Darum gehts
- Robert Kubica gewinnt 24-Stunden-Rennen von Le Mans trotz handicapiertem Arm
- Der damalige Formel-1-Star überlebte 2011 einen lebensgefährlichen Rallye-Unfall
- Kubica kämpfte sich in die F1 zurück und krönt in Le Mans seine Comeback-Story
Wieviel Drama passt eigentlich in ein Rennfahrer-Leben? Jetzt ist Robert Kubica (40) auch noch Sieger beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, von 300’000 Fans gefeiert. Der Pole schreibt ein nächstes, denkwürdiges Kapitel seiner beispiellosen Karriere.
Da war sein kometenhafter Aufstieg aus dem für Autosport exotischen Polen. Da war der Mega-Crash 2008 im BMW-Sauber. Da war der legendäre, einzige Sauber-Sieg 2009 ebenfalls in Kanada. Da war, wie sich erst später herausstellte, ein Vorvertrag ab 2012 mit Ferrari als Teamkollege von Fernando Alonso. Kubica galt als kommender Formel-1-Weltmeister.
Doch dann ist auf einen Schlag alles anders. Denn da ist der schreckliche Unfall im Rallye-Auto im Februar 2011. Ein Rennen in der Winterpause, der Pole macht zum Spass mit. Es wird zum bitteren Ernst. Er knallt derart unglücklich in eine Leitplanke, dass diese ins Auto eindringt und den Formel-1-Star lebensgefährlich verletzt. «Zehn Zentimeter mehr rechts, ich hätte keinen Kratzer gehabt. Zehn Zentimeter weiter links, es gäbe mich nicht mehr», sagte Kubica einst in seinem gewohnt analytisch-nüchternen Tonfall über den Crash.
Kubica hatte einen Ferrari-Vorvertrag für die Formel 1
In einer siebenstündigen Operation im italienischen Savona retten die Ärzte nicht nur sein Leben, sondern auch seinen rechten Arm, der akut amputationsbedroht war. Die Formel 1? Der eigentlich schon gesicherte Sitz bei Ferrari? Die Vorschusslorbeeren? Alles hinfällig.
Doch Kubica kämpft sich ins Rennauto zurück. Sein fast krankhafter Ehrgeiz lässt nichts anderes zu. «Der rechte Arm schränkt mich mehr im Alltag als am Steuer ein. Ich fahre zu 70 Prozent mit links», schilderte er mal das offensichtliche Handicap – auf dem Podest in Le Mans stemmt er die Trophäe nur mit der linken Hand in die Höhe. Der Grad der Einschränkung ist happig.
Kubica kehrte 2013 praktisch einhändig auf die Pisten zurück. Er fährt vier Jahre in der Rallye-WM und dann in der DTM, der Erfolg ist überschaubar. Dann schafft es der Teufelskerl tatsächlich nochmals zurück in die Formel 1 als Stammfahrer. Williams ist 2019 zwar ein Hinterbänklerteam, Kubica holt einen einzigen WM-Punkt. Weil ihm danach sein treuer polnischer Sponsor bei Alfa-Sauber den Platz als Ersatzfahrer finanziert, kehrt der im Team beliebte Pole nochmals nach Hinwil zurück.
Fahrt in die Geschichtsbücher
Doch Kubica will Rennen fahren. Le Mans lernte er vor drei Jahren auf die harte Tour kennen. In der zweithöchsten Kategorie fiel Kubicas Team als Leader in der letzten Runde (!) aus.
Dieses Jahr kommts nun in der Königsklasse zum Kubica-Wunder. Auch, weil der zähe 40-Jährige im privaten Ferrari am Funk klar machte, dass er mit dem Sieg vor Augen keine Stallregie akzeptieren und die favorisierten Werks-Ferrari nicht vorbeiwinken wird. Er sitzt die letzten dreieinhalb Stunden am Steuer und fährt die Sensation eigenhändig nach Hause. Fehlerlos. Es ist eine Fahrt in die Geschichtsbücher. Ein F1-Rennen und in Le Mans zu gewinnen, schaffte in diesem Jahrtausend nur noch Alonso. Und jetzt Kubica – 14 Jahre nach seinem Rallye-Unfall gewinnt er das grösste Langstrecken-Rennen der Welt.