Die vier grossen Fragen zur Lugano-Krise
Wie sicher sitzt Croci-Torti im Sattel?

Der FC Lugano steckt in einer Krise: Seit saisonübergreifend acht Spielen warten die Bianconeri auf einen Sieg. Was ist nur los im Tessin? Blick beantwortet die vier wichtigsten Fragen.
Publiziert: 06.08.2025 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 06.08.2025 um 14:28 Uhr
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Macht gerade schwierige Zeiten mit Lugano durch: Mattia Croci-Torti.
Foto: keystone-sda.ch
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Carlo Emanuele FrezzaReporter Fussball

Die Saison hat eben erst begonnen. Doch bei Lugano herrscht bereits Alarmstufe Rot. Saisonübergreifend haben die Bianconeri seit acht Partien nicht mehr gewonnen. Und auch das Kalenderjahr ist nicht viel besser: Gerade mal sechs Siege haben sie eingefahren. Das wirft eine Reihe von Fragen auf.

Wie unantastbar ist der Trainer?

Seit fast vier Jahren ist Mattia Croci-Torti inzwischen im Amt. Dabei hatte er praktisch nur Erfolg. Anfang des Kalenderjahres wurde sein Vertrag bis 2028 verlängert. Seither hat sich der Wind aber gedreht: Seit Monaten bläst ihm eine unangenehme Bise entgegen. An vielen Orten wären seine Tage wohl längst gezählt. Schliesslich ist der Coach immer das schwächste Glied in der Kette. Im Tessin gilt das vorerst aber nicht. Zwar ist er unter Druck. Doch der Eindruck ist, dass Investor Joe Mansueto, CEO Martin Blaser und Verwaltungsrat Georg Heitz erst an anderen Stellschrauben drehen, bevor sie den Trainer austauschen. Passend dazu sagt Chief Sports Officer Sebastian Pelzer: «Es wäre sehr einfach, mit dem Finger auf jemanden zu zeigen. Wir sind aber ein Team.» Doch was ist, wenn der Verein bereits in zehn Tagen sein erstes Ziel – die Ligaphase der Conference League – verpasst? Möglich, dass dann erste Konsequenzen folgen. Croci-Torti dürfte das aber überleben.

Was hat Sportchef Sebastian Pelzer mit der Krise zu tun?

Lange war der Deutsche von Chicago aus für Lugano verantwortlich. Dabei arbeitete er zusammen mit Carlos Da Silva, der hierzulande als Sportchef wahrgenommen wurde. Seit diesem Jahr ist alles anders: Pelzer arbeitet in Eigenregie vor Ort im Tessin, und Da Silva ist weg. Ob Zufall oder nicht: Seither geht es bergab. Für das rein Sportliche trägt Pelzer zwar nicht die direkte Verantwortung. Aber für die Transfers schon. Und da harzt es: sowohl auf der Seite der Neuzugänge als auch auf derjenigen der Abgänge. Alarmierend ist, dass es bereits August ist und im Kader noch einige Spieler stecken, die wegwollen. Zum Teambuilding trägt das jedenfalls ganz sicher nicht bei. Und auch nicht dazu, um bestimmte Abläufe auf dem Platz einzustudieren.

Was ist mit Goalie Amir Saipi los?

Die Defensive ist Luganos grosse Baustelle: Albian Hajdari sowie Mattia Zanotti wollen weg, und Antonios Papadopoulos kann sich einen Abgang vorstellen. Wenn man bedenkt, dass Milton Valenzuela den Klub bereits ablösefrei verlassen hat, könnte die gesamte Abwehr ausgetauscht werden – bis auf Goalie Amir Saipi. Dieser hat jüngst betont, dass er sich rundum wohlfühle im Tessin. Das Problem: So spielt er nicht. Seit Monaten stagniert er. Der «Corriere del Ticino» schreibt treffend: «Selten entscheidend, oft ein ganz normaler Goalie und manchmal mit Fehlern, die dem Team schaden.» Die nötige Rückendeckung vom Verein kriegt er ebenfalls nicht. Statt ihm das volle Vertrauen auszusprechen, kündigt Pelzer nach dem Abgang des zweiten Goalies Sebastian Osigwe an, einen neuen Keeper zu holen. Und nicht einfach einen Ersatz, sondern einen, der sich mit Saipi um den Stammplatz duelliert. «Es ist kein Geheimnis. Wir haben schon länger angekündigt, dass wir im Goalie-Team Veränderungen vornehmen. Wir wollen jemanden holen, um den Konkurrenzkampf auf dieser Position zu erhöhen», betont er.

Haben die Reisestrapazen Einfluss auf die Krise?

Es ist seit Jahren ein grosses Problem für Lugano. Immerhin sieht man Licht am Ende des Tunnels. Denn ab nächster Saison spielen die Bianconeri in ihrer neuen Heimat – der AIL-Arena. Bis dahin gilt es aber, solange man europäisch mitspielt, einige Reisestrapazen zu überwinden. Förderlich für die Regeneration ist das nicht. Ein Beispiel gefällig? Am Donnerstagabend spielte Lugano in Rumänien. In den frühen Morgenstunden des Freitags war die Mannschaft wieder zu Hause. Einen Tag später war sie bereits wieder auf der Reise ins Wallis, wo es am Sonntag zur Klatsche gegen Sion kam. Nun waren die Spieler immerhin für ein paar Tage daheim. Doch schon am Mittwoch reisen sie nach Thun, wo am Donnerstag das Spiel gegen Celje ansteht. Am Sonntag kommt mit dem FCB der Titelverteidiger ins Tessin. Sicher hat Lugano aus den Erfahrungen in den letzten Jahren einiges optimieren können. Das Problem: Wenn die Stimmung mit den unzufriedenen Spielern im Team nicht stimmt, dann werden solche Reisen zu einer noch lästigeren Angelegenheit, als sie es ohnehin schon sind.

Brack Super League 25/26
Mannschaft
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Meisterschaftsrunde
Abstiegsrunde
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