Pajtim Kasami auf Klubsuche
«Habe bei Sion nie eine Chance erhalten»

Pajtim Kasami ist ohne Klub. Der Ex-Nati-Spieler erklärt, warum es bei Sion nicht geklappt hat, wie er über eine Rückkehr nach Italien denkt und wie er sich zwischen GC und dem FCZ entscheiden würde.
Publiziert: 09.07.2025 um 12:09 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2025 um 12:36 Uhr
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Pajtim Kasami war bei Sion zum Zuschauen verdammt.
Foto: Pascal Muller/freshfocus

Darum gehts

  • Pajtim Kasami spricht über schwieriges Jahr und Zukunftspläne im Fussball
  • Rückkehr zu Sion scheiterte, Kasami sucht nach neuem Verein
  • Der 33-jährige Profi absolvierte zweiwöchigen Trainerkurs für UEFA-B-Lizenz in England
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Tobias WedermannFussballchef

Es war das wohl schwierigste Jahr in seiner bisher 15-jährigen Karriere als Fussballer: Pajtim Kasami spielt in der Hinrunde bei Sampdoria Genua plötzlich keine Rolle mehr, löst den Vertrag im Winter auf und kehrt zum Ex-Klub Sion zurück, um dort die Freude am Fussball wiederzufinden. Doch so weit kommt es nicht. Vor einer Woche wird auch dieser Vertrag «in gegenseitigem Respekt» aufgelöst. Im Interview mit Blick spricht der 33-Jährige über die Vorkommnisse, gibt einen Einblick in seine Gefühlslage und seine Zukunftspläne.

Pajtim Kasami, 143 Tage dauerte Ihre Rückkehr zum FC Sion. Was ist passiert?
Pajtim Kasami:
Ich habe nie die Chance erhalten, mich zu zeigen.

Waren Sie überhaupt fit? Als Sie im Februar ins Wallis kamen, hatten Sie keinen Spielrhythmus.
Das stimmt. Aber nach wenigen Wochen war ich bereit, fit und wollte der Mannschaft im Abstiegskampf helfen.

Trotzdem wurden Sie nie für die Startelf berücksichtigt, auch nicht, als Sion sechs Spiele in Folge nicht gewinnen konnte. Warum?
Der Trainer hat so entschieden. Das gilt es zu akzeptieren. Dennoch war es ohne Vertrauen und Einsatzzeit für mich schwierig, Leistung zu bringen.

Warum sind Sie dann überhaupt zu Sion zurückgekehrt?
Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Präsident Christian Constantin und viele gute Erinnerungen an meine ersten drei Jahre bei Sion. Nach der Trennung von Sampdoria war ich im Winter niedergeschlagen und dachte, dass ich in Sion die Freude am Fussball zurückbekomme. Ich hatte mehrere Angebote, aber mein Bauchgefühl sagte Sion. Das Ding an Entscheidungen ist: Du kannst nicht in die Zukunft schauen und liegst entsprechend auch mal falsch.

Vor einem Jahr waren Sie bei Sampdoria ein gefeierter Spieler, Teil des Captainteams, kurz vor dem Aufstieg in die Serie A, standen bei Klubs in der höchsten Liga auf dem Zettel. Was ist dann passiert?
Ich hatte wirklich eine super Saison und fühlte mich pudelwohl in Genua. Doch dann kam ein neuer Sportchef, der einen grossen Umbruch durchzog. Fast 80 Prozent des Teams wurden ausgewechselt. Das Klima wurde schlecht, es herrschten Unruhe und Unsicherheit. Unser damaliger Trainer Andrea Pirlo wurde bereits nach vier Spieltagen entlassen.

In der Hinrunde gab es nur vier Liga-Siege – Sie standen bei allen auf dem Platz.
Ja, aber sonst nicht mehr viel. Im November hatten wir bereits den dritten Trainer. In der Winterpause wurde mir und anderen Spielern mitgeteilt, dass wir keine Rolle mehr spielen würden. Das hat mir ein Stück weit das Herz gebrochen. Nach der Vertragsauflösung war ich mehrere Tage am Boden, zog mich zurück. Meine Familie hat mir geholfen, das zu verarbeiten.

