Darum gehts
- Diskus-Final bei Leichtathletik-WM in Tokio von heftigen Regenfällen beeinträchtigt
- Athleten improvisierten mit ungewöhnlichen Schuhen für besseren Halt
- Schwede Daniel Stahl gewann mit 70,47 Metern, erste WM-Medaille für Samoa
Er habe wirklich alles probiert, betont Diskuswerfer Mika Sosna (22): «Am Ende hatte ich sogar Socken über den Schuhen, einfach damit ich ein bisschen Halt finde.» Andere Athleten seien in Strassenschuhen angetreten oder hätten ihre Schuhe getapt. «Jeder improvisierte», so Sosna im Gespräch mit dem deutschen Portal «Sport1».
Der Grund für diese ungewöhnlichen Massnahmen: die heftigen Regenfälle in Tokio, welche den Diskus-Final im Rahmen der Leichtathletik-WM am vergangenen Sonntag erst lange verzögerten und dann für grenzwertige Bedingungen sorgten.
«Der Ring war spiegelglatt, teilweise wirklich wie Glatteis», erzählt Sosna und sah sogar seine Gesundheit gefährdet: «Ich glaube, wir können alle froh sein, dass sich niemand schwer verletzt hat. Jeder Schritt war riskant.» Mit diesen Umständen kam Sosna nicht zurecht: «Ich bin total überfordert gewesen.» Am Ende landete er auf dem enttäuschenden elften Rang.
Deutscher Trainer: «Einer WM nicht würdig»
Den Gefahren war sich auch der Leichtathletik-Weltverband bewusst: Kurzfristig wurde das Reglement gelockert, die Athleten genossen freie Schuhwahl. Zu heiklen Szenen kam es trotzdem: Der Österreicher Lukas Weisshaidinger (33) rutschte bei seinem dritten Versuch aus und prallte hart auf den Ellbogen. Den Wettkampf konnte er danach zwar fortsetzen, ein Spitzenresultat lag für den Olympia-Dritten von 2021 aber ausser Reichweite. Zu Boden ging auch der schlussendlich auf Rang 4 klassierte Australier Matthew Denny (29).
Die Bedingungen lösten auch beim deutschen Trainer Markus Münch (39) heftige Kritik aus. Bereits vor Wettkampf-Beginn bezeichnete er die Entscheidung als «einer Weltmeisterschaft nicht würdig». Mit dieser Einschätzung sei er nicht alleine gewesen, wie sein Schützling Sosna verlauten lässt: «Es war wie in einem schlechten Film. Viele Athleten haben sich danach extrem darüber beklagt, wie man eine Weltmeisterschaft unter diesen Bedingungen durchführen kann.»
Nicht zu diesen Athleten gehören dürfte Daniel Stahl (33): Der Schwede schleuderte sein Sportgerät 70,47 Meter weit und übertraf damit sogar seine eigene Saisonbestleistung – ein erstaunliches Resultat unter diesen Umständen. Silber ging an den litauischen Weltrekordhalter Mykolas Alekna (22), Bronze an Alex Rose (34) aus Samoa. Für den Inselstaat ist es die erste Medaille an einer Leichtathletik-WM überhaupt. Der Eintrag in die Geschichtsbücher ist der denkwürdigen letzten WM-Entscheidung also sicher.