Knall mitten in der Saison
Schwinger-Boss schmeisst hin – Teilverband sorgte für Eklat

Stefan Strebel zählte jahrelang zu den prägendsten Persönlichkeiten des Schwingsports. Mit seinem Wirken als Technischer Leiter des Verbandes polarisierte er. Nun zieht sich der Aargauer überraschend zurück.
Publiziert: 12:00 Uhr
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Aktualisiert: 12:01 Uhr
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Am Eidgenössischen Schwingfest Ende August steht Stefan Strebel (M.) vorläufig zum letzten Mal im Rampenlicht.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Stefan Strebel verlässt den Schwingverband und zieht sich komplett zurück
  • Er polarisierte mit Modernisierungsvorschlägen und Spitzenpaarungen
  • Sein Abgang hat damit zu tun, dass die Südwestschweizer ein ungeschriebenes Gesetz brechen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Nicola AbtReporter Sport

Stefan Strebel polarisierte im Schwingsport in den letzten Jahren wie kein anderer. Als Technischer Leiter hatte der Aargauer die heikle Aufgabe, den Nationalsport in die Moderne zu führen. Sein Vorschlag, den VAR bei einem Schwingfest zu testen, wurde abgeschmettert.

Für Kopfschütteln sorgten auch seine Entscheidungen im Vorfeld eidgenössischer Anlässe. So nahm Strebel bei der Einteilung der Spitzenpaarungen keine Rücksicht auf ungeschriebene Gesetze. Nun dürfen seine Kritiker aufatmen: Nach dem Eidgenössischen in Mollis GL ist Schluss.

Gemäss Turnus wäre die Nordwestschweiz an der Reihe

Strebel verlässt den Verband. Doch damit nicht genug. Denn der langjährige Schwinger-Boss wird komplett von der Bildfläche verschwinden. Einen Funktionärsjob schliesst er in nächster Zeit aus. «Ich habe sehr viel gemacht und erlebt. Nun freue ich mich auf mehr Freiheit», erklärt er Blick.

Der dreifache Eidgenosse war 15 Jahre lang für den Nordwestschweizer Teilverband tätig. 2020 wurde er mit grosser Mehrheit zum Technischen Leiter des Verbandes gewählt. Nun das abrupte Ende, mit dem kaum jemand rechnete.

Den bis vor wenigen Tagen deutete noch alles darauf hin, dass sich Strebel um die Funktion des Obmanns bemühen würde. Gemäss dem allgemein akzeptierten Turnus wären die Nordwestschweizer an der Reihe, um dieses Amt zu bekleiden. «Deshalb war für mich klar, dass ich mich zur Verfügung stelle», sagt Strebel denn auch.

Strebel vertritt einen klaren Grundsatz

Doch bei der Abgeordnetenversammlung im März kam es zur grossen Überraschung: Die Südwestschweizer stellten einen Gegenkandidaten auf und ignorierten damit das ungeschriebene Gesetz. «Das habe ich noch nie erlebt», sagt Strebel. Vieles deutete auf eine Kampfwahl hin, bis der ehemalige Schwinger seine Kandidatur zurückzog. 

Dafür verantwortlich ist ein Grundsatz, den er seit seinen Anfängen als Funktionär vertritt: «Ich mache keine Kampfwahl für ein Ehrenamt. Die Leute sollen froh sein, wenn sich überhaupt jemand zur Verfügung stellt.» Das macht nun der Südwestschweizer Guido Sturny.

Vom Schwinger-Boss zum Grillmeister

Was die Nordwestschweizer von diesem Gesetzesbruch halten, tönen sie in einer Mitteilung an: «Wir sehen darin die Chance, bestehende Strukturen zu überdenken, und werden das Gespräch mit den anderen Teilverbänden suchen.»

Derweil freut sich Strebel auf sein neues Leben ohne Funktionärsjob. Und das dürfte sich so schnell auch nicht ändern. «Ich werde in meinem Schwingklub mithelfen. Aber eher als Mann hinter dem Grill, der die Bratwürste dreht.»

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