Sie sind 33, seit 15 Jahren Profi. Sie wissen, wie hart das Business sein kann.
Natürlich. Aber Sampdoria war etwas Besonderes. Ich habe mich in den Klub verliebt, war stolz, dieses Trikot zu tragen. Ich hatte ein gutes Verhältnis zu Fans und Verantwortlichen. Ich fühlte mich dort zu Hause. Ich habe das bis heute nicht richtig verdaut.

Das ist Pajtim Kasami

Der in Andelfingen ZH geborene Kasami spielte als Junior für Winterthur und GC. 2009 wurde der mazedonisch-kosovarische Doppelbürger mit der Mannschaft um Granit Xhaka U17-Weltmeister. Für die A-Nati kam er zu 12 Einsätzen. Seine grössten Erfolge feierte er in Griechenland, wo er 2015 und 2016 mit Olympiakos zweimal Meister wurde. Ind er Schweiz spielte Kasami für Luzern, Sion und den FCB. Sein zweites Engagement bei Sion endete nun vorzeitig.

Der in Andelfingen ZH geborene Kasami spielte als Junior für Winterthur und GC. 2009 wurde der mazedonisch-kosovarische Doppelbürger mit der Mannschaft um Granit Xhaka U17-Weltmeister. Für die A-Nati kam er zu 12 Einsätzen. Seine grössten Erfolge feierte er in Griechenland, wo er 2015 und 2016 mit Olympiakos zweimal Meister wurde. Ind er Schweiz spielte Kasami für Luzern, Sion und den FCB. Sein zweites Engagement bei Sion endete nun vorzeitig.

Wäre eine Rückkehr nach Genua denkbar? Inzwischen ist der nächste neue Trainer da und der frühere Sportchef aus dem Erfolgsjahr zurück.
Ja, das ist eine Überlegung, die ich mir aktuell mache.

Und sonst?
Ich habe zwei Zuhause. In Italien kennt man mich, es gibt Klubs, die sich für mich interessieren, und ich geniesse dort viel Wertschätzung. Und dann ist da Zürich, dort lebt meine Familie.

GC oder FCZ?
Ich bin ein GC-Bub. Ich habe mehrere Jahre in der Jugend dort gespielt. Bereits im Winter hatte ich mit dem damaligen Sportchef Stephan Schwarz konkrete Gespräche. Dabei sind viele Emotionen hochgekommen. Allein die Vorstellung, nochmals in diesem Trikot aufzulaufen …

Die sportliche Entwicklung bei GC haben Sie aber mitbekommen?
Ja, aber GC ist und bleibt eine grosse Marke im Schweizer Fussball. Und es birgt auch Chancen. Ich durfte bei meinen Auslandsstationen viele wertvolle Erfahrungen sammeln, gute wie schlechte. Diese kann ich den jungen Spielern mitgeben und würde mich zudem bereits gut mit Amir Abrashi verstehen (lacht).

Gibt es aktuell Gespräche?
Nein. Ich schaue jetzt, was auf mich zukommt, und prüfe die Optionen, die ich habe. Klar ist: Diese Entscheidung will ich mir sehr gut überlegen. Der nächste Klub soll einen Sportchef und einen Trainer haben, die einen Plan mit mir verfolgen wollen und an meine Fähigkeiten glauben. Dann werde ich dieses Vertrauen zurückzahlen.

Und bis dahin? Ferien?
Ich habe gerade einen zweiwöchigen Trainerkurs für die UEFA-B-Lizenz in England absolviert. Der Austausch mit Trainern, Scouts und Spezialisten hat mir grossen Spass gemacht und mir viel Positivität zurückgegeben.

Also bald Trainer Kasami an der Seitenlinie?
Ich bin 33, ich bin fit und hoch motiviert. Ich will unbedingt spielen. An alles andere denke ich noch gar nicht gross. Nach der Profi-Karriere wäre das mit dem Trainerjob aber sicher eine Option, die ich mir gut vorstellen kann.

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