Darum gehts
- Stefan Strebel zieht Kandidatur für Obmann-Amt überraschend zurück
- Südwestschweizer haben mit Gegenkandidatur vermeintlich ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen
- Konter der Romands: Turnus ist nicht Gesetz, zudem handelt es sich bei Sturny um den perfekten Kandidaten
Schwinger-Boss Stefan Strebel hat es wieder getan. Einmal mehr ist ihm die Überraschung gelungen. Diesmal jedoch nicht mit den Spitzenpaarungen vor eidgenössischen Anlässen, sondern mit seinem Rückzug als Kandidat für das Amt des Obmanns. «Ich war sehr erstaunt darüber und bedauere es», erklärt Thomas Notter.
Der Nachwuchsverantwortliche des Verbandes kennt Strebel seit Jahren. Die beiden sind Freunde. «Es ist sehr schade, denn Stefan wäre der optimale Mann gewesen für dieses wichtige Amt», ist sich Notter sicher.
Eine überraschende Premiere
Für Strebel sprach seine grosse Erfahrung. Der dreifache Eidgenosse war 15 Jahre lang für den Nordwestschweizer Teilverband tätig. 2020 wurde er mit grosser Mehrheit zum Technischen Leiter des Verbandes gewählt. Das Amt des Obmanns schien der logische nächste Schritt.
Bis die Südwestschweizer vermeintlich ein ungeschriebenes Gesetz gebrochen haben. Aus dem Nichts präsentierten sie mit Guido Sturny an der Abgeordnetenversammlung (AV) einen Gegenkandidaten. Obwohl gemäss einem allgemein akzeptierten Turnus die Nordwestschweizer an der Reihe wären. «So etwas habe ich noch nie erlebt», sagt Strebel.
Eine Absage als grosse Chance
Und was sagt Sturny selbst dazu? Nichts. Er schweigt. Der Südwestschweizer will sich erst Anfang Juli öffentlich dazu äussern. Zuvor müsse noch ein Kommunikationskonzept erarbeitet werden. Auf Blick-Anfrage nimmt Frédéric Mauron, Medienverantwortlicher des kleinsten Teilverbands, Stellung und erklärt die Hintergründe.
Dabei stellt Mauron gleich zu Beginn klar: «Wir haben kein ungeschriebenes Gesetz gebrochen!» Denn nicht der Turnus sei eine ungeschriebene Regel, sondern die Tatsache, dass der Präsident der AV Obmann wird. «Wenn Markus Birchmeier als AV-Präsident angetreten wäre, hätten wir keinen Kandidaten vorgeschlagen.»
Dieser wollte jedoch nicht. «Dadurch sahen wir eine einmalige Chance», erklärt Mauron. Denn noch nie in der 130-jährigen Verbandsgeschichte kam der oberste Schwinger aus der Südwestschweiz. Der kleinste Teilverband war bisher vom Turnus ausgeschlossen. «Da es in der Romandie nur sehr wenige potenzielle Kandidaten mit ausreichenden Deutschkenntnissen gibt», so der Medienverantwortliche.
Nordwestschweizer geben sich geschlagen
Nach Birchmeiers Absage wandten sich die Südwestschweizer an den Verband. Dort liessen sie sich eine mögliche Kandidatur absegnen. Als feststand, dass Sturny sich zur Wahl stellen würde, musste Strebel über sein weiteres Vorgehen nicht lange nachdenken. Er blieb seinem Grundsatz treu: «Ich mache keine Kampfwahl für ein Ehrenamt.»
Deshalb steht Sturny aktuell ohne Gegenkandidat da. Und das dürfte auch so bleiben: «Wir haben uns entschieden, keinen neuen Kandidaten zu suchen», teilt der Nordwestschweizer Präsident Michael Saner auf Anfrage mit. Es bliebe noch genug Zeit für einen Anwärter aus einem anderen Teilverband. Die Wahl erfolgt an der Abgeordnetenversammlung im kommenden März.
Wichtige Nachricht zum Schluss
In den letzten Jahren war Sturny dort als Übersetzer tätig. Seine perfekten Deutsch- und Französischkenntnisse sind ein Argument der Befürworter. Genauso wie seine Vergangenheit im Schwingsport. Sturny sicherte sich 1989 in Stans den eidgenössischen Kranz.
Für Mauron steht deshalb fest: «Guido ist der perfekte Kandidat.» Ob die anderen Teilverbände das auch so sehen, wird sich zeigen. «Wir haben noch nicht gross Werbung gemacht.» Abschliessend betont Mauron, dass die Nominierung von Sturny nicht gegen Strebel oder den Nordwestschweizer Verband gerichtet ist. «Wir wollten diese einmalige Möglichkeit einfach nutzen.»