Darum gehts
- Jonas Adjetey: FCB-Verteidiger mit ghanaischen Wurzeln und bescheidenem Charakter
- Schicksalsschlag in der Kindheit, Mutter anfangs gegen Fussballkarriere
- 38 Spiele in der Doublesaison, Angebote von ausländischen Klubs abgelehnt
Bei diesem Vergleich winkt Jonas Adjetey sofort lachend ab. Zwar ist der FCB-Verteidiger ein grosser Fan von Action-Filmen mit Arnold Schwarzenegger (78), als Terminator möchte er sich aber nicht bezeichnen. Dabei würde der Ghanaer mit seiner Statur und seiner Spielweise durchaus eine würdige Kopie der Kultfigur der österreichisch-amerikanischen Schauspiellegende abgeben.
Doch wer sich mit Adjetey unterhält, merkt sofort, dass der 21-Jährige alles andere als eine gefühllose Maschine ist. Als ihn Blick zum Interview trifft, gibt er sich sehr zurückhaltend, spricht leise und überlegt, immer wieder lächelt er verlegen. Erst als es im Laufe des Gesprächs um seine Heimat Ghana geht, taut der Verteidiger richtig auf.
Auf Google Maps zeigt er sein Elternhaus in einem Vorort von Accra, wo er aufgewachsen ist. Wenn er in seiner Heimat zu Besuch sei, unternehme er noch immer mit den gleichen paar Freunden etwas, wie er es schon als Kind getan habe, erzählt Adjetey. «Wenn ich dort bin, binde ich niemandem auf die Nase, dass ich Fussballer bin», sagt er.
Mutter verbot Fussball-Karriere
Dabei ist Adjetey in Ghana längst ein Star. Anfang September kommt er in der WM-Quali zu seinen ersten Startelfeinsätzen für die Nationalmannschaft, sowohl gegen Tschad (1:1) als auch gegen Mali (1:0) steht er 90 Minuten auf dem Platz. Auswirkungen auf sein Leben zu Hause habe das aber keine gehabt. «Ich kann mich gar nicht verändern. Ich bin, wer ich bin», so Adjetey.
Aufgewachsen ist er in mittelklassigen Verhältnissen. «Es war nicht alles top, aber es war ok. Meine Eltern haben für meine Schwester und mich immer alles gegeben», erzählt er. Doch noch im Kindesalter muss Adjetey einen schweren Schicksalsschlag hinnehmen. Sein Vater stirbt in einem Verkehrsunfall. «Ich war in der Schule, als ich davon erfahren habe.»
Seine Mutter muss die Familie daraufhin alleine durchbringen, hat zwischenzeitlich zwei Jobs. Die einstige Leichtathletin, der eine grosse Karriere verwehrt geblieben war, ist kein Fan davon, dass ihr Sohn ebenfalls Profisportler werden möchte. Zwischenzeitlich verbietet sie ihm sogar das Fussballspielen. Gemeinsam mit seinem Umfeld kann Adjetey seine Mutter aber irgendwann umstimmen. «Ich bin sicher, dass sie heute glücklich mit der Entscheidung ist», sagt er lächelnd.
FCB-Wechsel ein Schockmoment
Dass er es tatsächlich zum Fussball-Profi geschafft hat, hängt aber nicht nur mit seinem grossen Talent zusammen. Sondern vor allem mit einem riesigen Zufall. Im November 2021 reist David Degen (42) mit dem damaligen Kaderplaner Philipp Kaufmann (31) nach Ghana, um Emanuel Essiam (21) zu beobachten, der heute ebenfalls beim FCB unter Vertrag steht. Dabei sticht ihm in einem Testspiel Adjetey aufgrund seiner Athletik und seines Tempos sofort ins Auge. Schnell ist der Entschluss gefasst, auch den Verteidiger nach Basel zu lotsen. «David ist wie ein Vater für mich», sagt Adjetey heute über den FCB-Boss.
Doch zum Wechsel kommt es erst ein paar Monate später. Mit der ghanaischen U20-Nationalmannschaft bestreitet er ein kleines Turnier in Frankreich. «Einen Tag bevor wir nach Ghana zurückfliegen sollten, sagte mir mein Berater plötzlich, dass ich probeweise nach Basel wechseln kann», erzählt Adjetey. «Es war wie ein Schockmoment.» Statt in zurück in die Heimat geht es für ihn in die Schweiz. Nur zwei kleine Taschen hat Adjetey dabei, als er am Euroairport ankommt.
Gerade einmal 18 Jahre ist er damals alt. Trotzdem hat er keinerlei Probleme, sich in der Schweiz ein neues Leben aufzubauen. «Ich bin ein Mensch, der versucht, schnell Dinge zu lernen. Darum gehe ich immer von mir aus auf neue Menschen zu», sagt Adjetey. «Basel ist schnell zu meinem zweiten Zuhause geworden.»
Sommer-Transfer abgelehnt
Bis Adjetey auch als Spieler richtig in Basel ankommt, dauert es aber etwas länger. Über ein Jahr sammelt er Spielpraxis in der U21, bis er im Frühling 2024 endlich seine Chance bekommt. In den letzten acht Saisonspielen verpasst Adjetey keine einzige Minute, keines davon verlieren die Basler.
In der vergangenen Doublesaison ist der Verteidiger nicht mehr aus der Startelf wegzudenken. 38 Spiele bestreitet er in Meisterschaft und Cup – und spielt sich so auch auf den Radar ausländischer Klubs. In diesem Sommer flattern dem FCB gleich mehrere lukrative Angebote für Adjetey ins Haus. Unter anderem soll Galatasaray Istanbul bereit gewesen sein, eine zweistellige Millionensumme auf den Tisch zu legen.
Doch Adjetey hat sich gegen einen Wechsel entschieden. «Ich wollte bleiben, weil Basel der beste Klub ist, um mich weiterentwickeln. Hier kann ich in dieser Saison zum ersten Mal internationale Erfahrungen sammeln», erklärt er. «Wenn ich irgendwann in Zukunft wechseln werde, wird das für mich nicht mehr neu sein.»
Los geht das Basler Europa-Abenteuer am Mittwochabend auswärts gegen Freiburg. Liefert Adjetey auch dort genau so ab, wie er es in der letzten Saison in der Super League getan hat, wird er spätestens im nächsten Sommer weiterziehen. Nicht nach Hollywood wie Arnold Schwarzenegger, aber zu einem internationalen Top-Klub.
Mannschaft | SP | TD | PT | ||
---|---|---|---|---|---|
1 | 6 | 10 | 15 | ||
2 | 6 | 5 | 13 | ||
3 | 6 | 4 | 12 | ||
4 | 6 | 2 | 11 | ||
5 | 6 | 3 | 10 | ||
6 | 6 | -1 | 10 | ||
7 | 6 | 0 | 8 | ||
8 | 6 | 0 | 6 | ||
9 | 6 | -4 | 5 | ||
10 | 6 | -4 | 4 | ||
11 | 6 | -6 | 4 | ||
12 | 6 | -9 | 2 |