Darum gehts
- Sinisha Lüscher erhält Unterstützung aus Kanada
- Am ESAF gewann er erstmals den Kranz
- Nun reist er mit seiner Mutter nach Paris
Sinisha Lüscher (19) hat sich längst in die Herzen der Schwing-Fans gekämpft. Für das ESAF reiste Rudy Koller (55) sogar extra aus Kanada an. Mit im Gepäck hatte er ein spezielles Geschenk. «Ich habe mitbekommen, wie Sinisha früher wegen seiner Hautfarbe beleidigt und belächelt wurde. Nun wollte ich ihm etwas Gutes tun», erklärt der ausgewanderte Schweizer.
Deshalb veranstaltete Koller auf seiner Farm zwischen Edmonton und Calgary ein Schwingfest zu Ehren von Lüscher. In die Zwilchhosen stiegen die Kollegen seiner drei Kinder. «Den ersten Gang haben wir nach Grösse und Gewicht eingeteilt.»
Danach trafen jeweils die Sieger und die Verlierer aufeinander. Wer zweimal auf dem Rücken lag, schied aus. «Für sie ging es an der Bar weiter», sagt Koller lachend. Bei der 10. Austragung des Festes vermeldete der Veranstalter eine Rekord-Teilnehmerzahl von 40 Schwingern.
Schwingt Lüscher bald in Kanada?
Wie es sich das im Nationalsport gehört, durfte jeder im Gabentempel einen Preis auswählen. Umliegende Firmen spendeten etwas aus ihrem Sortiment. Ein Grossteil trieb Hundefutter-Produzent Koller selbst auf. Bis spätabends wurde gefeiert und getanzt. Eine Live-Band sorgte für die passende Musik.
Dank der feuchtfröhlichen Stimmung nahm Koller eine Menge Geld ein. Dieses behielt er aber nicht für sich, sondern transportierte es in die Schweiz. Vor dem ESAF überraschte er Lüscher mit dem Geldbetrag. «Es kamen einige Tausend kanadische Dollar zusammen. Sinisha fiel aus allen Wolken.» Tatsächlich wusste der Schwinger gar nicht, wie reagieren. «Ich war überwältigt. Wir haben uns sofort super verstanden», sagt Lüscher.
Nach diesem herzlichen Treffen überlegt sich der Schwinger, bald einmal nach Kanada zu reisen und am Schwingfest von Koller teilzunehmen. Vorerst revanchierte sich der KV-Absolvent mit einer grandiosen Leistung in Mollis GL.
Raclette als Belohnung
Bereits nach sieben Gängen durfte er sich über seinen ersten ESAF-Kranz freuen. Ab sofort trägt Lüscher den Titel Eidgenosse. «Er hat das super gemacht. Ihm zuzuschauen, ist eine grosse Freude», jubelt Koller, der am Donnerstag wieder zurück nach Kanada fliegt.
Bevor auch Lüscher ins Ausland reist, feierte er seinen Kranzgewinn am Sonntagabend auf dem Festgelände. Vor lauter Autogramme und Fotos kam er gar nicht zum Essen. Weshalb er vor dem Gabentempel plötzlich grosse Lust auf ein Raclette verspürte. «Ein Einheimischer organisierte ihm gleich fünf Stück», erinnert sich sein Trainer Jürg Monhart.
Paris-Trip mit der Mutter
Bei der Auswahl der Gabe bewies Lüscher einmal mehr seine bodenständige Art. Anstatt einen Geldbetrag von mehreren Tausend Franken zu wählen, entschied er sich für eine Treichel – als Erinnerung an seinen ersten ESAF-Kranz. «Mir sind die Emotionen, die ich damit verbinde, wichtiger als das Geld», sagt Lüscher. Anschliessend feierte er mit seinen Berner Trainingskollegen bis in die frühen Morgenstunden.
In diesen Momenten des grossen Erfolgs vergisst Lüscher aber nicht, wem er das alles zu verdanken hat. Deshalb reiste er am Mittwochmorgen gemeinsam mit seiner Mutter Petra ein paar Tage nach Paris. Lüscher hat ihr den Kurz-Urlaub geschenkt. «Sie ist immer für mich da und unterstützt mich in allem. Dafür wollte ich ihr etwas zurückgeben.»