Nati-Spieler geht in die Wüste
Was bedeutet Sierros Wechsel zu den Saudis für die WM?

Der Schweizer Nationalspieler Vincent Sierro hat beim saudischen Klub Al-Shabab unterschrieben. Eine auf den ersten Blick überraschende Wahl, die sein Berater Michel Urscheler für Blick einordnet.
Publiziert: 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 17:09 Uhr
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Vincent Sierro (2.v.l.) ist seit Dienstag offizieller Spieler des Al-Shabab FC. Ganz links steht Trainer Imanol Alguacil, rechts neben Sierro befindet sich Agent Michel Urscheler.
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Tim Guillemin

Der Transfer hat lange gebraucht, um über die Bühne zu gehen – nun ist er offiziell: Vincent Sierro ist tatsächlich ein Spieler von Al-Shabab, einem Spitzenklub aus Saudi-Arabien. «Alles war bereits seit mehreren Tagen unterschrieben, aber in Saudi-Arabien gibt es gewisse Verfahren einzuhalten, so ist das», erklärt sein Agent Michel Urscheler. «Es gab keinen Grund zur Sorge. Vincent trainierte, alles war abgeschlossen, der Transfer im Fifa-TMS-System registriert. Es war einzig die offizielle Bekanntgabe, die auf sich warten liess», so der in Sion ansässige Agent.

Tatsächlich hat der Walliser sogar bereits drei Testspiele hinter verschlossenen Türen im Trainingslager seiner neuen Mannschaft in Österreich bestritten. Urscheler: «Er hat am 12. Juli noch mit Toulouse die Vorbereitung aufgenommen, bevor er nach Österreich flog und dort ins Trainingslager von Al-Shabab einstieg. Seit dem 30. Juli trainiert er ganz normal mit seinen neuen Teamkollegen.»

Nichtsdestotrotz sorgt dieser Transfer in der Schweizer Fussballszene für Erstaunen. «Aber warum?», fragt sich der Spielervermittler. «Weil es Saudi-Arabien ist? Viele gute Spieler unterschreiben dort, es ist nicht mehr so wie damals, als Cristiano Ronaldo kam. Die Situation hat sich stark verändert. Wenn man die Namen und Profile der jüngsten Zugänge anschaut: Darwin Nunez von Liverpool, Inigo Martinez von Barcelona oder Kingsley Coman vom FC Bayern. Dann sieht man, dass die Liga wettbewerbsfähig ist. Und Vincent bleibt derselbe: ein Profi, der hart arbeiten wird wie immer», so Urscheler, der verrät, dass das Interesse von Al-Shabab keineswegs neu sei.

Mit Alguacil begann es bei Sierro zu kribbeln

«Sie wollten Vincent schon vor einem Jahr verpflichten, mit extrem attraktiven finanziellen Bedingungen. Damals sind wir gar nicht darauf eingegangen, weil wir fanden, dass der Zeitpunkt nicht passte. Aber der Kontakt blieb bestehen, und im Frühjahr sagten sie, dass sie erneut angreifen wollten – und als zusätzliches Argument nannten sie mir den neuen Trainer, der Fatih Terim ablösen würde.» Sein Name: Imanol Alguacil.

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«Da hat es bei Vincent ehrlich gesagt angefangen zu kribbeln», verrät Urscheler. «Das ist ein grosser Name im spanischen Fussball, ein Mann, der Real Sociedad in die Champions-League-Achtelfinals geführt hat, ein hoch angesehener Trainer. Er kam zusammen mit mehreren Mitgliedern seines Staffs und kennt Vincent sehr gut. Toulouse und San Sebastian liegen ja nahe beieinander. Als Alguacil anrief, stimmte die Chemie sofort. Sie teilen dieselbe Fussball-Philosophie. Der Spielstil von Real Sociedad hat Vincent schon immer fasziniert – und nun unterschreibt genau dieser Coach bei dem Klub, der ihn schon früher wollte! Da dachten wir: Alle Bedingungen sind erfüllt.»

Al-Shabab will wieder ganz nach oben

Also begannen Al-Shabab und Sierros Umfeld ernsthaft zu diskutieren. «Ich sage bewusst diskutieren, nicht verhandeln. Vincent ist ein intelligenter Junge, er wollte vom Projekt überzeugt sein. Es ging nicht nur ums Geld, sonst hätte er schon vor einem Jahr zugesagt», so Urscheler.

