«Ich bin im siebten Himmel»
Thuns Wintermärchen ist perfekt

Der FC Thun sorgt für eine Sensation in der Schweizer Super League. Trotz 0:2-Rückstand zur Pause besiegt der Aufsteiger den FC Zürich mit 4:2 und sichert sich den Titel des Wintermeisters. Trainer Mauro Lustrinelli zeigt sich überglücklich über den unerwarteten Erfolg.
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Mauro Lustrinelli jubelt über den Thuner Sieg.
Foto: Pius Koller
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Für Superlative hat der FC Thun in dieser Saison schon mehrmals gesorgt. Und der Aufsteiger tat es auch am Samstagabend. Trotz 0:2-Pausenrückstand schafft er es, sich gegen den FC Zürich drei Punkte zu sichern. Mit vier Toren in der zweiten Halbzeit schickt er den Zürcher Stadtklub zurück in den Letzigrund. Und damit ist das klar, was wohl die gesamte Fussballschweiz im Sommer noch für unmöglich gehalten hat: Thun ist Wintermeister.

Grosse Thun-Party in der Kabine

Das Heimteam jubelt ausgelassen. Erst lassen sich die Spieler vor der Kurve feiern. In der Garderobe setzen sie ihre Party fort. Einmal hallt sogar das legendäre «Campeone, Campeone, olé olé olé» durch die Katakomben.

Der Architekt dieses Erfolgs ist Mauro Lustrinelli (49). Und der Tessiner beschreibt seinen Gemütszustand ziemlich ausgiebig: «Ich bin überglücklich, stolz, ich bin im siebten Himmel, es ist fantastisch, brutal. Es ist einfach eine grosse Freude, was hier in unserer Mannschaft passiert.»

«Haben 188 Punkte geholt»

Damit trifft er den Nagel auf den Kopf. Zwar wirkt es noch immer so, als ob sein Team bei Fans und Beobachtern aus irgendeinem Grund noch nicht viel Kredit geniesst und es immer noch der kleine FC Thun ist. Das lässt den Trainer aber ziemlich kalt. Und auf die Frage, ob seine Mannschaft ab jetzt etwas zu verlieren habe, reagiert er gewohnt lässig. «Man kann immer die zwei verschiedenen Seiten betrachten. Aber was gibt es zu verlieren? Ich schaue nur, was es zu gewinnen gibt.»

Eine Einstellung, die den kleinen FC Thun schon weit gebracht hat. «Wir haben in den letzten 2,5 Jahren 188 Punkte geholt. Ich weiss nicht, welche Profimannschaft in dieser Zeit mehr Punkte gesammelt hat. Letztes Jahr waren wir Wintermeister in der Challenge League. Diesmal sind wir Wintermeister in der Super League. Was soll ich noch mehr sagen?», so Lustrinelli.

Erste Halbzeit ist Thun unsichtbar

Meisterlich war bei Thun in der ersten Hälfte dieser Saison tatsächlich vieles. Lustrinellis Mannschaft ist abgezockt. Sie hat einen eigenen Spielstil, ist schwierig zu bespielen, und sie scheint in jeder Situation zu wissen, was zu tun ist. So auch gegen Zürich.

In der ersten Halbzeit gelingt den Thunern wenig bis gar nichts. Mehrere Spieler sind nicht auf der Höhe. Nur per Standards von Leonardo Bertone (31) werden sie gefährlich. Weil zur Pause zudem ein 0:2-Rückstand resultiert, glaubt irgendwie niemand mehr daran, dass man die Sache noch wenden kann.

Imeri bringt die Wende

Tatsächlich würden viele andere Teams zerbrechen. Nicht so Thun. Das hat an diesem Tag auch mit einem Edeljoker zu tun. Lustrinelli schickt in der zweiten Halbzeit einen gewissen Kastriot Imeri (25) auf den Platz und leitet so die Wende ein.

Zwei Vorlagen gelingen der YB-Leihgabe. «Er hat gezeigt, was für ein Spieler er ist. Ein Top-Transfer, den wir getätigt haben. Ich wünsche mir, dass er in der zweiten Saisonhälfte so viele Spiele wie nur möglich von Anfang an machen kann», so der Trainer.

Immer wieder hat Imeri mit kleineren Blessuren zu kämpfen und muss deshalb geschont werden. Es ist vielleicht das Einzige mit fadem Beigeschmack in dieser bislang historischen Saison. Und auch so ist dem FC Thun der ganz grosse Wurf zuzutrauen.

Brack Super League 25/26
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Thun
FC Thun
19
16
40
2
FC St. Gallen
FC St. Gallen
18
15
34
3
FC Basel
FC Basel
19
8
32
4
FC Lugano
FC Lugano
18
2
30
5
BSC Young Boys
BSC Young Boys
18
3
29
6
FC Sion
FC Sion
18
4
27
7
FC Zürich
FC Zürich
19
-7
24
8
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
17
4
21
9
Servette FC
Servette FC
18
-6
20
10
FC Luzern
FC Luzern
18
-4
18
11
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
18
-8
17
12
FC Winterthur
FC Winterthur
18
-27
10
Meisterschaftsrunde
Abstiegsrunde
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