Darum gehts
- Mjällby AIF führt überraschend die schwedische Allsvenskan an
- Trainer Anders Torstensson war früher Schulleiter und kämpft mit Leukämie
- Heimspiele finden in Hällevik statt, mit durchschnittlich 4400 Zuschauern
Während die Super League und die europäischen Top-Ligen noch in der Sommerpause sind, wird in anderen Ländern fleissig Fussball gespielt – zum Beispiel in der schwedischen Allsvenskan. Nach etwas über der Hälfte der Saison steht aber nicht etwa Rekordmeister und Titelverteidiger Malmö FF an der Spitze der Tabelle, sondern das noch ungeschlagene Überraschungsteam Mjällby AIF.
Die Mannschaft aus der Provinz Blekinge län im Süden Schwedens liegt mit 40 Punkten nach 17 Spielen vier Punkte vor Verfolger Hammarby. Und das, obwohl sie vor sieben Jahren noch in der dritthöchsten Liga spielte und im Oberhaus noch nie besser klassiert war als Rang fünf.
Stadion liegt im Nachbarort
Klar, dass die bereits jetzt historische Saison auch die Fans begeistert. Über 4400 Leute sehen sich die Heimspiele im Durchschnitt an. Diese finden nicht in Mjällby selbst statt, sondern im Nachbarort Hällevik. Direkt am Meer steht dort das Stadion Strandvallen (dt: Stadtmauer), das Platz für rund 7000 Fans bietet.
«Es ist, als würde man in der Zeit zurückreisen. Es liegt mitten im Nirgendwo, man kann nicht mit dem Zug oder Bus dorthin gelangen – nur mit dem Auto», erklärt der Journalist Michael Wagner von der Zeitung «Aftonbladet» gegenüber dem Fussballmagazin «11Freunde».
Das ist wenig verwunderlich, hat Hällevik doch nur rund 1500 Einwohner. Nochmals etwa 100 Leute weniger wohnen gar in Mjällby – umso beeindruckender der Zuschauerschnitt. Zum Vergleich: Zu Heimspielen des FC Lugano (62'000 Einwohner) kamen in der letzten Saison nur etwa 3900 Zuschauer.
Trainer Torstensson war Schulleiter
Dass der Verein aus einem Kaff in Südschweden nun vom ersten Meistertitel träumen darf, hat er zu einem grossen Teil Trainer Anders Torstensson zu verdanken. Der 59-Jährige war selbst nie Fussballprofi und arbeitete lange Zeit als Schuldirektor, ehe er 2013 zum ersten Mal an der Seitenlinie von Mjällby stand. Nach dem erfolgreichen Klassenerhalt verliess er den Verein aber wieder, um erneut Schuldirektor zu werden. «Ich war mit dem Ergebnis zufrieden, aber extrem erschöpft. Es machte keinen Spass mehr. Ich hörte auf, obwohl ich wusste, dass es keine weitere Möglichkeit geben würde», erklärt er gegenüber «11Freunde».
Doch Torstensson bekam nicht nur eine, sondern sogar zwei weitere Chancen. Nach einer kurzen Amtszeit 2021 übernahm er im Januar 2023 zum dritten Mal den Trainerposten von Mjällby. «Ich habe eine Weile darüber nachgedacht und verstanden, dass dies wirklich die allerletzte Chance ist», erinnert er sich.
Dank zwei Verkäufen zu Beginn seiner Amtszeit, darunter jenem von Noah Persson (22) an YB, hätten die Südschweden seither an Stabilität gewonnen – und die zahle sich nun aus.
Persönlicher Rückschlag
Doch während sportlich alles perfekt zu laufen scheint, muss Torstensson mit einem gesundheitlichen Rückschlag kämpfen. Im letzten August war beim Schweden lymphatische Leukämie diagnostiziert worden. «Wir waren zunächst am Boden zerstört, aber zum Glück ist es eine milde und weniger aggressive Form von Krebs.»
Ihm sei seit dem Befund klar geworden, dass es hundert andere Diagnosen gebe, die schlimmer gewesen wären, erklärte der 59-Jährige im März gegenüber «Sweden Herald». «Ich bin frei von einigen ernsthaften Symptomen. Das bedeutet, dass ich ganz normal leben kann und keine Behandlung brauche. Bisher ist alles gut.»