Dass Al-Shabab in Riad, der Hauptstadt, beheimatet ist, und dass das Projekt nicht auf ein wahlloses Anhäufen von Stars baut (Yannick Carrasco, Wesley Hoedt und Daniel Podence sind die Aushängeschilder), war ein weiterer Pluspunkt – ebenso wie das Trainerteam. Al-Shabab ist zudem ein traditionsreicher Klub mit sechs Meistertiteln (zuletzt 2012), der in Zukunft wieder ganz nach oben will.

«Natürlich spielte am Ende auch das Finanzielle eine Rolle. Mit 26 hätte ich Vincent nicht zu diesem Schritt geraten. Aber jetzt, knapp 30-jährig, mit nur noch einem Jahr Vertrag in Toulouse, war der Zeitpunkt anders.» In einer Karriere gebe es Etappen, die langfristige Planung verändere sich, erklärt Urscheler. «Man darf nicht lügen: Die Einnahmen, die er hier bekommt, hätte er in Europa kaum erzielen können.»

In zwei Jahren wird Bilanz gezogen

Ausgebildet in Sion, spielte der Mittelfeldmann danach in Freiburg, St. Gallen und bei YB, bevor er im Januar 2023 nach Toulouse wechselte. Ja, das Geld spielte eine Rolle bei seiner Entscheidung – das bestreitet niemand. Doch er hätte noch mehr verdienen und sich endgültig absichern können, auch bei Al-Shabab. «Sie boten ihm vier Jahre Vertrag. Aber wir haben gemeinsam entschieden, auf zwei Jahre zu setzen – ohne Option. Danach ziehen wir Bilanz. Dann ist er 31. Läuft es gut, kann er verlängern. Wenn nicht, kann er immer noch nach Europa zurück.» Viele haben das in den letzten Monaten vorgemacht.

2026 findet die WM statt – mit Sierro?

Natürlich stellt sich auch die Frage nach der Schweizer Nationalmannschaft, ein Jahr vor der WM. Hat Vincent Sierro (13 Länderspiele, EM-Teilnehmer 2024) seine Chancen auf das Turnier in den USA, Mexiko und Kanada mit diesem Wechsel verspielt?

Michel Urscheler hält fest: «Die Medien kritisieren regelmässig Spieler, die nach Saudi-Arabien gehen. Dabei entwickelt sich die Liga ständig weiter und wird immer konkurrenzfähiger. Man hat es bei der Klub-WM gesehen, als Al-Hilal Manchester City ausschaltete. Wenn man die Qualität der Spieler und Trainer dort betrachtet, überrascht das nicht. Ein weiteres Beispiel: Ngolo Kanté, einer der besten Franzosen an der EM 2024, spielt seit 2023 in Saudi-Arabien. Diese Spieler werden selbstverständlich auch von ihren Nationaltrainern berücksichtigt. Letztlich hängt alles vom Ernst und der Professionalität des Einzelnen ab! Vincent ist ein Wettkämpfer mit klaren Zielen, darunter die WM-Teilnahme. Er geht nicht in den Urlaub, sondern arbeitet mit einem sehr kompetenten Staff und trifft jede Woche auf starke Spieler.»

Nati-Coach Yakin weiss Bescheid

Sierro habe übrigens bereits mit Murat Yakin über dieses Thema gesprochen. «Murat wird seine Leistungen weiterhin verfolgen, da bin ich überzeugt. Er weiss, was er an Vincent hat und schätzt ihn – zu Recht. Er hat sich im Blick auch positiv über die saudi-arabische Liga geäussert, als es um Cameron Puertas ging.»

Die saudische Liga startet als letzte in die Saison – für Al-Shabab am 29. August. Urscheler: «Riad liegt fünfeinhalb Flugstunden von Zürich entfernt, das ist nicht am Ende der Welt. Spieler aus gewissen englischen Städten müssen mit Umstiegen sogar länger reisen. Und es gibt nur eine Stunde Zeitverschiebung. Vincent wird derselbe Spieler bleiben – oder sogar noch besser, davon bin ich überzeugt. In einem Jahr reden wir gerne wieder darüber.»

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