Armon Orlik über den Saisonstart
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«Funktioniert alles sehr gut»:Armon Orlik über den Saisonstart

Schwägalp-Sieger Orlik lässt Youngster Müller staunen
«Das ist für mich ein absolutes No-Go!»

Spitzenschwinger Armon Orlik trifft seinen designierten Nachfolger Josias Müller. Die beiden Bündner unterhalten sich über Döner, Hasen und ein Morgenproblem.
Publiziert: 14.06.2025 um 11:42 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2025 um 11:45 Uhr
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Der Bündner Josias Müller (l.) bringt mit seinen knapp zwei Metern perfekte Voraussetzungen für das Schwingen mit.
Foto: Sven Thomann

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Nicola AbtReporter Sport

Als Armon Orlik (30) am Zürcher Kantonalen 2013 seinen ersten Kranz gewann, war Josias Müller (19) gerade einmal sieben Jahre alt. Inzwischen fordert das Talent dem Königsanwärter im Training alles ab. «Er ist sehr unangenehm», sagt Orlik. Müller hat bisher drei Kränze gewonnen und gilt als grosse Nachwuchshoffnung der Nordostschweizer. Oberhalb von Maienfeld GR treffen sich die beiden Bündner zu einem unterhaltsamen Gespräch.

Armon Orlik: Josias, trägst du jetzt endlich Schienbeinschoner?

Josias Müller: Ja, seit einigen Wochen. Aber nicht ganz freiwillig. 

Orlik: Wie meinst du das?

Müller: Ich hatte im Frühling einen Abszess im Bein. Die grosse Eiterbeule tat mir unheimlich weh. Zur Wundheilung musste ich einen Schienbeinschoner tragen. So schlecht sind die tatsächlich nicht. Deshalb behalte ich sie nun an. 

Orlik: Sehr gut. Denn ich könnte nicht mehr ohne. Du musst alles schützen, was du kannst.

Müller: Mir imponiert, wie professionell du den Schwingsport betreibst. Wann hast du begonnen, auf die Ernährung zu achten?

Orlik: Mit Anfang 20 machte ich mir diesbezüglich grundlegende Gedanken. Ich suchte in dieser Phase überall Optimierungsmöglichkeiten. Es ging so weit, dass ich einen kleinen Reisemixer in den WK mitnahm. Um mir dort meine Früchte-Smoothies machen zu können. Für das Thema Essen konnte ich sogar meine Mutter begeistern. Sie kam freiwillig mit zum Ernährungsberater. 

Müller: Was hat dir dieser gesagt? 

Orlik: Ich musste eine Woche lang aufschreiben, was ich esse und trinke. Dann haben wir es gemeinsam analysiert und geschaut, was ich brauche und was nicht. Dabei wurde mir gesagt, dass ich auf Süssgetränke verzichten soll. Seither lasse ich die Finger davon. 

Müller: Ich bin eher der Typ, der zwischendurch auch gerne einen Döner ist. 

Orlik: Während der Saison ist das für mich ein absolutes No-Go. Sonst hätte ich ein schlechtes Gewissen. Ich versuche, in allen Bereichen das Beste herauszuholen. Eine solche ungesunde Mahlzeit würde nicht zu meiner Philosophie passen. Nach dem ESAF gönne ich mir so etwas aber schon. Als ich so alt war wie du, hatte ich nach einem Mega-Dürüm noch Hunger. 

Müller: Wenn ich dir zuhöre, wird mir bewusst, wie viel Potenzial ich bei der Ernährung noch habe. Was sich bei mir bewährt hat, ist die Mahlzeit am Abend vor einem Wettkampf. Da esse ich immer Pizokel (Teigwaren; Spezialität aus Graubünden, Anm. d. Red.).

Das ist Armon Orlik

Der Grossvater von Armon Orlik flüchtete im Zweiten Weltkrieg als 18-Jähriger von Schlesien in die Schweiz. Hier verliebte er sich in eine Bündnerin. Im grössten Kanton der Schweiz wuchs Orlik mit drei Brüdern auf. Als Kind machte der Radsport-Fan gerne Judo. Mit 25 Kranzfestsiegen gehört Orlik mittlerweile zu den stärksten Schwingern des Landes.

Der Grossvater von Armon Orlik flüchtete im Zweiten Weltkrieg als 18-Jähriger von Schlesien in die Schweiz. Hier verliebte er sich in eine Bündnerin. Im grössten Kanton der Schweiz wuchs Orlik mit drei Brüdern auf. Als Kind machte der Radsport-Fan gerne Judo. Mit 25 Kranzfestsiegen gehört Orlik mittlerweile zu den stärksten Schwingern des Landes.

