Darum gehts
Die Siegerliste des Nordostschweizer Teilverbandsfests liest sich wie das Who’s Who des Schwingsports. Aufgeführt sind Könige wie Nöldi Forrer, Jörg Abderhalden und Matthias Sempach. Unspunnen-Champions wie Samuel Giger und Daniel Bösch. Oder Schwägalp-Triumphator Armon Orlik und Schwarzsee-Sieger Werner Schlegel.
Blickt man zehn Jahre zurück, taucht ein Name auf, der so gar nicht in diese Reihe passt. Jener von Michael Rhyner.
Kein König, kein Unspunnen-Held, kein Seriensieger – und doch Gewinner des Teilverbandsfests. An seinen sensationellen Triumph im Jahr 2015 können sich nur die wenigsten erinnern. Für Ryhner selbst bleibt sein erster und einziger Kranzfestsieg unvergessen.
Grandiose Aufholjagd nach schlechtem Start
Als ihn Blick darauf anspricht, beginnt der St. Galler begeistert zu erzählen: «Ich erinnere mich noch gut an das besondere Gefühl in der Garderobe vor dem Schlussgang. Alle gingen hinaus, um ihren letzten Kampf zu bestreiten, nur ich musste noch warten.» Dabei hatte am Morgen nichts darauf hingedeutet, dass Rhyner am Abend um den Festsieg schwingen würde.
Einerseits verlor er den ersten Gang gegen Martin Hersche, andererseits war die Konkurrenz stark. Aus dem Bernbiet reisten Stucki und Remo Käser nach Wald ZH. Mit Bösch und Forrer stiegen zwei böse Nordostschweizer in die Zwilchhosen. Und dann waren da auch noch der 17-jährige Giger und der 20-jährige Orlik. «Es lief alles für mich. Ich hatte auch ein wenig Glück», sagt Rhyner.
Verrückte Wende im Bodenkampf
Während er nach der Startpleite mit vier Siegen in den Schlussgang einzog, stolperten die Favoriten gleich mehrfach. Zum Beispiel Stucki, der zweimal stellte – unter anderem gegen Orlik. Und so kam es am Abend zum überraschenden Duell zwischen Rhyner und dem Teilverbandskranzer Marcel Kuster.
Letztgenannter lancierte nach knapp vier Minuten einen gefährlichen Angriff. Am Boden schien Rhyner bereits geschlagen, als er sich mirakulös rettete. «Ich drehte mich aus und merkte, dass mein Gegner fast auf dem Rücken lag. Diese Chance liess ich mir nicht entgehen.» Bis Rhyner realisierte, was er da gerade geschafft hatte, vergingen mehrere Tage.
Spezielle Momente am Steuer eines Lastwagens
In seiner Heimatgemeinde Nassen wurde er feierlich empfangen. «Das habe ich sehr geschätzt. Auch wenn ich lieber im Hintergrund bin.» Zwei Wochen später sicherte sich Rhyner auf der Rigi seinen einzigen Bergkranz. Zu mehr reichte es nicht. «Ich hatte an den Wettkämpfen mit Nervenflattern zu kämpfen.»
Vor vier Jahren ist Rhyner vom Schwingsport zurückgetreten. Inzwischen arbeitet der Ostschweizer als Lastwagenchauffeur. «Wenn ich am Festplatz von damals vorbeifahre, kommen immer wieder schöne Erinnerungen hoch.»
Am Sonntag trifft sich die Nordostschweizer Schwing-Elite in St. Gallen. Rhyner wird auf der Tribüne sitzen und sich fragen, ob wieder einem Aussenseiter die Sensation gelingt.