2022 wollte Mountainbikerin hinschmeissen
Kollers märchenhafter Aufstieg zur WM-Hoffnung

Die Schweizer Mountainbikerin Nicole Koller erlebt eine traumhafte Saison. Nach einer schwierigen Phase 2022 kämpfte sie sich zurück und feierte 2025 ihre ersten Weltcup-Podestplätze. Folgt nun die Krönung an der Heim-WM im Wallis?
Publiziert: 08.09.2025 um 18:43 Uhr
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Medaillen und Champagner gabs für Nicole Koller dieses Jahr bereits: An der EM holt sie im Shorttrack Silber.
Foto: keystone-sda.ch

Darum gehts

  • Nicole Koller überwindet Krise und feiert Erfolge im Mountainbike-Weltcup
  • Trainerwechsel und Mentaltraining führten zu neuem Selbstvertrauen und Fahrstil
  • Drei Podestplätze und regelmässige Top-Ten-Platzierungen in dieser Saison
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Matthias DubachLeiter Reporter-Pool Blick Sport

Als Nicole Koller (28) am Medientag in Crans-Montana VS über ihre bisher traumhafte Saison redet, bekommt sie an einer Stelle feuchte Augen. Die Emotionen kommen bei der Hoffnungsträgerin für die Mountainbike-Heim-WM hoch, als sie in ihrer Geschichte etwas zurückgeht und über das Jahr 2022 spricht. «Die Saison 2022 war extrem schwierig. Ich war kurz davor, den Bettel hinzuschmeissen», sagt die Zürcher Mountainbikerin. 

Man spürt: Der Gedanke, sich damals durch die Nullpunkt-Phase ihrer Karriere durchgekämpft zu haben, nicht aufgegeben zu haben und nun doch noch an der Weltspitze angelangt zu sein, löst bei Koller viel aus. Auch extreme Dankbarkeit gegenüber ihrem Umfeld. «Meine Familie, die Freunde und das Team haben mir immer das Vertrauen gegeben, dass mehr in mir steckt. Auch dann, als mir selber der Glaube daran vielleicht gefehlt hat», sagt sie.

Von ganz unten nach ganz oben

Wegen einer Schulterverletzung und einer mentalen Abwärtsspirale hatte Koller damals eineinhalb Jahre Rennen gefahren, ohne sich überhaupt noch einen Rang als Ziel zu setzen. Heute sagt sie: «Ich bin aber froh, dass ich auch diese Seite des Sports kennengelernt habe.»

Kollers Rechnung ist simpel: Hätte sie damals Schluss gemacht, hätte sie nie wie nun 2025 ihre ersten Weltcup-Podestplätze feiern können und wäre nie als Medaillenanwärterin an der Heim-WM am Start gestanden (Shorttrack in Zermatt am Dienstag, Cross-Country in Crans-Montana am Samstag).

Koller geht gelassen mit Gedanken an die WM-Medaillen um. «Egal, was noch kommt, es ist für mich sowieso schon eine Super-Saison. All die Saisons zuvor hätte ich für ein solches Jahr sofort unterschrieben.» Mit drei Podestplätzen und regelmässigen Fahrten in die Top Ten war die Zürcherin im Weltcup lange beste Schweizerin. Nun geht sie als Schweizer Nummer 2 hinter Alessandra Keller (29) in die heisse WM-Woche.

Der Trainerwechsel entpuppt sich als Volltreffer

Was Koller nach ihrem Krisenjahr doch noch nach vorne gebracht hat? Einerseits der Hinzuzug einer Mentaltrainerin. Und andererseits ein neuer Trainer im physischen Bereich ab November 2023. Ein südafrikanischer Coach aus dem Umfeld ihres Weltcup-Rennstalls von Velohersteller Ghost brachte neue Trainingsmethoden und -ansätze mit. «Vorher hatte ich acht, neun Jahre im Training immer etwa dasselbe gemacht. Es war sehr erfrischend, neue Inputs zu erhalten», sagt Koller. Und weil sie an der Seite von Ghost-Teamkollegin Anne Terpstra (Ho, 34) im Frühling 2024 völlig überraschend und in historisch starker Manier das legendäre Acht-Tage-Etappenrennen Cape Epic gewann, wuchs das Selbstvertrauen wieder.

Vor allem, als Koller im letzten Winter ohne erneute Cape-Epic-Teilnahme die ganze Vorbereitung voll auf Cross-Country ausrichtete und beim Saisonauftakt in Brasilien auf Anhieb aufs Podest fuhr. Es war der Durchbruch. Das Selbstvertrauen kehrte zurück. Und machte Koller zu einer neuen Rennfahrerin: «Ich bin offensiver und wage auch mal was.»

Gute Voraussetzungen für den WM-Shorttrack am Dienstag am Fusse des Matterhorns.

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