BLICK hat nachgefragt
So gehen die Super-League-Klubs mit der Corona-Situation um

Weil nicht gespielt wird, kommen Super-League-Klubs finanziell an ihre Grenzen. Kurzarbeit soll helfen. Eine Übersicht mit allen 10 Klubs zur Finanz- und Alltagssituation.
Publiziert: 20.03.2020 um 20:01 Uhr
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Aktualisiert: 20.03.2020 um 22:25 Uhr
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Leere Stadien, keine Spiele: Die Super League steht still.
Foto: Sven Thomann|Blicksport
Fussball-Redaktion

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pause auf die Super-League-Vereine? BLICK hat nachgefragt.

Sion

Chaos im Wallis. Der FC Sion befindet sich im Zustand der Auflösung. Präsident Christian Constantin hat all seinen Stars fristlos gekündigt!

In einem Brief an die Spielergewerkschaft SAFP spricht er von Krieg und rechtfertigt seine fristlosen Kündigungen.

Zürich

Auch in Zürich macht man sich Gedanken, wie es mit den Spielerlöhnen weitergehen soll. Wie der «Tages-Anzeiger» berichtet, hat FCZ-Präsident Ancillo Canepa seinen Profis mitgeteilt, dass auch sie etwas beitragen und finanzielle Zugeständnisse machen sollen. Sie sollen also auf Lohn verzichten.

FCZ-Boss Ancillo Canepa sagt: «Wir haben eine grosse Verantwortung als Arbeitgeber, als Ausbildner und als Sportveranstalter. Deshalb unterstützen wir alle behördlichen Massnahmen und setzen sie 100-prozentig um. Der Trainingsbetrieb ist bis auf weiteres eingestellt worden. Wir werden am 6. April eine neue Beurteilung vornehmen. Für die Zwischenzeit werden alle Spielerinnen und Spieler individuelle Trainingspläne bekommen. Die Meisterschaft ist unter-, nicht abgebrochen. Die Liga und auch wir wollen unter allen Umständen diese Saison zu Ende spielen. Was momentan den FCZ stark belastet, sind die finanziellen Auswirkungen. Wir haben weiterlaufende Fixkosten. Wir haben gegen 200 Mitarbeiter auf der Lohnliste. Aber wir haben keine Einnahmen aus dem Spielbetrieb. Wir hoffen, dass die vom Bundesrat in Aussicht gestellte Unterstützung rasch und unbürokratisch realisiert werden kann.»

Und Canepa weiter: «Zur Überbrückung werden auch wir, in Übereinstimmung der gesetzlichen Vorschriften, Kurzarbeit einführen. Weitere Abklärungen dazu sind noch im Gang. Ich habe unseren Spielerinnen und Spielern gesagt, dass sie als Sportler nicht primär krankheitsgefährdet sind. Selbst bei einer Ansteckung hätten sie nur leichte Grippesymptome. Aber sie können andere, schwächere, kranke Menschen anstecken. Das kann lebensbedrohlich sein. Deshalb ist es sehr wichtig, dass alle hygienischen Massnahmen umgesetzt werden.»

St. Gallen

In der Ostschweiz lässt man ausrichten: «Wir halten die Abmachungen ein und bezahlen die Löhne, solange wir irgendwie können, pünktlich. Das Thema würde bei uns, falls es dazu käme, grundsätzlich intern und nicht öffentlich besprochen.» Kurzarbeit sei bei der FC St. Gallen Event AG ein Thema. «Wir sind derzeit an der Umsetzung.»

Und der neue Alltag beim FCSG? «Der Trainingsbetrieb der Profimannschaft wird während der kommenden Wochen komplett eingestellt. Die Mannschaft und der Trainerstab haben bis zum 6. April Urlaub. Selbstverständlich werden sich die Spieler individuell um ihren Formstand kümmern», heisst es. Itten, Zigi & Co. ist es nicht untersagt, ins Ausland zu reisen. Die ausländischen Spieler dürfen, sofern möglich, für ein paar Tage nach Hause fliegen. Was im Falle von Zigi (Ghana) oder den beiden Spaniern Jordi Quintilla und Victor Ruiz sicher nicht einfach ist.

YB

In der Mannschaft seien bereits einige Ideen entstanden, wie Zeichen der Solidarität gesetzt werden können, heisst es aus Bern. Auch finanzieller Art. Aber noch sei das nicht spruchreif. Ausserdem sagt YB, dass Mitarbeitende, die in finanzielle Engpässe geraten, wissen, dass sie das Gespräch mit der Klubleitung suchen können, um Lösungen zu finden. YB-Kommunikationschef Albert Staudenmann: «Dank unseren Reserven aus den letzten Jahren haben wir keinen Liquiditätsengpass und können die Löhne bis auf Weiteres bezahlen. Wir haben aufgrund der Lage die Geschäftsstelle geschlossen, auf Homeoffice umgestellt und Kurzarbeit beantragt.»

YB teilt zudem mit: «Die 1. Mannschaft (...) ist nochmals eingehend über die Auswirkungen des Corona-Virus und den Stand der Dinge informiert worden. Der Trainingsbetrieb wird vorderhand mindestens bis zum 31. März ausgesetzt. Was danach geschieht, hängt vom Verlauf des Corona-Virus beziehungsweise von den Vorgaben der Behörden ab. Stand heute ist klar, dass in der Schweiz frühestens Anfang Mai wieder Meisterschaftsspiele stattfinden können, wobei dieser Termin in Anbetracht der allgemeinen Lage noch nach hinten verschoben werden dürfte.» Die Meisterkicker sind aufgefordert, in der Schweiz zu bleiben! Falls aus familiären Gründen gereist werden soll, muss dies laut YB mit dem Klub vorher besprochen werden.

