Fehler kostete ihn den Abfahrts-Sieg
Lars Rösti ist der tragische Held von Gröden

Lars Rösti stammt aus einer Jodler-Dynastie. Einen freudigen «Juchzer» liess der ehemalige Junioren-Weltmeister vor einem Jahr zunächst auch in Gröden los. Der Blues ereilte ihn später nach der Rennanalyse.
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Vor zwölf Monaten war Lars Rösti auf der Saslong in Gröden auf dem Weg zur grossen Abfahrtssensation, ehe er bei der Ciaslat-Ausfahrt einen zeitraubenden Fehler beging.
Foto: keystone-sda.ch
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Marcel W. PerrenSki-Reporter

Gröden am 21. Dezember 2024: Lars Rösti ist mit der Startnummer 34 unterwegs zur ganz grossen Abfahrtssensation. Bei der letzten grossen Schlüsselstelle auf der Saslong, die den Namen Ciaslat trägt, liegt der Berner Oberländer 86 Hundertstel vor Leader Marco Odermatt. Der vierfache Gesamtweltcupsieger beginnt, sich im Ziel gedanklich mit dem zweiten Rang anzufreunden, zumal Rösti die ersten Wellen dieser technisch so anspruchsvollen Passage hervorragend meistert.

Doch bei der Ausfahrt aus der Ciaslat wird der gelernte Schreiner weit von der idealen Linie abgetragen. Der 100 Kilo-Brocken kann einen Ausfall in extremis verhindern und schwingt im Ziel als Zwölfter ab. Weil diese Platzierung zu diesem Zeitpunkt gleichbedeutend mit dem besten Weltcup-Abfahrtsergebnis seiner Karriere ist, reisst Rösti seine Arme zum Jubel in die Höhe. «Aber während ich mich riesig gefreut habe, haben mich die Betreuer im Zielraum komisch angeschaut. Und Niels Hintermann hat mir gesagt, dass ich mir noch einmal die Zwischenzeiten anschauen sollte.»

Als Rösti genau das tut und sieht, dass er bis zu diesem Fauxpas auf Siegeskurs war, ist die Freude tatsächlich nicht mehr ungetrübt. «Auf der Heimfahrt habe ich logischerweise immer wieder an diesen Moment bei der Ciaslat-Ausfahrt gedacht. Und natürlich habe ich mir immer wieder ausgemalt, was passiert wäre, wenn ich anders gefahren wäre», erzählt der Speed-Spezialist. Doch mittlerweile ist er mit sich im Reinen: «Im Training hat meine Linienwahl an dieser Stelle perfekt gepasst. Und weil ich mich im Rennen für die genau gleiche Linie entschieden habe, kann ich mir nichts vorwerfen. Mein Pech war halt einfach, dass die Strecke am Renntag etwas schneller geworden ist.»

Corona spielte Rösti einen besonderen Streich

Zwölf Monate später nimmt Rösti seinen nächsten Anlauf auf der Saslong. Der mittlerweile 27-Jährige hat seither ordentlich Selbstvertrauen getankt. Bei der Lauberhornabfahrt im Januar fuhr er mit der Startnummer 37 auf den achten Rang. Und die Trainer sind sich einig, dass Rösti im letzten Sommer seine Technik noch einmal verbessert hat.

Vielleicht wäre der Junioren-Weltmeister von 2019 im Weltcup schon früher so richtig in Schwung gekommen, wenn ihm nicht Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht hätte. «Nachdem ich viele Jahre auf Rossignol unterwegs war, wollte ich im März 2020 Stöckli testen. Doch am Abend vor dem geplanten Testtag in Hoch-Ybrig wurde der Corona-Lockdown ausgerufen. Und ohne diesen Test war mir ein Skimarkenwechsel zu unsicher.» Dass er diesen Transfer nach einem erfolgreichen Test zwei Jahre später getätigt hat, bezeichnet Rösti als «die wahrscheinlich beste Entscheidung in meiner Karriere. Das Material und die Leute in dieser Firma sind top!»

Misstöne in der kurzen Jodler-Laufbahn

In seiner Jugend hat der in St. Stephan gross gewordene Speed-Spezialist übrigens auch einen denkwürdigen Auftritt als Jodler abgeliefert. Dazu muss man wissen, dass der berühmte Komponist Ueli Moor der Stiefbruder von Röstis Vater Hermann ist. Als zu Ehren des Grossvaters ein Konzert veranstaltet wurde, sang der Junior im Familienchor mit. Dabei war allerdings unüberhörbar, dass sein gesangliches Potenzial nicht ganz so gross ist wie das als Skirennfahrer.

«Als ich bei der Konzertprobe bereits beim Einsingen nicht alle Töne getroffen habe, hat mir Ueli gesagt, dass ich während des Restes dieser Probe besser Pause mache. Beim Konzert durfte ich dann aber trotzdem mitsingen. Nach diesem Live-Auftritt habe ich meine Gesangskarriere beendet.» Es könnte aber sein, dass Lars Rösti nach den Rennen in Gröden allen Grund haben wird, wieder einmal einen freudigen «Juchzer» auszustossen.

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