Darum gehts
- Samuel Giger verlor gegen Pirmin Reichmuth im ersten Gang am Innerschweizer
- Doch kam das Resultat in Seedorf nicht ein paar Sekunden zu spät?
- Die Giger-Fans toben – der Innerschweizer Kampfrichter-Chef klärt auf
Während sich Samuel Giger (27) das Sägemehl vom Rücken putzen lässt, toben vor dem TV die Nordostschweizer Schwing-Fans. Nach der Niederlage gegen Pirmin Reichmuth (29) erreichen den Blick-Reporter mehrere Nachrichten. «Ein riesiger Skandal. Die Uhr lief bereits ab, das ist kein Resultat», moniert jemand. Ein anderer wittert eine Verschwörung: «Der Kampfrichter liess den Gang so lange laufen, bis der Innerschweizer gewann. Eine Frechheit.»
In Seedorf UR bekommt davon vorerst niemand etwas mit. Die einheimischen Fans jubeln lautstark über den Startsieg von Reichmuth am Innerschweizer Teilverbandsfest. Der Zuger konnte Giger erstmals bezwingen. Letzte Saison verlor er auf dem Stoos. Nun glückte ihm die Revanche. Und Giger? Der muss den nächsten Dämpfer verarbeiten.
Viel Kritik in Richtung Giger
Am letzten Wochenende enttäuschte der Lastwagenfahrer beim Nordostschweizer Teilverbandsfest. Mit drei gestellten Gängen gewann er den Kranz nur knapp. Stimmen wurden laut, dass Giger zu wenig spritzig sei. Dem fünffachen Stoos-Sieger Philipp Laimbacher fehlt «die letzte Entschlossenheit». Alle fragten sich, wie Giger auf seine bescheidende Leistung reagieren würde.
Im Duell mit Reichmuth suchte er die Offensive. Ein Kurz-Zug erinnerte an seine dominantesten Zeiten. In die Nähe eines gültigen Resultates kam Giger aber nie. Viele rechneten mit einem Gestellten, bis ihn Reichmuth mit einem Kniestich zu Boden warf. Auf der Brücke versuchte Giger die Niederlage zu verhindern. Dank seines gewaltigen Nackens und seiner durchtrainierten Bauchmuskulatur hielt er gut 30 Sekunden durch.
Innerschweizer Kampfrichter-Boss klärt auf
Als die SRF-Uhr im TV ablief, war Giger noch immer auf der Brücke. Seine Fans jubelten über den Gestellten. Doch der Kampfrichter liess die beiden weiterkämpfen. Rund sechs Sekunden später verliessen Giger die Kräfte. Das Resultat zählte. Aber niemand wusste weshalb. Auf Facebook schreiben viele Schwing-Fans von einem «Bschiss». Dauerte der Gang tatsächlich zu lang?
Blick fragt beim Innerschweizer Kampfrichterchef Jules Schweizer nach. Dieser teilt mit: «Der Kampfrichter hat während des Gangs einmal die Zeit angehalten. Reichmuth wurde am Kopf getroffen und brauchte ein paar Sekunden, um sich davon zu erholen.» Tatsächlich sackte der Zuger mitten im Gang zusammen.
Der Unterbruch dauerte rund 30 Sekunden. Dass der Kampfrichter währenddessen die Zeit stoppte, bekam das SRF nicht mit, weshalb die Uhr im TV weiter lief. Damit ist klar, dass regeltechnisch alles korrekt ablief.
NOS-Sieger enttäuscht in Seedorf
Deutlich kniffliger gestaltet sich die Beurteilung der zweiten Szene, welche die Nordostschweizer verärgerte. Kurz nach der Giger-Niederlage musste sich auch Werner Schlegel (22) geschlagen geben. Er unterlag König Joel Wicki. Doch war der Toggenburger wirklich auf dem Rücken? Die TV-Bilder erlauben kein abschliessendes Urteil. Klar ist, dass die Startpleite Schlegel aus der Bahn warf.
Nach einer weiteren Niederlage und einem Gestellten fiel der gelernte Zimmermann aus den Kranzrängen. Noch am letzten Wochenende triumphierte er am Nordostschweizer. Deutlich besser reagierte Giger auf den frühen Rückschlag. Er bodigte die Verteidigungskünstler Nando Durrer und Christian Zemp. Erst Samuel Schwyzer konnte ihn im fünften Gang bremsen.
Comeback von Hiltbrunner misslingt
So standen sich mit Reichmuth und Wicki zwei Innerschweizer im Schlussgang gegenüber. Wicki reichte ein Gestellter zum Sieg. Und genau so kam es dann auch. Damit krönte Wicki sein bis dato bereits erfolgreiches Comeback. Vor rund vier Wochen musste sich der Luzerner einer kleineren Operation am Knie unterziehen.
Das Comeback von Fabio Hiltbrunner (19) verlief deutlich weniger erfolgreich. Der Sieger des letztjährigen Jubiläumsfestes verpasste am Emmentalischen den Kranz. Einen starken Auftritt zeigte hingegen erneut Michael Moser (19). Der Landwirt wurde erst im Schlussgang von Topfavorit Adrian Walther (23) gestoppt. Dieser siegte in Abwesenheit von Königs-Favorit Fabian Staudenmann (25). Der Mathematikstudent gönnte sich eine Woche vor dem Berner Kantonalen eine Pause.