Darum gehts
- Umstrittener Super-G in Beaver Creek bei schlechten Wetterbedingungen durchgeführt
- Franjo von Allmen stürzt, Alexis Monney beklagt unfaire Bedingungen
- Trainer klagen gegen Chaos am Start
Es war eines der grenzwertigsten Rennen der Weltcup-Geschichte. Gemeint ist der Super-G, der am Freitag in Beaver Creek bei starkem Schneefall, Wind und miesem Licht ausgetragen wurde. Selbst der grosse Sieger Vincent Kriechmayr (34) konnte sich nicht vorbehaltlos über seinen 19. Weltcup-Triumph freuen. «Ich hätte lieber ein Rennen gewonnen, bei dem sämtliche Athleten dieselben Bedingungen vorgefunden haben. Aber das war hier leider nicht der Fall», sagte der 34-Jährige im Gespräch mit ORF-Starmoderator Rainer Pariasek.
Eine besonders miese Sicht hatte mit der Startnummer 14 Abfahrts-Weltmeister Franjo von Allmen (24). «Franjo hat wirklich ganz schlechte Bedingungen vorgefunden. Aber wenn der Start trotzdem freigegeben wird, kann man nicht von ihm erwarten, dass er dosiert fährt, schliesslich ist er ein absolutes Rennpferd», sagt Swiss Ski-Cheftrainer Tom Stauffer.
Das schmerzliche Endergebnis für von Allmen in diesem Rennen: Bei einem Sturz kurz nach der ersten Zwischenzeit hat der Berner Oberländer Prellungen am Schienbein erlitten. Ob der 24-Jährige bei den nächsten Speedrennen in Gröden (zwei Abfahrten und ein Super-G, 18. bis 20. Dezember) am Start stehen wird, ist nicht sicher.
«Das war für die Athleten eine brutale Belastung!»
Von Allmens Sturz hat sich auch negativ auf die Fahrt von Alexis Monney (25) ausgewirkt. Weil das Rutsch-Kommando den Neuschnee während der durch den Abflug von Allmen ausgelösten, rund halbstündigen Pause nicht vollständig aus der Piste gebracht haben, war der WM-Bronze-Gewinner mit der Startnummer 17 chancenlos. «Als ich auf den Sprung zugefahren bin, lagen dort sicher fünf Zentimeter Neuschnee. Das ist absolut unfair!»
Ab Startnummer 25 wurde die Sicht noch schlechter und der Wind sicher nicht schwächer. Aber die Jury wollte das Rennen nach neuerlichen Unterbrechungen unbedingt bis zur Nummer 30 durchziehen, damit es gemäss FIS-Reglement gewertet werden kann. Genau das ist dann auch gelungen, erst nach Loïc Meillards Ausfall mit der Nummer 31 wurde der zweite Super-G im Olympia-Winter abgebrochen.
Schweizer Trainer schimpfen
Helmut Krug, Gruppentrainer von Marco Odermatt, Thomas Tumler, Justin Murisier, Lenz Hächler und Gino Caviezel, sagt sichtlich genervt zu Blick: «Bei der FIS wird ständig über die Verbesserung der Sicherheit für die Athleten diskutiert. Gleichzeitig schickt man die Rennfahrer bei derart gefährlichen Bedingungen auf die Piste. Für mich ist das absolut unverständlich.»
Matteo Joris, der bei Swiss Ski die Trainingsgruppe mit Meillard, Daniel Yule, Tanguy Nef, Luca Aerni, Marc Rochat und Ramon Zenhäusern leitet, hält fest, dass «nach dem Sturz von Franjo am Start das reine Chaos herrschte. Es hat Athleten wie Justin Murisier gegeben, die am Start mindestens 20-mal die Skischuhschnallen auf und zugemacht haben, weil kurz nach der Meldung ‹Start frei› das Retourkommando ‹Start-Stop› gekommen ist. Dieses Hin und Her war für die Athleten eine brutale Belastung.» Joris will mit seinen Schilderungen den Sieg von Kriechmayr jedoch nicht schmälern. «Vinc hat bei diesen brutal schwierigen Verhältnissen eine fantastische Leistung gezeigt, sein Triumph ist absolut verdient.»
Rennchef des Sturzopfers und des Siegers nimmt die Jury in Schutz
Einen starken Bezug zu Sieger Kriechmayr und zu Sturzopfer von Allmen hat der Österreicher Rainer Salzgeber (58). Der Riesenslalom-Vize-Weltmeister von 1993 rüstet als Rennchef von Head den Oberösterreicher und den Obersimmentaler mit Ski und Schuhen aus. Wie hätte er sich an der Stelle von FIS-Rennleiter Markus Waldner entschieden? «Ich bin mir sicher, dass die Bedingungen im Abfahrtstraining schlechter waren als in diesem Super-G. Und deshalb kann ich es nachvollziehen, dass die Jury das Rennen bis zur Startnummer 31 durchgezogen hat.»
Salzgeber legt nach: «Mir ist schon klar, dass die letzten fünf, sechs Athleten keine guten Bedingungen hatten. Aber in jeder Rennfahrer-Karriere gibt es Situationen, in denen Mann oder Frau nicht Vollgas geben kann. Manchmal sind die Bedingungen halt so, dass man ein bisschen taktisch fahren muss. Im Skispringen gibt es auch die Phasen, wo der eine extremen Aufwind hat, während der andere vom Gegenwind gestoppt wird. Wir Alpinen sollten aber nie so weit gehen, dass wir Wind- oder Nebelpunkte einführen.»
Abschliessend hält der Vorarlberger fest, «dass die Topfavoriten mit den Nummern 6 (Kriechmayr), 7 (Odermatt) bis zu Lucas Feurstein mit der Nummer 13 nahezu identische Bedingungen vorgefunden haben.» Diese Aussage will Tom Stauffer nicht so stehenlassen: «Marco Odermatt (5. im Schlussklassement, Anm. d. Red.) hatte am Start ganz klar am meisten Gegenwind.» Die Wahrscheinlichkeit ist ziemlich gross, dass die Diskussionen um den zweiten Super-G im Olympia-Winter noch ein paar Tage weitergehen werden.