Orlik: Das tönt gut. Es gibt dir Energie, das ist das Wichtigste. 

Müller: Aber am Morgen vor dem ersten Gang bringe ich keinen Biss herunter. 

Orlik: Das kenne ich. Ich zwinge mich jeweils trotzdem, etwas zu essen. Ein Butterbrot oder Haferflocken. Das würde ich dir auch empfehlen. Dann hast du etwas im Bauch. Apropos Essen: Stimmt es eigentlich, dass du einen lebenden Hasen in der Küche hattest? 

Müller: Ja, aber nur ganz kurz. Er hat alle Möbel zerkratzt. Deshalb bekam ich von einem Bauern aus dem Nachbardorf ein Gehege. Als meine Eltern nach Hause kamen und ihn im Garten sahen, reagierten sie sehr überrascht. 

Orlik: Sie wussten nichts davon? 

Müller: Nein. Für einmal ging ich alleine an einen Jungschwingertag. Der Hase gefiel mir so gut, dass ich ihn mit nach Hause nahm. Später kauften wir noch einen zweiten. Leider erwischte ihn irgendwann der Fuchs. Aber jetzt interessiert mich noch etwas ganz anderes, Armon. Du wirkst auf mich immer sehr fokussiert. War das schon immer so?

Das ist Josias Müller

Aufgewachsen ist Josias Müller im 400-Seelen-Dorf Zillis-Reischen GR. Als Kind versuchte er sich im Veloclub und im Basketballverein. Mittlerweile ist der Bündner knapp zwei Meter gross. Im Winter trainierte der dreifache Kranzgewinner mit Ex-Skistar Carlo Janka. Neben dem Schwingsport liebt Müller es, mit seiner Drohne zu fliegen.

Aufgewachsen ist Josias Müller im 400-Seelen-Dorf Zillis-Reischen GR. Als Kind versuchte er sich im Veloclub und im Basketballverein. Mittlerweile ist der Bündner knapp zwei Meter gross. Im Winter trainierte der dreifache Kranzgewinner mit Ex-Skistar Carlo Janka. Neben dem Schwingsport liebt Müller es, mit seiner Drohne zu fliegen.

Orlik: Definitiv. Ich ging als Teenager nur selten in den Ausgang. Seit meinen Anfängen im Schwingsport ist dies für mich die klare Nummer eins. Hast du eine Freundin?

Müller: Ja. 

Orlik: In deinem Alter hatte ich das nicht. Mein ganzer Fokus galt dem Sport. Aber es gibt sicher auch andere Wege zum Erfolg. Du musst dich also nicht gerade von deiner Freundin trennen (lacht).

Müller: Sie ist für mich auch überhaupt keine Last. Im Gegenteil. Sie unterstützt mich sehr stark. Ich gehe übrigens auch nicht gerne in den Ausgang. Wenn, dann mit den Schwingkollegen, das sind jeweils lustige Abende. 

Orlik: Wie steht es eigentlich um deinen Ehrgeiz ausserhalb des Sägemehls? 

Müller: Der ist in allen Lebensbereichen sehr gross. Ich gebe immer mein Bestes und strebe den grösstmöglichen Erfolg an. Zurzeit lerne ich Schach. Wenn ich dann sehe, dass mein Gegner noch alle Figuren hat und ich nur noch ein paar, dann kann ich mich langsam mit der Niederlage abfinden. Das macht es etwas erträglicher.

Orlik: Früher haben wir in den Ferien oft Schach gespielt. Aktuell ist das Spiel «Die Siedler von Catan» bei unserer Familie sehr aktuell. Da entstehen jeweils hitzige Duelle. Vor allem mit meinem Bruder Curdin. Wir sind seit unserer Kindheit extreme Konkurrenten. Jeder will immer gewinnen. 

Müller: Das kenne ich. Wenn du mir noch einen abschliessenden Ratschlag geben könntest, welcher wäre das?

Orlik: Achte darauf, dass dein Umfeld nicht zu gross ist. Das Sprichwort «Zu viele Köche verderben den Brei» ist wahr. Ich gehe beispielsweise nur zu einem Mentaltrainer, wenn ich ein Problem habe. Sonst versuche ich, auf so wenige Leute wie möglich angewiesen zu sein. Aber du wirst auf jeden Fall deinen Weg gehen. Ich sehe bei dir grosses Potenzial. 

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