Darum gehts
- US-Leichtathletik-Meisterschaften: Drama zwischen Noah Lyles und Kenny Bednarek im 200-m-Sprint
- Lyles provoziert Bednarek nach Sieg, das führt zu Streit und Wortgefecht
- Nach Festnahme: Sha'Carri Richardson verpasst 200-m-Final um einen Hundertstel
Die US-Leichtathletik-Meisterschaften bieten im Sprintrennen über 200 m jede Menge Theater: Die beiden Superstars Noah Lyles (28) und Kenny Bednarek (26) unterstreichen ihre Rivalität mit einem klassischen Drama in mehreren Akten. Zunächst ist da der sportliche Teil, in dem Lyles seinen Widersacher mit einem Schlussfurioso kurz vor der Ziellinie abfängt und das Rennen spektakulär gewinnt. So weit, so unterhaltsam.
Doch Lyles gelingt just im Finish direkt der spielende Übergang zum nächsten Akt. Als er Bednarek überholt, schaut er provokativ zu seinem Rivalen zurück, als wollte er diesem zeigen, wer da der Chef im Hause in Eugene (Oregon) ist. Letzterer wiederum lässt sich dies freilich nicht gefallen – und schubst Lyles noch im Auslaufen weg. Dieser strauchelt, dreht sich um und breitet affektiert die Arme aus. Der Zoff hat seinen Höhepunkt erreicht. Oder doch noch nicht? Denn nach einem ersten Wortgefecht geht es später vor laufender NBC-Kamera weiter.
«Ich sag dir, wenn du ein Problem hast, dann erwarte ich einen Anruf», raunt Bednarek dem Sieger entgegen. Und Lyles antwortet: «Weisst du was? Du hast recht. Lass uns danach weiterreden.»
«Das zeugt von keinem guten Charakter»
Nun, die beiden geben sich letztlich die Hand. Doch Bednarek hat dem TV-Sender schon noch mehr zu sagen. «So etwas macht man nicht mit mir. Ich mache solche Dinge nicht. Das zeugt von keinem guten Charakter. Trotzdem muss ich ihm Respekt zollen. Er war der Bessere heute.»
Lyles selbst sagt «auf Anweisung des Coaches» nichts mehr zum Streit. Bednarek aber verweist seinerseits noch auf schon länger schwelende Probleme: «Persönliche Dinge, die wir nun angehen müssen.» Lyles schweigt auch hierzu. Er spricht lieber über sein bislang schwieriges Jahr, in dem er verletzungsbedingt lange ausfiel – und hat dann doch noch einen Seitenhieb an die Konkurrenz parat: «Wenn sie mich jetzt nicht schlagen können, dann werden sie es nie tun.»
Richardson nach Festnahme auch sportlich im Elend
Drama in Eugene? Das gibt es im Übrigen auch bei den Frauen. 100-m-Weltmeisterin Sha'Carri Richardson (25) muss nach dem Wirbel um ihre Festnahme in Folge eines Streits mit ihrem Partner Christian Coleman (29) einen herben Dämpfer hinnehmen. Sie verpasst über 200 m den Final – und das wegen eines einzigen Hundertstels Rückstand auf den letzten Qualifikationsplatz. Richardson soll ihren Freund im Vorfeld der amerikanischen Meisterschaften am Flughafen Seattle körperlich angegriffen haben. Nach Polizei-Angaben hat sie Coleman mehrfach geschubst und einen Kopfhörer nach ihm geworfen, weshalb sie kurzzeitig festgenommen worden war. Coleman weigerte sich in der Folge, sich an den Ermittlungen zu beteiligen und lehnte es ab, «ein Opfer zu sein».