Kein Erfolg, keine Westschweizer, nur C-Team am Start
«Eine Katastrophe» – Katzenjammer in der Schweizer Rad-Szene

Schweizer Triumphe gab es bei der Tour de Romandie nicht. Das hat logische Gründe, ist aber dennoch ernüchternd. Und wo waren eigentlich die Westschweizer Fahrer?
Publiziert: 16:55 Uhr
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Aktualisiert: 18:42 Uhr
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Stefan Küng wurde im Zeitfahren als bester Schweizer gefeiert. Er fuhr auf Platz 10. In die Top 3 schaffte es bei der Tour de Romandie keiner.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Darum gehts

  • Schweizer Radsportler enttäuschen bei Tour de Romandie, Experten bleiben optimistisch
  • Kein Westschweizer am Start, Tudor schickte nur zwei Schweizer Fahrer
  • Seit 1998 wartet die Schweiz auf einen heimischen Sieger
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Mathias GermannReporter Sport

Platz 53. Das ist die nackte Wahrheit. Der beste Schweizer im Gesamtklassement der Tour de Romandie war Roland Thalmann (31) – er verlor mehr als 26 Minuten. Vor ihm lagen am Ende Fahrer aus 18 verschiedenen Nationen, von A wie Argentinien über E wie Eritrea bis R wie Russland.

Das ist nur etwas: enttäuschend. Nicht wegen Thalmann – er verhalf seinem Tudor-Teamkollegen Mathys Rondel (21, Fr) zu Platz 9 im Gesamtklassement. Ansonsten gab es (inklusive Prolog) weder einen eidgenössischen Sieg noch einen Podestplatz und schon gar kein Leadertrikot.

Muss man sich Sorgen machen um den Schweizer Radsport? «Nein», findet Ex-Nationaltrainer Marcello Albasini (67). «Wir sind ein kleines Land, haben kein riesiges Reservoir an Fahrern. Da gibt es Wellenbewegungen. Stefan Küng war müde vom langen Frühling und Stefan Bissegger noch nicht im Rennrhythmus.»

Mäder fehlt überall

Dass die Schweizer Radfans seit 1998 auf einen heimischen Sieger der Westschweizer Rundfahrt warten, ist dennoch ernüchternd. Damals gewann Laurent Dufaux. Der heute 55-Jährige aus Montreux VD meint: «Ich hätte gerne einen Nachfolger. Aber wir haben seit Jahren eher Fahrer für Eintagesrennen als für Rundfahrten.»

Der nach einem Unfall verstorbene Gino Mäder (1997–2023) war ein begnadeter Rundfahrer gewesen, er wurde bei der Tour de Romandie 2022 Zweiter. «Gino war stark am Berg, im Zeitfahren und zudem sehr schlau», so Dufaux, «aber leider ist er nicht mehr da.»

Anzahl Romands? Null

Etwas stört Dufaux dann doch noch. Was? Dass kein einziger Westschweizer am Start war. «In den letzten Jahren war immer die Nationalmannschaft dabei – das war sehr wichtig. Doch das erlaubt die UCI nicht mehr. Die Folgen sind spürbar.» Mit Tudor und Q36.5 gibt es derzeit zwar zwei Schweizer Teams auf Profiniveau, die Fahrer mit helvetischem Pass sind dort aber in klarer Unterzahl.

Während Q36.5 verzichtete, schickte Tudor wenigstens ein Team – zwei der sieben Fahrer waren Schweizer (Joel Suter und Thalmann). Dufaux: «Das war eine C-Mannschaft. Schade.»

Richard: «Das verstehe ich nicht»

Tatsächlich hätte Tudor mit den 26-jährigen Robin Froidevaux und Yannis Voisard zwei Romands in der Hinterhand gehabt. «Warum sie nicht starten durften, verstehe ich nicht. Vor allem für Yannis wäre die Tour ideal gewesen als Vorbereitung auf den Giro», sagt Pascal Richard (61), der die Rundfahrt selbst zwei Mal (1993 und 1994) gewann.

Richard sieht wie seine Kollegen längst nicht alles schwarz, meint jedoch: «Eine Tour de Romandie ohne Romands ist eine Katastrophe. Es scheint, als sei diese heimische Rundfahrt für die Schweizer Teams nicht sehr wichtig.»

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