Darum gehts
- Lindsey Vonn glaubt an Medaille an Olympiade
- Vonn trotzte Kritik und erzielte beeindruckende Ergebnisse nach Comeback
- Mit 41 Jahren könnte sie älteste Olympiamedaillengewinnerin werden
Lindsey Vonn (41), die im letzten Dezember, fast sechs Jahre nach ihrem ersten Karriereende, in den Skizirkus zurückkehrte, hat noch ein grosses Karriereziel vor Augen: die Olympischen Spiele auf der Olimpia delle Tofane in Cortina d'Ampezzo im Februar.
Auf der Piste, auf der sie im Weltcup bereits zwölf Speedrennen gewinnen konnte. Aber auch auf der Piste, wo sie im Januar 2019 bei ihrem vorerst letzten Rennen im Super-G ausschied und ihre Laufbahn wegen ihres lädierten Knies ein erstes Mal beendete.
Die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2010 hat also noch eine Rechnung offen mit dem Dorf im Veneto. «Der entscheidende Faktor für das Comeback ist, dass die Olympiarennen in Cortina stattfinden», erklärt Vonn nun im Interview mit «Bild». «Es ist ein sehr besonderer Ort für mich, den ich mit so vielen unglaublichen Erinnerungen verbinde. Ich habe mir einfach gedacht, dass es eine schöne Gelegenheit für mich ist, meine Karriere auf eine andere, hoffentlich positivere Art und Weise als beim ersten Mal 2019 zu beenden.»
Vonn trotzte ihren Kritikern
Dass Vonn mit ihrem Knie überhaupt wieder Skirennen bestreiten kann, grenzt an ein Wunder. Im Vorfeld ihrer Rückkehr schwappte ihr – neben Lob und Bewunderung – auch eine Welle der Kritik und Skepsis entgegen. Kaum jemand traute ihr zu, wieder auf Weltcupniveau mithalten zu können, Ärzte warnten. So auch die ehemaligen Schweizer Skistars Bruno Kernen und Sonja Nef. Letztere sagte gegenüber Blick, dass ihr Lindsey leidtue, weil sie angeblich immer im Mittelpunkt stehen wolle. Vonn persönlich bedankte sich unter einem Post von Blick sarkastisch auf Social Media: «Sehr nette Worte, Sonja und Bruno.»
Die noch viel wichtigere Antwort gab sie aber auf der Rennstrecke. Schon in ihrem zweiten und dritten Rennen in St. Anton (Ö) fuhr sie auf die Plätze sechs und vier. Beim Weltcupfinal in Sun Valley (USA) stand sie im März als Zweite auf dem Podest.
Und wie ist das Gefühl vor der neuen Saison? Sie fühle sich ein bisschen wie ein Terminator, meint sie gegenüber «Bild». «Ich wurde bereits mehrmals wieder neu zusammengebaut.» Das kann ihrem Körpergefühl aber anscheinend nichts anhaben.
Wird sie zur ältesten Medaillengewinnerin bei Olympia?
«Mein Körper macht grossartig mit. Es ist auch für mich unglaublich. Ich absolviere dieselben Trainingsumfänge wie 20-Jährige», sagt sie «Bild». «Darüber freue ich mich extrem, weil ich mich nicht mehr so gut gefühlt habe, seit ich mir 2013 erstmals das Kreuzband gerissen hatte.»
Reicht es also womöglich gar zu einer weiteren Olympiamedaille? Sie rechne sich Chancen aus, meint Vonn. «Ich habe bewiesen, dass ich noch vorne mithalten kann. Ich habe es noch aufs Podium geschafft – und das fast ohne Training und Saisonvorbereitung.» Diesen Sommer habe sie nun Zeit gehabt, gezielt zu trainieren.
Schon im Januar erklärte Vonn, sie wolle ihrer Karriere in Cortina definitiv ein Ende setzen. Ein viertes Olympia-Edelmetall zum Abschluss wäre eine unglaubliche Geschichte. Sie würde den Franzosen Johan Clarey (41 Jahre und 40 Tage in Peking 2022) als älteste Medaillengewinnerin ablösen.