Zwischen Kuhstall und Königstitel
Siegermuni Zibu ist der sanfte Gigant vom Glarnerland

Auf einem Hof im Glarnerland wächst der ESAF-Siegermuni Zibu heran – 1400 Kilo schwer, ruhig, beeindruckend. Blick hat seinen Züchter Bert Horner besucht und mit ihm über Stolz, Schwingfeste und das Leben mit einem Star im Stall gesprochen.
Publiziert: 00:15 Uhr
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Aktualisiert: 00:38 Uhr
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Bert Horner (l.) mit Zibu auf dem Hof – tief verwurzelt in der Glarner Erde.
Foto: Sven Thomann

Darum gehts

  • Zibu, der ESAF-Siegermuni, lebt auf dem Hornerhof im Glarnerland
  • Bert Horner züchtet den Stier seit Jahrzehnten mit Leidenschaft
  • Zibu wiegt mittlerweile über 1'300 Kilo
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Joël HahnRedaktor Sport

Zwischen steilen Bergen, saftigem Grün und dem dumpfen Echo von Kuhglocken liegt er: der Hornerhof. Etwas ausserhalb von Glarus, dort wo das Tal weit wird und die Hektik fern bleibt, lebt ein Tier, das auf der grössten Bühne des Schwingsports für Staunen sorgen wird: Zibu, der Siegermuni des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests in Mollis GL.

Bert Horner, der Züchter von Zibu, lebt auf einem Bauernhof, der sinnbildlich für das ESAF steht: gelebte Tradition, Bodenständigkeit, Stolz. Alte Bilder zeigen ihn einst, heute ist er moderner, aber noch immer derselbe – ruhig, funktional, tief in der Glarner Erde verwurzelt. 

Im Gespräch mit Blick gibt Horner seltene Einblicke in sein Leben – und das des vielleicht bekanntesten Stiers der Schweiz.

Auch der Ersatz-Muni steht im Stall bereit

Dass der mächtige Muni Zibu ausgerechnet von hier kommt, begann mit einem spontanen Satz. Bei einer Sitzung der Milchgenossenschaft warf der OK-Präsident Köbi Kamm in den Raum, dass man das ESAF ins Glarnerland holen möchte. Horner habe damals gesagt: «Ich stelle dir den Stier.» Aus dem Satz wurde ein Versprechen – und dann Realität.

Zibu ist ein Tier aus eigener Zucht. Mutter- und Vatertier standen beide auf dem Hof. Die Linie: selbst aufgebaut, sorgfältig gepflegt. Die Selektion beginnt früh. Ein Schwinger ist Horner nie gewesen – dafür aber ein grosser Fan. Seit 2002 besucht er jedes Eidgenössische. «Ich liebe diesen Sport. Für mich ist das ganze Drumherum einfach eindrücklich.» 

Seine Söhne bewirtschaften den Hof. Sein Sohn Peter (37) ist Eidgenosse, jedoch bereits zurückgetreten, der jüngere Sohn Samuel (33) schwingt noch aktiv.

Der Blick in den Stall zeigt: Zibu ist kein Einzelfall. Daneben steht der Ersatzmuni für das ESAF – ebenfalls ein Prachtsexemplar. Und falls es nötig würde, wäre er bereit. Aber: «Zibu ist gesund und munter», sagt Horner. «Wir hoffen, dass der andere nicht zum Einsatz muss.»

1'330 Kilogramm Ruhe

Zibu wiegt heute rund 1’330 Kilogramm – eine gewaltige Erscheinung. Als er für die Fotos geputzt wird, bleibt er ruhig stehen. Gelassen. An seiner Seite: Horner und die derzeitige Auszubildende vom Hornerhof. Trotz seiner Masse wirkt der Gigant keineswegs gefährlich. «Er ist sehr menschenfreundlich», erklärt Horner. «Unsere Enkelkinder spielen oft um ihn herum,
das macht ihm nichts aus.»

Zibu ist Lärm und Menschenmassen gewohnt. Er war bereits an der Olma, am Sarganser Markt – dort, wo viele Leute nahe an die Tiere kommen. «Er bleibt ruhig. Das ist Gold wert, wenn man weiss, dass er vor 60’000 Menschen in der Arena stehen wird.»

Beim Futter gibts keine Experimente

Auch Kondition ist wichtig: Jahrelang ging Zibu die 30 Kilometer zu Fuss von der Alp – eine Traditionsroute. «Aber dieses Jahr nicht mehr, das Risiko ist zu gross», sagt Horner. Trotzdem bekommt der Muni täglich Bewegung. Im Sommer gibts Heu, im Winter eine Mischung aus Silo und Heu – ergänzt mit einem speziellen Stierfutter. «Das hält ihn fit», so Horner. Eine spezielle Diät? «Nein, einfach gutes Futter – und keine Experimente.»

Zibus Tagesablauf ist entspannt. Er steht im Stall, frisst, döst, wird gepflegt. Ab und zu darf er raus. «Letzten Sommer war er noch die ganze Zeit auf der Alp», erzählt Horner. «Aber jetzt bleiben wir lieber in der Nähe – man weiss nie.»

Der Name Zibu – aus der Käsebüchse

Woher kommt eigentlich der Name «Zibu»? Klingt exotisch – erinnert an asiatische Rinderrassen. Doch die Herkunft ist regional. «Zibu» ist ein Kunstname der Geska, dem Glarner Milchverarbeiter und Muni-Partner des ESAF. Deren bekanntestes und ältestes Glarner Produkt: das «Zigerstöckli». Und in der sogenannten «Zibubüchse» vereinen sich diverse Spezialitäten. «So ist der Name entstanden – als Kombination aus Tradition und Markenpartner.»

Die Taufpaten? Vreni Schneider, die Skilegende und Eugen «Geni» Hasler, der 101-fache Kranzgewinner. Doch die Besuche sind selten. Horner lächelt und sagt: «Ich finde, sie dürften ruhig öfter vorbeikommen. Ich habe sie schon lange nicht mehr gesehen.»

Zibu hat zwar keinen offiziellen Fanclub – aber Besucher hatte er dennoch schon einige. «In letzter Zeit wars etwas ruhiger. Aber es gab Zeiten, da kamen Leute nur, um ihn zu sehen.»

Kein Zufall, sondern Lebenswerk

Für Bert Horner ist Zibu kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrzehntelanger Erfahrung. Seit über 40 Jahren züchtet er leidenschaftlich Stiere, kennt jedes Tier beim Namen. Trotzdem: Dass «sein» Muni als Siegermuni im Zentrum des Eidgenössischen steht, ist etwas Besonderes. «Ich bin sehr stolz», sagt er im Gespräch. «Das ist der Höhepunkt meiner Bauernkarriere.»

Und Zibu? Der bleibt vorerst auf dem Hof. Im Stall, wo er sich am wohlsten fühlt. Doch wenn das ESAF ruft, wird er bereit sein – wie ein König, der seinen grossen Auftritt kennt.

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