Luzern

FCL-Präsident Philipp Studhalter meint: «Wir beabsichtigen, die Löhne aller Angestellten des FC Luzern so lange wie nur irgendwie möglich in vollem Umfang zu entrichten. Auch wir stehen vor grossen Herausforderungen und müssen die Situation permanent analysieren.» Man prüfe derzeit, Kurzarbeit zu beantragen.

Der FCL gibt seinem kickenden Personal bis am 19. April frei. Das sei aber kein Urlaub, präzisiert der Klub. Die Spieler haben Trainingspläne erhalten.

Lugano

Im Tessin hat man bereits Kurzarbeit beantragt. «Persönlich sind wir den Spielern schon dankbar, dass sie die Kurzarbeit akzeptiert haben. Das ist eine Geste der Solidarität in diesen schweren Zeiten. Wir werden nicht noch mehr verlangen», stellt Präsident Angelo Renzetti klar.

Trainer Maurizio Jacobacci erklärt: «Jeder Spieler hat ein individuelles Programm erhalten. Da es nicht möglich ist, im Kraftraum zu trainieren, wird die Arbeit vor allem konditionell sein, die Torhüter werden spezielle Übungen erhalten, um ihre Sprungkraft und Explosivität zu trainieren.» Jacobacci hat volles Vertrauen in seine Spieler. Auslandsreisen sind nicht erlaubt.

Basel

Der FC Basel reagiert auf die Corona-Krise und hat für einige Mitarbeitende Kurzarbeit beantragt. Nicht davon betroffen sind die Top-Verdiener.

Der Trainingsbetrieb ist bis Ende März eingestellt. Die Spieler bestreiten im Moment ein individuelles Trainingsprogramm. Die Einstellung des Trainingsbetriebs gilt auch für die Frauen- und die Nachwuchsabteilung.

Xamax

Auch in Neuenburg hat man Kurzarbeit beantragt. Ein Lohnverzicht der Spieler sei aber kein grosses Thema. Trainer Joël Magnin sagt: «Bei uns sind die Spieler an einer Hand abzuzählen, die das Maximum bei Kurzarbeit erhalten würden. Unsere Spieler verdienen nicht die grossen Löhne wie beim FCZ, Basel oder YB.»

Auch bei Xamax ist das Training für unbestimmte Zeit ausgesetzt, die Spieler sollen sich zu Hause fit halten. Als Zeichen der Solidarität bietet Xamax an, bei Online-Einkäufen im Fanshop ab 50 Franken die Versandkosten zu erlassen. Die Aktion gilt bis Ende März.

Am 18. März wurde jeder Xamax-Spieler zum Einzelgespräch auf die Maladière geladen. Magnin: «Dabei wurde ihnen ein individuelles Trainingsprogramm überreicht, zudem sind sie über eine mögliche Kurzarbeit informiert worden. Ich hoffe, dass sich jeder an die Anweisungen hält. Bis Sonntag haben die Spieler noch Ferien. Das Trainingsprogramm beginnt nächsten Montag und dauert bis zum 6. April, dann wird weiter geschaut. Alle Spieler müssen in der Schweiz bleiben. Weitere Kontakte zu den Spielern werden bis zum 6. April nur elektronisch oder per Telefon ausgeführt. Das Wichtigste momentan ist, dass wir das Virus besiegen. Erst dann kann man wieder an Fussball denken.»

Thun

Im Berner Oberland hat man ebenfalls Kurzarbeit beantragt. Bevor weitere Massnahmen diskutiert werden, wollen die Thuner nun abwarten, ob das Gesuch für Kurzarbeit bei Spielern mit befristeten Verträgen vom Bundesamt für Wirtschaft gutgeheissen wird.

Der FC Thun teilt mit, dass er «den Trainings- und Spielbetrieb vorbehaltlos eingestellt hat» und das Stadion sowie die Geschäftsstelle geschlossen sind.

Servette

Servette hat den Laden (auch die Geschäftsstelle) dicht gemacht. Die Spieler und die verschiedenen Departements des Klubs machen Skype-Sitzungen, um im Austausch zu bleiben. Damit die Fitness nicht auf der Strecke bleibt, haben die Spieler individuelle Trainingspläne erhalten, vom Kondi-Coach vorbereitet.

Via Internet verbreitet der Klub Auszüge von epischen Servette-Spielen der glorreichen Servette-Jahre. Einige Spieler haben ein 4-gewinnt-Duell auf Twitter gegen GC gemacht – Servette hat gewonnen.

Zur finanziellen Situation haben die Genfer noch keine Stellung genommen.

Super League 24/25 - Meisterrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC Basel
FC Basel
34
44
64
2
Servette FC
Servette FC
34
5
55
3
BSC Young Boys
BSC Young Boys
34
6
53
4
FC Lugano
FC Lugano
34
3
52
5
FC Luzern
FC Luzern
34
8
51
6
FC Lausanne-Sport
FC Lausanne-Sport
34
9
50
Champions League-Qualifikation
UEFA Europa League-Qualifikation
Conference League Qualifikation
Super League 24/25 - Relegationsrunde
Mannschaft
SP
TD
PT
1
FC St. Gallen
FC St. Gallen
33
3
47
2
FC Zürich
FC Zürich
34
-5
47
3
FC Sion
FC Sion
34
-9
39
4
Grasshopper Club Zürich
Grasshopper Club Zürich
34
-13
33
5
Yverdon Sport FC
Yverdon Sport FC
33
-24
33
6
FC Winterthur
FC Winterthur
34
-27
33
Relegation Play-Off
Abstieg
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