Es ist noch kein Jahr her. Muriel Furrer, ein 18-jähriges, aufstrebendes Velo-Talent, lag bei der Rad-WM in Zürich im Wald. Schwer verletzt. Eineinhalb Stunden dauerte es, ehe sie gefunden wurde.
Kurz darauf starb Furrer im Spital. Für die allermeisten war klar: Das darf nie wieder vorkommen! So weit, so gut. Und ehrenvoll. Bloss: Wie sich jetzt bei der Tour de Romandie Féminin zeigt, gibt es offenbar doch Wichtigeres als die Sicherheit der Fahrerinnen.
Was gerade passiert, ist nur etwas: himmeltraurig. Fünf Teams weigerten sich vor dem Start, ein von der UCI zur Verfügung gestelltes GPS-Tracking am Velo jeweils einer Fahrerin zu montieren. Sie wurden disqualifiziert. Es wurden die ganzen Teams vor dem Start rausgeschmissen. Ein Eklat sondergleichen.
Ein Theater, das nun völlig eskalierte
Warum sie sich querstellten? Offiziell heisst es, man wolle so ein System aus ethischen Gründen nicht nur einer Fahrerin zur Verfügung stellen und sie gegenüber den Teamkolleginnen so bevorzugen. Sie spielten den Ball zurück, die UCI solle jemanden auswählen. Diese Bitte blieb offenbar unbeantwortet. Danach folgte die Disqualifikation.
Das alles wirkt nicht nur wie ein Kindergarten – es ist genau dies. Von Aussen kann man sich das Theater kaum erklären.
Was steckt also dahinter? Einfach: Machtspiele, Politik und kommerzielle Interessen. Während bei der Tour de Suisse alle (Männer und Frauen) mit dem Schweizer GPS-System der World-Tour-Teamvereinigung Velon unterwegs waren (die Tests waren erfolgreich), nahm die UCI den Erfolg zähneknirschend zur Kenntnis, ist man doch seit Jahren mit Velon komplett zerstritten.
Die UCI will für die WM im September in Ruanda darum einen anderen GPS-Anbieter haben – die Tour de Romandie dient dabei als Test. Jene fünf Teams, die ausgeschlossen waren, arbeiten jedoch schon länger mit Velon zusammen. Die Vermutung liegt auf der Hand, dass keine Partei der anderen etwas gönnen will.
Was bleibt? Die Erkenntnis, dass das Thema Sicherheit auf dem Rücken der Velo-Profis ausgetragen wird. So entwickelt sich der Radsport bestimmt nicht weiter.