er. Ski-Legende Maite Nadig (71) blies ins gleiche Horn: «Das kann auch eine Chance sein. Jene, die ihnen oft vor der Sonne stand, ist weg. Ich bin gespannt, wie sie damit umgehen.»

Und heute? Drei Riesenslaloms ohne Gut-Behrami (34) sind im Kasten. 71 Punkte holten die Schweizerinnen im Schnitt pro Rennen. In den vorangegangenen zehn Riesenslaloms mit Gut-Behrami waren es noch 47,5 Zähler gewesen. Ein Aktionär würde bei einer Steigerung von knapp 49,5 Prozent vor Freude ausflippen.

Rast starker Saisonstart im Riesen

Man könnte dies auch als Zufall abtun. Vielleicht steckt aber hinter den Vermutungen des Walliser Slalom-Altmeisters und der zweifachen Olympiasiegerin von 1972 doch mehr. Denn: Obwohl Swiss-Ski in Copper Mountain (USA) und Tremblant (Ka) nur fünf der acht Quoten-Startplätze belegte, durften alle Fahrerinnen glücklich nach Hause fliegen.

Camille Rast (26) wurde einmal Fünfte und zweimal Vierte. Rechnet man ihren 15. Platz zum Riesen-Auftakt in Sölden (Ö) dazu, holte sie im Schnitt bislang 40 Punkte pro Rennen. Das ist beinahe so stark wie Gut-Behramis Wert des letzten Winters – 42. «Darauf kann ich aufbauen», sagte Rast. Und machte damit deutlich, dass sie noch lange nicht genug hat.

Auch im Europacup drücken einige nach

Wendy Holdener (32) belegte zuletzt Ränge zwischen 18 und 24, ihre Fahrweise machte aber Mut – sie zeigte, dass mit ihr nicht nur im Slalom zu rechnen ist. Dazu kommt die Sue Piller (20), die in Tremblant in beiden Rennen punktete – eine Premiere.

Vanessa Kasper (29) holte ebenso Zählbares wie Simone Wild (32). Währenddessen machte sich der Nachwuchs im Europacup mit guten Resultaten fit. Nach drei Riesenslaloms findet man sechs Schweizerinnen in den Top 13 – sie sind zwischen 18 (Dania Allenbach) und 25 Jahre (Janine Schmitt) jung.

Was das heisst? Natürlich fehlt Gut-Behrami. Eine solche Weltklasse-Fahrerin kann kein Verband der Welt einfach so ersetzen. Auch der Nationencup dürfte ohne sie kaum zu gewinnen sein. Fakt ist aber auch, dass der helvetische Ski-Fan weder aktuell, noch in Zukunft zwangsläufig in eine tiefe Sinnkrise verfallen muss.

Im St. Moritz wird die Lücke kaum zu schliessen sein

Ein nächster Härtetest folgt nun mit dem Speed-Auftakt in St. Moritz GR. Dort wird nicht nur Gut-Behrami schmerzlich fehlen, sondern auch Corinne Suter (30), die zweitbeste Schweizer Tempo-Bolzerin der letzten Saison. Sie fällt nach einem Trainingssturz einen Monat aus.

Ob sich die anderen Schweizer Speed-Fahrerinnen ebenfalls steigern können? Von Freitag bis Sonntag gibts die Antwort. Man darf gespannt sein. 

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