Tod auf der Piste, im Auto oder im Flugzeug
Die traurigen Schicksale von sieben Ski-WM-Helden

In der Geschichte der alpinen Ski-WM gibt es einige Medaillengewinner, deren Leben in besonders dramatischer Manier zu Ende gegangen ist.
Publiziert: 03.02.2025 um 21:02 Uhr
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Aktualisiert: 04.02.2025 um 18:33 Uhr
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Er wurde «Luftibus» genannt: Der frühere Ski-Star Wolfgang Junginger steuerte das Flugzeug, das im Februar 1982 bei Hannover abstürzte. Einziger Überlebender: Der damalige FC-Bayern-Manager Uli Hoeness.
Foto: keystone-sda.ch

Auf einen Blick

  • Junginger, Walcher, Nierlich und Poisson: Tragische Schicksale von WM-Helden
  • Die vier Ski-Champions starben im Alter von 25 bis 35 Jahren
  • Sie liessen ihr Leben auf den Ski, im Auto und im Flugzeug
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Wolfgang Junginger (†30)

Der Deutsche erlebte seinen Höhepunkt 1974 in St. Moritz, als er sich in der WM-Kombi Bronze sicherte. «Der Wolfi war so etwas wie die alpine Antwort auf Günter Netzer», sagt sein ehemaliger Teamkollege Frank Wörndl (Slalom-Weltmeister 1987) und liefert die Details: «Junginger hatte geniale Fähigkeiten und war wie der junge Netzer dem süssen Leben nie abgeneigt. Ein echter Luftibus!»

Bezeichnenderweise hat dieser «Luftibus» dann auch den Pilotenschein gemacht. Wörndl weiss, dass sein Kollege in dieser Funktion öfters in Schwierigkeiten geraten ist. «Einmal wollte Junginger mit Uli Hoeness bei starkem Nebel nach Stuttgart fliegen. Aber nach rund eineinhalb Stunden haben sie nicht die Landebahn in Stuttgart, sondern den Münchner Olympia-Turm gesehen. Junginger war im Kreis geflogen.»

Dennoch ist Bayern-Manager Hoeness auch am 17. Februar 1982 gemeinsam mit zwei weiteren Insassen in Jungingers Piper PA-34 Seneca eingestiegen. Doch kurz vor dem Landeanflug auf Hannover ist die Maschine des 31-jährigen Jungingers im Schwarzen Moor bei Rasse aufgrund von technischen Problemen abgestürzt. Hoeness war der einzige Überlebende.

Sepp Walcher (†29)

An dem Tag, als Bernhard Russi an der WM-Abfahrt in Garmisch seinen letzten Wettkampf bestritten hat, schlug die grosse Stunde von Sepp Walcher – der Österreicher holt WM-Gold. Von diesem Moment an hatte der Steirer das Glück aber nur noch selten auf seiner Seite.

Nachdem er vier Jahre ohne Weltcupsieg geblieben war, erklärte Walcher im Frühling 1982 seinen Rücktritt. Ab diesem Zeitpunkt kümmerte sich der 27-Jährige um sein Cafe in Schladming, ehe sich am 22. Januar 1984 anlässlich eines Benefiz-Rennens in der Dachstein-Region ein schreckliches Drama ereignete. Wolfgang Winheim, Reporterlegende vom «Kurier», erinnert sich: «Während in Kitzbühel die Hahnenkamm-Abfahrt auf dem Programm stand, ging Walcher bei diesem Rennen in seiner Heimat an den Start. Sepp ist nach einem Sturz in eine Holzlatte geprallt, was er leider Gottes nicht überlebt hat. Seine Frau war zu diesem Zeitpunkt hochschwanger.»

Rudi Nierlich (†25)

Der gelernte Tischler aus Oberösterreich war vor 34 Jahren einer der grossen Stars der letzten WM in Saalbach – Nierlich, der bereits 1989 in Vail Riesen- und Slalom-Gold holte, triumphierte vor dem Schwyzer Urs Kälin im Riesenslalom. Dieser geniale Skifahrer hatte jedoch eine Schwäche: der Alkohol. «Wenn er mit seinen Freunden unterwegs war, hat er Vollgas gegeben. Er hat sehr gerne getrunken», erzählt Kurier-Reporter Winheim.

