Darum gehts
- Berner Schwinger dominieren den Stoos-Schwinget
- Fabian Staudenmann gewinnt das Fest souverän
- Zu reden geben zwei Fehlentscheide im ersten Gang
Kurz nach 15 Uhr war es wieder so weit. Zwei Berner Schwinger mussten auf dem Stoos gegeneinander antreten. Das sorgte vor drei Jahren für heftige Diskussionen. Damals hatten sich die Gäste gegenseitig aus den Kranzrängen gekegelt. Diesmal war die Situation jedoch eine andere. Neben den beiden Topfavoriten Fabian Staudenmann (25) und Adrian Walther (23) stand nach vier Gängen überraschend auch Eidgenosse Christian Gerber (34) an der Ranglistenspitze.
Die drei führten mit einem Punkt Vorsprung vor allen anderen. «Wenn drei Schwinger derart weit vorne sind, darfst du sie gegeneinander antreten lassen», erklärt Einteilungschef Stefan Muff und ergänzt: «So gaben wir Gerber sogar noch die Chance, in den Schlussgang einzuziehen.» Im teaminternen Duell musste er sich Staudenmann geschlagen geben. Letztlich reichte es dem Dachdecker trotzdem zum verdienten Kranzgewinn.
Zwei Innerschweizer werden Opfer von Fehlentscheiden
Die erdrückende Berner Dominanz an der Ranglistenspitze ist unter anderem auf einen katastrophalen ersten Gang der Innerschweizer zurückzuführen. Mit Marcel Bieri (30) musste ein Teamleader das Fest vorzeitig beenden. Er brach sich im Zweikampf mit Walther die Nase. «Ein riesiger Verlust für uns», so Muff.
Und dann wurden die Einheimischen auch noch Opfer zweier Fehlentscheide. Einmal betraf es den Defensivspezialisten Samuel Schwyzer (23). Dieser musste sich dem zwischenzeitlich führenden Gerber geschlagen geben. «Das war kein Resultat!», ist sich der vierfache Stoos-Sieger Adi Laimbacher (44) sicher. Er sass beim vermeintlichen Siegeswurf direkt am Sägmehlrand und hatte beste Sicht. Die Bilder des Blick-Fotografen geben ihm recht (Video oben).
Wenige Minuten später sorgte eine zweite Szene bei der Schwing-Legende für Kopfschütteln. Romain Collaud legte den Zuger Marco Reichmuth (27) aufs Kreuz. Auch das für Laimbacher ein Fehlentscheid: «Romain hatte ganz klar keinen Griff.» Die TV-Bilder belegen das.
Schlussgang dauerte nur ganz kurz
Der miserable Start in den Tag hat auch die Einteilung beeinflusst. «Die ein, zwei sehr unglücklichen Resultate haben uns nicht in die Karten gespielt. Sonst hätten wir es bei der Einteilung deutlich offensiver angehen können», erklärte Muff. Alle Beteiligten betonten jedoch auch, dass solche Dinge zum Schwingsport dazugehören.
Am Abend durften sowohl Schwyzer als auch Reichmuth die Heimreise kranzgeschmückt antreten. Ganz zufrieden waren sie aber nicht. Schliesslich hätte man den Festsieg gerne zu Hause behalten. Doch Staudenmann war am Pfingstmontag zu stark. Im Schlussgang bodigte der Mathematikstudent Freund Walther im ersten Angriff.
Talente machen Hoffnung
Dass der Kilchberg-Sieger seinen Teamkollegen am Boden überdrehte, überraschte Laimbacher nicht. «Seine Bodenarbeit hebt ihn von allen anderen Spitzenschwinger ab. Wie er die Gegner dort bezwingt, ist richtig stark. Auch seine Effizienz ist beeindruckend.» Im vierten Gang bodigte Staudenmann mit Pirmin Reichmuth die grösste Innerschweizer Hoffnung.
Auch ihn liess er am Boden nicht mehr entkommen. Auf das Berner Duell gegen Gerber angesprochen sagt Staudenmann: «Das ist eine Hassliebe. Wenn wir auf einandertreffen haben beide gut geschwungen. Das ist toll. Aber an einem Bergfest gegen einen Teamkollegen anzutreten, ist grundsätzlich nie schön.»
Etwas darf aus Sicht der Innerschweizer Hoffnung machen: der Auftritt der Talente. Allen voran Lukas Bissig (22), der den Berner Eidgenossen Patrick Gobeli besiegen konnte. Aber auch Marc Lustenberger (22), Lukas von Euw (23), und Samuel Schwyzer wussten zu überzeugen. «Die kommen sehr gut. Wir brauchen noch ein wenig Geduld», ist sich Laimbacher sicher. Berner Paarungen auf dem Stoos könnten also bald der Vergangenheit angehören.