Darum gehts
- Simon Ehammer verpasst Medaillen bei Olympia und WM im Weitsprung
- Der Appenzeller hält trotz Rückschlag an Trainer Karl Wyler fest
- Ehammer will bis Ende 2026 entscheiden, ob er den Doppelstart fortführt
Einer muss Vierter werden. Das ist ein Satz, mit dem man jeden Sportler, der ums Podest kämpft, jagen kann. Gute Leistung, schlechter Lohn. Undankbarer gehts nicht. Simon Ehammer (25) kann mittlerweile ein Liedchen davon singen. 2024 klassierte er sich an den Olympischen Sommerspielen in Paris im Weitsprung auf ebendiesem vierten Platz. Und dann wiederholte sich die ganze Geschichte etwas mehr als ein Jahr später an der WM in Tokio. Läppische drei Zentimeter fehlten ihm dort zu Bronze. Es ist zum in den Balken beissen. Oder wie Ehammer nun mit mehreren Wochen Abstand zu Blick sagt: «Nach Paris war für mich klar: Vierter? Nein, das muss nicht noch mal sein. Deshalb tut dieses Resultat noch mehr weh.»
Nun, zur Tokio-Bilanz gehört auch ein Zehnkampf, der für Ehammer letztlich gar keiner war, weil er den Wettkampf mit einem Nuller im Hochsprung nach nur vier Disziplinen abgebrochen hat. Ein herber Dämpfer für den aufgestellten Appenzeller, der nach wie vor daran ist, das Erlebte zu analysieren. Er habe noch nicht mit allen Coaches eingehend diskutiert, so Ehammer, der direkt nach Tokio zum Abschalten auf die Malediven geflogen ist. So viel stehe aber schon mal fest: «Dass ich zunächst im Weitsprung Vierter wurde, und dann auch noch so knapp, war das schlechteste Szenario, das für meinen Doppelstart an dieser WM eintreffen konnte.» Es stelle sich ihm die Frage, was geschehen wäre, wenn er mit dem Schwung einer Weitsprung-Medaille hätte antreten können.
Trainer-Out?
Die Frage, ob Trainer Karl Wyler «noch der Richtige» sei, die sich ebendieser im TV-Interview bei SRF gleich selbst stellte, sei hingegen vom Tisch. Ehammer betont: «Wir haben das sehr, sehr schnell rekapituliert. Ich finde, es zeigt, wie professionell Karl arbeitet – und dass er gewillt ist, alles für den Erfolg zu tun. Doch für mich war von Anfang an klar, dass ich mit ihm weitermachen will. Es gibt keinen Grund, etwas zu ändern. Wir ergänzen uns so gut.» Ausserdem gabs für das Gespann heuer viele Erfolge zu feiern: mit Mehrkampf-Silber an der Hallen-EM, dem Schweizer Rekord im Zehnkampf von Götzis, dem Diamond-League-Gesamtsieg sowie dem starken WM-Weitsprung.
Ehammer will nach wie vor auf die Expertise von Wyler vertrauen. Auch Yves Zellweger (Weitsprung-Coach), René Wyler (Gesamtverwantwortung und Planung) sowie Roman Wagner (Stabhochsprung) nehmen wichtige Rollen ein.
Er gibt dem «Prozess» noch Zeit
Ehammer hatte im Vorfeld der WM stets betont, den Doppelstart mit zwei Disziplinen auch als Test anzusehen. Als ein «Herausfinden, wie viel möglich ist». Dass Tokio diesbezüglich nun als misslungen abgestempelt werden muss, nimmt er enttäuscht, aber sportlich hin. Und mit einigen Erkenntnissen: «Machbar ist ein solcher Doppelstart absolut, aber zwei Tage Pause – wie in Tokio – braucht es.» Ein abschliessendes Urteil, ob dieser Weg auch zukunftsfähig ist, könne er aber noch nicht fällen: «Dieser Prozess dauert noch an. Wir geben uns noch bis Ende 2026. Dann schauen wir, was Sinn macht.»
Denn für Ehammer, der letzte Woche wieder voll ins Training einstieg, ist eines klarer als alles andere: «Ich gehe 2028 sicher nicht an die Sommerspiele in Los Angeles, um einfach eine zweite Olympia-Teilnahme abzuholen. Ich will die Medaille, die ich letztes Jahr verpasst habe. Alles andere zählt für mich nicht.» Dazu gehört auch, dass er zuvor womöglich einen seiner Darlings killen und den Fokus auf nur noch eine Disziplin legen muss.