Olympiasiegerin Leone legt Marathon-Sessions hin
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Ausdauer und Präzision gefragt:Olympiasiegerin Leone legt Marathon-Sessions hin

Olympiasiegerin Leone ganz offen
«Es wurde mir alles zu viel»

Schützin Chiara Leone kämpfte nach ihrem Olympiasieg unter anderem mit Selbstzweifeln. Sie spricht erstmals offen über die Schattenseiten ihres grossen Erfolgs.
Publiziert: 16:55 Uhr
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Hinter Schützin Chiara Leone liegt eine schwierige Saison.
Foto: Sven Thomann

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Nicola AbtReporter Sport

Chiara Leone (27) muss schmunzeln, als sie vom Blick-Reporter an ihr nicht eingelöstes Versprechen erinnert wird. Nach einer kurzen Denkpause legt sich die Olympiasiegerin fest: «Im kommenden Jahr ist es so weit.» Vor ihrem Gold-Coup in Paris 2024 hatte die Schützin erklärt, dass sie bei einem Triumph einen Triathlon absolvieren werde.

Doch nicht nur dafür fehlte ihr im letzten Jahr die Zeit – auch das Training kam teilweise zu kurz. Die brutale Quittung: fehlende Spitzenplätze im Weltcup und keine Selektion für die WM. «Es ist eine sehr unangenehme Zeit», erklärt Leone im Rahmen der Neueröffnung des Schützenmuseums in Bern. Ausgestellt ist dort auch die Schiessbekleidung, mit der sie Olympia-Gold gewann.

Selbstzweifel zu Beginn der Saison

Die Phase danach beschreibt sie mit etwas Abstand als «eine riesige Herausforderung». Besonders schwerfiel es Leone, gewisse Anfragen abzulehnen. «Ich wollte niemanden enttäuschen. Aber mit der Zeit merkte ich, dass es mir teilweise zu viel wurde.»

Die Regeneration kam zu kurz. «Jeder Termin – wie schön er auch sein mag – kostet Energie. Deshalb musste ich lernen, Nein zu sagen.» Leone wusste aber auch, dass die Aufmerksamkeit nicht ewig anhalten würde. Die Aargauerin wollte das Beste aus dieser grossen Chance machen und verzichtete deshalb bewusst auf einige Trainingseinheiten.

Was zur Folge hatte, dass ihre gewohnte Tagesstruktur auseinanderfiel. «Es hat fast neun Monate gedauert, bis ich wieder einen Rhythmus gefunden habe, der für mich passt.» Obwohl der schwache Saisonstart mit dem Trainingsrückstand zu tun hatte, begann Leone, sich zu hinterfragen. «Ich habe an mir gezweifelt. Es war eine brutal schwierige Phase.»

Die Lehren aus ihrer verrückten Schiess-Challenge

Leone wollte ihren Olympiasieg bestätigen und zeigen, dass sie noch immer die Beste ist. «Ich setzte mich viel zu stark unter Druck. Dabei wusste ich doch, dass noch nicht alles zusammenpasste.»

In dieser Phase führte die Schützin viele Gespräche. Sei es mit ihrem Trainer, einem Sportpsychologen oder Freunden. «Während des Erzählens merkte ich teilweise, dass es gar keinen Sinn ergibt, worüber ich mir hier den Kopf zerbreche.»

Auf andere Gedanken kam Leone bei einer verrückten Challenge. Gemeinsam mit einigen Teamkollegen gab sie in fünf Tagen 5000 Schüsse ab. Um das zu schaffen, schossen sie knapp 12 Stunden pro Tag. «Das war eine sehr spannende Erfahrung, was die Automatismen betrifft. Das nächste Mal würde ich es jedoch etwas weiter weg von einem Wettkampf machen. Weil es sehr anstrengend ist.»

Keine offenen Rechnungen mehr zu Hause

Im Frühsommer fand Leone in ihre Spur zurück, und an der EM Ende Juli in Frankreich belegte sie den vierten Rang. «Das war eine riesige Erleichterung. Nach der Quali war ich energietechnisch schon fast am Ende. Ich wollte diesen Spitzenplatz unbedingt.»

Für die WM-Qualifikation reichte dieses Erfolgserlebnis dann doch nicht. Doch es zeigte Leone, dass sie mit dem nötigen Training noch immer Weltklasse ist. Zudem entdeckte sie eines ihrer Erfolgsgeheimnisse aufs Neue. «Ich legte wieder mehr Wert auf meine Wettkampfvorbereitung. So bezahlte ich zu Hause beispielsweise alle Rechnungen vorher. Dann komme ich total frei im Kopf an den Schiessstand.»

Vorbereitung für Premiere laufen

Und die Aufmerksamkeit ist nicht mehr die gleich grosse. Obwohl sie noch immer erkannt wird, kann sie sich nun wieder mehrheitlich dem Sport widmen. Regelmässig geht sie aufs Velo, schwimmen oder laufen.

Als Ausgleich zum Schiessalltag und um sich insgeheim auf den Triathlon vorzubereiten. «Nur zum Spass mache ich da nicht mit. Dafür ist mein Ehrgeiz zu gross», meint sie augenzwinkernd. Und erklärt dann, dass sie einen Triathlon absolvieren will, der über die olympische Distanz geht – wie könnte es auch anders sein.

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