Schwinger Döbeli verlor 14 Kilo
«Es war ein Albtraum – ich dachte an den Rücktritt»

Es passierte auf der Königin der Berge. Schwinger Andreas Döbeli kämpfte nach einer vermeintlich gelungenen Operation wochenlang mit Komplikationen – und verlor über zehn Kilo.
Publiziert: 12:21 Uhr
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Aktualisiert: vor 46 Minuten
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Wann Andreas Döbeli (oben) wieder im Sägemehl stehen wird, ist aktuell noch unklar.
Foto: Marc Schumacher/freshfocus

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Nicola AbtReporter Sport

Einen ungünstigeren Ort für seine Verletzung hätte sich Schwinger Andreas Döbeli (27) nicht aussuchen können. Der Eidgenosse riss sich beim Aufwärmen für den Bergklassiker auf der Rigi (1800 m ü. M.) den Meniskus. «Die 40 Minuten in der Bahn runter ins Tal fühlten sich endlos an», erinnert sich der Landwirt.

Im Vergleich zu dem, was danach folgte, war diese Zugfahrt aber schon fast angenehm. «Erst jetzt, wenn ich zurückdenke, frage ich mich: Wie habe ich das alles ertragen?» Drei Tage nach dem Unfall legte sich der dreifache Kranzfestsieger unters Messer.

Bei der Operation wurde nicht nur der Meniskus geflickt, sondern auch sein seit anderthalb Jahren angerissenes Kreuzband. Was zunächst als gelungener Eingriff betitelt wurde, entpuppte sich bald als weiterer schwerer Rückschlag.

Ein Telefon machte ihm Angst

Gute eine Woche nach der Operation verspürte Döbeli in der Nacht plötzlich starke Schmerzen. «Es fühlte sich an, als hätte ich Krämpfe im ganzen Bein. Ich konnte kein Auge mehr zu tun.» Weil die Medikamente nicht wirkten, liess er sich im Spital untersuchen. Die dort entnommene Flüssigkeit wurde ins Labor geschickt. 

Das Analyse-Ergebnis führte zu einem Anruf bei Döbeli. «Sie sagten, ich müsse sofort ins Spital. Da dachte ich mir: Scheisse, was ist jetzt nicht gut?» Im Sprechzimmer lag bereits die Operationseinwilligung auf dem Tisch. «Da wurde mir klar, dass etwas schieflief.»

Der Arzt erklärte dem Spitzenschwinger, dass eine Infektion die Schmerzen verursachte. Um diese zu bekämpfen, wurde die operierte Stelle gereinigt. Als die Entzündungswerte nach drei Tagen sanken, durfte der Aargauer nach Hause.

Döbeli verlor sehr viele Kilos

Zurück auf dem Hof schnellte der Wert wieder hoch. «Normalerweise liegt dieser bei unter 5. Bei mir ist er zwischenzeitlich auf 220 gestiegen.» Döbeli musste erneut mehrere Nächte im Spital verbringen. Viermal täglich bekam er intravenös Antibiotika verabreicht. 

Die Ärzte reinigten weitere zweimal die operierte Stelle. «Es war ein Albtraum – ich dachte an den Rücktritt. Weil all das, was ich da über mich ergehen lassen musste, dem Schwingen geschuldet war.» Zeitweise durfte Döbeli keinen Zucker essen, um die Entzündungswerte weiter zu senken. In dieser Phase nahm er 14 Kilo ab. «Die Muskeln verschwinden zu sehen, war sehr frustrierend.»

Insgesamt lag er knapp drei Wochen im Spital. Von da aus verfolgte Döbeli auch das eine oder andere Schwingfest. «Natürlich tat das weh. Aber wenn du mit Infusionen im Spital liegst, dann bist du meilenweit weg vom Sägemehl. Das macht es einfacher.» 

Spezielles Schwingfest als grosses Ziel

Mittlerweile befindet sich Döbeli wieder im Aufbautraining bei seinem Coach Tommy Herzog. «Die Balance zwischen Arbeit, Training und Regeneration zu finden, ist aktuell die grösste Herausforderung.» Seine Eltern leisten in dieser Phase auf dem Hof einige Überstunden.

Wann Döbeli wieder im Sägemehl stehen wird, ist unklar. Die ersten Schwingfeste möchte der Aargauer im Juli bestreiten. Dann bleiben ihm noch einige Wettkämpfe, um sich für den Saisonhöhepunkt zu qualifizieren. «Da möchte ich unbedingt dabei sein.» Schliesslich findet das Kilchberger Schwinget nur alle sechs Jahre statt.

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