Platz 6 an der WM – bald beginnt ein neues Kapitel
Hirschi ist reif für einen Neuanfang

Marc Hirschi fährt ein sehr gutes, aber kein überragendes WM-Rennen. Mit seinem Wechsel zu Tudor hat er die Weichen für die Zukunft gestellt.
Publiziert: 29.09.2024 um 21:38 Uhr
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Aktualisiert: 29.09.2024 um 22:45 Uhr
Marc Hirschi fährt bei der WM in Zürich auf Rang 6. Damit ist er nur bedingt zufrieden.
Foto: Getty Images
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Kurz zusammengefasst

  • Marc Hirschi wird bei der WM Sechster
  • Hirschi wechselt zum Tudor-Team von Fabian Cancellara
  • Tadej Pogacar gewinnt mit 58 Sekunden Vorsprung
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Ist das jetzt gut oder schlecht? Marc Hirschi (26) wird bei der WM Sechster. Wer dies einem solch happigen Parcours mit 274 Kilometer und knapp 4500 Höhenmetern schafft, muss sich nicht verstecken. Und schon gar nicht entschuldigen. «Ich konnte zeigen, dass ich wieder zur Weltspitze gehöre. Ich bin mit meiner Leistung zufrieden», sagt er.

Dann zögert er. Warum? Klar, es folgt das, was in solchen Fällen häufig folgt: ein aber. «An der WM zählt vor allem der Sieg. Der zweite Platz wäre schön gewesen, aber er wäre auch nur eine Woche lang aktuell», so Hirschi. Was er meint, ist klar: Das Regenbogentrikot des Weltmeisters, das erstmals in seiner Karriere an Tadej Pogacar (26, Slo) geht, ist das begehrteste Dress im Radsport. Wer an einer WM Zweiter oder Dritter wird, trägt weiterhin das normale Trikot seines Teams.

Wie weit Hirschi an diesem Sonntag vom Regenbogentrikot entfernt? Faktisch sind es 58 Sekunden. Und vom Gefühl? «Tadej war der Beste. Als er 100 Kilometer vor dem Ziel angriff, habe ich das schon gesehen – so wie die anderen. Aber jeder hat gedacht: Wenn ich hier mitgehe, explodiere ich. Darum habe ich versucht, in der Verfolgergruppe zu bleiben und zu pokern.»

Der Respekt vor dem Topfavoriten war also gross – sehr gross sogar. Später, auf der letzten Runde des Stadtkurses, greift Hirschi nochmals an. Er will ganz nach vorne, aber auf sich alleine gestellt – Stefan Küng (30) und Mauro Schmid (24) haben nicht ihren besten Tag. Hirschi: «Ich habe gehofft, dass Tadej einbricht. Das ist aber nicht passiert – er war uns allen überlegen.»

Tatsächlich verwaltet der Slowene seinen Vorsprung gekonnt. Seine frühe Attacke hätte bei jedem anderen Fahrer wie ein Kamikaze-Versuch gewirkt. Aber nicht beim Giro- und Tour-de-France-Sieger. Mit Freudentränen im Gesicht sagt Pogacar: «Es war nicht mein Plan, so früh zu attackieren. Eigentlich war es eine doofe Idee. Aber nun bin ich überglücklich, ich wollte schon immer dieses Trikot haben – nun ist es mir gelungen.»

Pogacar: «Schade, dass uns Marc verlässt»

Pogacar und Hirschi verbindet eine Freundschaft – diese entstand in den letzten Jahren im Team UAE Emirates, obwohl der Schweizer immer weniger zu melden hatte. Sprich: Er wurde als Helfer eingesetzt oder zu jenen Rennen geschickt, die ihm nicht besonders lagen oder nicht zur World-Tour-Kategorie zählen. «Ich finde es schade, dass Marc uns verlässt», sagte Pogacar vor der WM.

Für Hirschi, der sich für drei Jahre Tudor-Team von Fabian Cancellara anschliesst, ist der Schritt aber überfällig. Er steht etwa in der Hälfte seiner Profi-Karriere, ist reif für einen Neuanfang und will wissen, wie weit er es als Leader einer Equipe bringen kann. «Ich will noch fünf oder sechs Jahre auf dem obersten Level fahren. Oder noch länger. Mit Tudor habe ich eine tolle Unterstützung und ich freue mich sehr auf diese Herausforderung.»

Auf die Frage, wie er es anstellen wolle, künftig den übermächtig erscheinenden Pogacar herauszufordern, sagt Hirschi: «Es wird schwierig, denn UAE hat ein sehr starkes Team. Aber auch für Tadej wird es nicht einfach, immer in dieser Form zu sein.»

Das Motto: Sollte er schwächeln, will man bei Tudor parat sein. Hilfe wird Hirschi dabei von Julian Alaphilippe (32, Fr), der sich in Zürich bei einem Sturz das Schlüsselbein bricht, bekommen – er dürfte mit Hirschi in einigen Eintagesrennen eine Doppelspitze bilden. 

Noch ist es nicht so weit. Hirschi wird einige Rennen in Italien fahren, darunter den letzten Klassiker, die Lombardei-Rundfahrt. «Die Saison war lang und anstrengend, auch für den Kopf. Ich freue mich auf die Ferien.»

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