Darum gehts
- Berner Frust nach ESAF in Mollis GL
- Wurde Staudenmann Opfer eines Fehlers?
- Kampfrichter-Boss hält dagegen und klärt auf
Der Berner Frust nach dem ESAF in Mollis GL ist riesig. Roland Gehrig bringt es auf den Punkt: «Das war ein klarer Fehlentscheid!» Der Technische Leiter der Mutzen meint damit eine Szene im siebten Gang. Fabian Staudenmann legte Domenic Schneider auf den Rücken. Um die Maximalnote zu erhalten, lupfte er beide Schultern des 150-Kilo-Brockens aus dem Sägemehl.
Was nach einem Plattwurf aussah, werten die Kampfrichter aber ganz anders. Weshalb Staudenmann nicht die Note 10, sondern nur eine 9.75 erhielt. Genau dieser Viertelpunkt fehlte dem Mathematikstudenten für den Einzug in den Schlussgang. Dann wäre er mit Werner Schlegel, Armon Orlik und Samuel Giger punktgleich gewesen.
Als einziger Nicht-Nordostschweizer hätte er seinen Platz im finalen Kampf wohl auf sicher gehabt. Doch es kam anders.
Die Berner fühlen sich deshalb betrogen und reichten Rekurs ein. Dieser dürfte aber spätestens mit dem Königstitel von Armon Orlik vom Tisch sein. Der Ärger über den aus ihrer Sicht kapitalen Fehler aber bleibt. Staudenmann will sich nach dem Fest nicht dazu äussern. Auch sonst verweigert der Königsfavorit jegliche Interviews.
Kampfrichter-Boss klärt auf
Seine Tränen nach dem achten Gang sagen genug. Staudenmann ist bitter enttäuscht, weil er sein grosses Ziel verfehlt hat. Auch wegen eines Fehlers der Kampfrichter? «Nein», sagt Kampfrichterboss Peter Ackermann. «Sie haben das umgesetzt, was wir ihnen beigebracht haben.»
Dann erklärt er, was Sache ist: «Für die Maximalnote muss der Angreifer das Gesäss und die beiden Achseln seines Gegners vom Boden heben. Staudenmann aber hatte das Gesäss von Schneider auf seinem Oberschenkel.» Deshalb hätten seine Schützlinge richtig gehandelt.
Für die Berner ist dies der passende Schlusspunkt eines ohnehin schon schwierigen Auftritts beim ESAF in Mollis GL. Bereits im ersten Gang lagen die Mutzen mehrheitlich auf dem Rücken. Mit Matthias Aeschbacher und Michael Moser waren auch zwei Königshoffnungen darunter.
Zwei Berner stechen heraus
Über beide Tage gesehen konnte auch Adrian Walther nicht überzeugen. Der Architekturstudent stellte mit Nick Alpiger und Damian Ott und verlor das Giganten-Duell gegen Samuel Giger. Dementsprechend schlecht war die Stimmung im Berner Team kurz nach dem Schlussgang. Wortlos und mit finsteren Mienen trotteten sie in Richtung Verbandszelt.
Ein Lächeln auf den Lippen hatte als einer der wenigen Fritz Ramseier. Der Überraschungsmann des ersten Tages wurde auch am Sonntag richtig gefordert. Am Morgen traf er mit Domenic Schneider und Werner Schlegel erneut auf zwei Eidgenossen. Einen Tag zuvor hatte er drei solcher Kaliber bezwungen. Diesmal landete Ramseier beide Male auf dem Rücken.
Am Abend durfte er dennoch seinen mehr als verdienten ersten Eidgenössischen Kranz entgegennehmen. Ein Lichtblick war auch das Comeback von Michael Ledermann. Lange war nicht klar, ob er überhaupt antreten kann. Nun reihte er sich mit Rang vier mitten in den besten Bernern ein.