Insider sind sich sicher, dass Nierlich auch in den frühen Morgenstunden des 18. Mai 1991 alkoholisiert am Steuer sass. In der Nähe seines Wohnorts in St. Wolfgang im Salzkammergut ist Nierlich bei starkem Regen von der Fahrbahn abgekommen, in ein Haus gekracht und noch an der Unfallstelle verstorben.

Ulrike Maier (†27)

Am 29. Januar 1991 hat die Salzburgerin bei der WM in Saalbach ihre zweite Super-G-Goldmedaille innerhalb von zwei Jahren gewonnen. Maiers kleine Tochter Melanie gehörte damals zu den ersten Gratulantin. Exakt drei Jahre später hat Melanie kurz von ihrem fünften Geburtstag ihre geliebte Mama verloren. Was ist passiert? Ulrike Maier prallte am 29. Januar 1994 bei der Abfahrt in Garmisch nach einem Sturz mit 104 km/h in einen Holzpfosten, welcher die Zeitnehmung abschirmen sollte. Die 27-Jährige wurde mit dem Helikopter ins Unfallkrankenhaus nach Murnau geflogen, wo ihr Tod festgestellt wurde.

Regine Cavagnoud (†31)

Die Französin wurde 2001 in St. Anton Super-G-Weltmeisterin. Neun Monate nach diesem Jubeltag kollidierte Cavagnoud im Abfahrtstraining im Pitztal frontal mit dem deutschen Nachwuchstrainer Markus Anwander. Während Anwander mit schweren Verletzungen überlebte, verstarb Cavagnoud zwei Tage später in der Universitätsklinik in Innsbruck.

Corinne Rey-Bellet (†34)

Fünf Weltcupsiege hat die Walliserin zwischen 1999 und 2002 eingefahren. Bei der Heim-WM in St. Moritz 2003 hat Rey-Bellet zwar in der Abfahrt die Bestzeit der Kanadierin Melanie Turgeon um elf Hundertstel verpasst, durfte sich aber zeitgleich mit der Österreicherin Alexandra Meissnitzer über Silber freuen.

Als die Frau aus Val-d’Illiez zehn Monate später einen Sohn zur Welt brachte, schien ihr Glück perfekt. Doch am 30. April 2006 ereignete sich eine grausame Tragödie, als die 34-Jährige von ihrem Ehemann Gerald Stadler erschossen wurde. Auch ihr jüngerer Bruder Alain wurde von Stadler, der zwei Tage später Selbstmord beging, getötet.

Rey-Bellets langjährige Teamkollegin Sonja Nef (52, Riesenslalom-Weltmeisterin 2001) sagte an der Beerdigung zu Blick: «Ich hatte immer das Gefühl, dass Stadler nicht den Menschen Corinne, sondern die Berühmtheit Rey-Bellet geliebt hat. Immer wenn er an Corinnes Seite in der Öffentlichkeit stand, versuchte er sich krampfhaft in den Mittelpunkt zu rücken.»

David Poisson (†35)

Es war eine Überraschung an der WM 2013. Obwohl er bis dahin im Weltcup noch nie auf dem Podest stand, gewann der Franzose David Poisson in Schladming Abfahrts-Bronze. Zwei Jahre später wurde der Mann mit dem Übernamen «Caillou» (Kieselstein) bei der Weltcup-Abfahrt in Santa Caterina erneut Dritter, ehe das Leben des 35-jährigen Vaters eines eineinhalb Jahre alten Sohn am 13. November 2017 in tragischer Manier zu Ende ging. Beim Abfahrtstraining im kanadischen Nakiska stürzte Poisson kurz vor dem Ziel mit rund 100 km/h und schoss durch zwei B-Netze hindurch in den Wald.

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